Um Ihnen ein bestmögliches Nutzererlebnis auf unserer Website zu ermöglichen, verwenden wir Cookies. Mit der Nutzung unseres Angebotes erklären Sie sich damit einverstanden. Weitere Informationen dazu finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Feuerwehr rüffelt Kreisbehörde

22. Februar 2018 | Von

Weinheim. Sonntagmorgen, 7 Uhr, die Ehrenamtlichen der freiwilligen Feuerwehr müssen wegen eines Brandmeldealarms ausrücken. Das Ziel: die Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Ebert-Park-Hotel in der Freiburger Straße. Mal wieder! Mehr als 20 Mal wurde die Feuerwehr im Jahr 2017 dorthin alarmiert – und der traurige Trend scheint sich 2018 fortzusetzen.

Ein Umstand, der den Kommandanten der Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt, Ralf Mittelbach mächtig sauer macht. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Rhein-Neckar-Kreis, der sich aus seiner Sicht zu wenig um die Zustände in der Unterkunft kümmert, in der aktuell 93 Menschen leben.

„Wir sind alle ehrenamtliche Kräfte, die wegen etwas ausrücken müssen, das vermeidbar ist“, sagt Mittelbach. Denn meistens ist nichts Schlimmes passiert, beispielsweise „nur“ das Essen auf einem der vielen Herde in der Gemeinschaftsküche angebrannt.

„Wir hatten schon zu Anfang Schulungen für die Bewohner angeboten, aber der Rhein-Neckar-Kreis hat abgelehnt“, sagt Mittelbach. In den städtischen Unterkünftigen hingegen hätte die Feuerwehr die Menschen über Grundsätzliches aufgeklärt. Mittelbach: „Schon das Prinzip der Freiwilligen Feuerwehr kennen viele der Bewohner nicht. Sie kommen aus Ländern, in denen die Feuerwehr Teil des Staatsapparates ist und deshalb stehen sie ihr skeptisch gegenüber. Wir mussten ihnen dann erst einmal erklären, dass sie vor uns keine Angst haben müssen.“ Auch das richtige Verhalten im Brandfall, wurde erklärt. Um Sprachbarrieren zu umgehen wurde dabei viel mit Bildern und Videos gearbeitet, sagt Mittelbach.

Im Ebert-Park-Hotel hingegen: Fehlanzeige. Trotz des Alarms war die Unterkunft am Sonntag nicht geräumt, wie die Feuerwehr in einer Pressemitteilung schrieb. „Und der Sicherheitsdienst wird nicht ernst genommen.“

Außerdem kritisiert Mittelbach die baulichen Zustände. „Die Entlüftungsanlage in der Küche lief lange Zeit viel zu langsam. Ein neues Gerät hätte 2000 Euro gekostet. Das ist im Vergleich dazu, dass ein Feuerwehreinsatz mehrere Hundert Euro kostet, keine so große Investition“, sagt Mittelbach.

Schon seit Längerem hat Mittelbach den Rhein-Neckar-Kreis mit den Missständen konfrontiert. Und seine Bemühungen scheinen langsam Früchte zu tragen. Denn Kreissprecherin Silke Hartmann sagt: „Unser Ordnungsamt hat bereits einige Maßnahmen in die Wege geleitet, um die Zahl der Feueralarme in der Gemeinschaftsunterkunft Weinheim, ehemaliges Ebert-Park Hotel, zu reduzieren.“ Beispielsweise wurden die Rauchmelder in der Küche bereits durch Hitzemelder ersetzt. „Im Bereich vor der Küche sowie in den Fluren und Zimmern sind noch Rauchmelder installiert. Dies ist unseres Erachtens auch notwendig, da sonst die Gefahr besteht, dass ein Brandereignis von den Hitzemeldern zu spät oder bei einem Schwelbrand eventuell auch überhaupt nicht erkannt wird“, so Hartmann.

„Darüber hinaus haben wir gerade vor zwei Wochen mit sämtlichen Bewohnerinnen und Bewohnern über die richtige Nutzung der Kücheneinrichtungen gesprochen und darauf hingewiesen, dass möglichst jede Rauchentwicklung (auch in den Zimmern) zu vermeiden ist“, so die Sprecherin des Kreises. Und sie verspricht: „Wir werden weiterhin im Dialog mit der Feuerwehr prüfen, wie die Situation verbessert werden kann.“ Die Einsatzzahlen werden zeigen, ob die Maßnahmen des Kreises dazu schon ausgereicht haben. vmr

Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 21.02.2018