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Weinheim brütet unter der Hitze – Hitzefrei an Schulen, Hochbetrieb im Freibad und Habtachtstellung bei Pflege- und Rettungskräften: Die RNZ hat sich umgehört

5. Juli 2015 | Von

Weinheim. Die Zweiburgenstadt gilt als einer der wärmsten Orte der Republik – und ist auf ihr durchweg mildes Klima ziemlich stolz. In diesen Tagen aber brütet auch Weinheim unter der Hitzewelle in der Region, am Samstag sollen die Temperaturen auf bis zu 38 Grad im Schatten klettern. Was tun – und was lassen? Die RNZ hat sich umgehört. In Schulen, Pflegeeinrichtungen, bei Tierärzten und im Schwimmbad.

 

Nicht zuletzt auf Weinheims Bäder wirkt sich die Hitze aus. Das TSG Waldschwimmbad etwa rechnet in den nächsten Tagen mit einer Verdopplung der Besucherzahlen. „Am Nachmittag eines normalen Werktags mit Schulbetrieb haben wir rund 1000 Gäste“, so TSG-Geschäftsführer Alexander Erg, „am Wochenende erwarten wir 2000, vielleicht mehr.“ Um den Besuchermassen gewachsen zu sein, erhöht die TSG das Aufsichtspersonal.

 

Zudem wird im Waldschwimmbad am Wochenende ein nationales Schwimmfest ausgetragen. Daher ist das Schwimmerbecken am Samstag und am Sonntag für je sechs Stunden gesperrt, sagt Erg: „Da aber generell viele Familien zu uns kommen, sollte das kein großes Problem sein.“ Er empfiehlt allen Besuchern, eine Kopfbedeckung zu tragen, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und eine (eigene) Beschattung für den Liegewiesenplatz mitzubringen.

 

Unter anderen die Schüler im Dietrich-Bonhoeffer-Schulverbund und am Werner-Heisenberg-Gymnasium hatten gestern von 12.20 Uhr an hitzefrei. Die Leitungen beider Schulen hatten sich abgestimmt, ehe sie ihren Schützlingen frei gaben. Auch am heutigen Freitag soll der Schulbetrieb um diese Zeit enden. Etwas schwieriger ist die Lage an den Grundschulen: Sowohl Bildungsamtsleiterin Carmen Harmand also auch DBS-Chefin Gudrun Aisenbrey betonen, dass Grundschüler mit Betreuungsanspruch bis zum Ende der regulären Unterrichtszeit beaufsichtigt bleiben. „Diesen Zeitkorridor decken die Lehrkräfte ab“, so Harmand. Sofern die „Betreuungskinder“ nicht eine Ganztagsgrundschule besuchen, sind nach Schulschluss die Einrichtungen der Grundschulbetreuung dran.

 

Das Personal der GRN-Klinik in Weinheim muss in diesen Tagen ganz besonders auf seine Patienten achten: „Wir haben auf den Stationen Getränkeangebote, die immer zur Verfügung stehen. Außerdem sind unsere Stations- und Pflegeassistenten angewiesen worden, bei ihren regelmäßigen Gängen durch die Zimmer Wasser und Tee anzubieten beziehungsweise bereitzustellen“, so Marie-Luise Schmitz, Pflegedienstleiterin der Klinik. Wenn die Temperaturen in die Höhe schnellen, führt das Krankenhaus bei Patienten, die unter Altersverwirrung oder Demenz leiden, stets Trinkprotokolle. Darauf ist erfasst, wie viel Flüssigkeit die Patienten wann bekommen haben. OP-Patienten erhalten bereits vor den Eingriffen Infusionen, damit die Wirkung der Narkose nicht gefährdet wird. Auch nach den Operationen bekommen diese Patienten ihre Flüssigkeit intravenös.

 

Kühlende Umschläge halten den Kreislauf der Patienten auf Trab – ebenso wie Duftlampen mit Fruchtaromen, die es auf Wunsch gibt. Auch die Ambulanz der Klinik hat es dieser Tage mit „Hitzepatienten“ zu tun. Laut Schmitz sind auch jüngere Leute darunter. „Zwei Männer sind beim Sport umgekippt, eine junge Frau auf dem Weg zu ihrem Praktikumsplatz.“ Die Patientin habe sich dann erinnert, nur eine Flasche Wasser am Tag zu trinken. Bei Temperaturen über 30 Grad ist das viel zu wenig.

 

Auch die Weinheimer Feuerwehrkräfte haben etwas mehr zu tun als sonst: „Bis Donnerstagnachmittag hatten wir eine Nottüröffnung und zwei Helfer-vor-Ort-Einsätze“, sagt Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach. Grund: Wenn alle Rettungsdienstwagen belegt sind, kümmern sich die Feuerwehrsanitäter, bis die hauptamtlichen Ersthelfer da sind. Geraten Menschen in ihren eigenen vier Wänden in Not, muss die Feuerwehr die Wohnungstür oft von außen aufmachen, damit die Sanitäter überhaupt zu den Patienten kommen.

 

Wir raten den Bürgern, besonders gut auf sich acht zugeben – und viel zu trinken. Auf diese Weise lässt sich ein Teil der hitzebedingten Not- und Unfälle vermeiden“, so Mittelbach. Weiterer Appell an die Weinheimer: In Sachen Wald- und Flächenbrände bitte keine Risiken eingehen. Denn die fangen nicht erst bei der berüchtigten weggeworfenen Zigarettenkippe an. „Auch die Scherben weggeschmissener Glasflaschen können das darunterliegende Material aufheizen und entflammen“, so der Wehrsprecher. Grills sollten so stabil wie möglich aufgestellt werden. Außerdem dürfen die Hobbybrater die Grillasche erst entsorgen, wenn diese definitiv abgekühlt ist.

 

Auch Vierbeinern macht die Hitze tierisch zu schaffen. „Bei Tieren ist es zum Teil sogar noch schlimmer, da sie nicht über ausreichend Möglichkeiten zum Temperaturausgleich verfügen“, erklärt Dr. Matthias Gräber, der im Westen der Stadt als Tierarzt praktiziert. Bei hohen Temperaturen führe er keine Impfungen oder Operationen durch, dafür kämen aber andere „Patienten“: So können zum Beispiel Viruserkrankungen auftreten, da die Hitze das Immunsystem schwächt. Gräber rät, Hundespaziergänge auf den frühen Morgen oder den späten Abend zu verlegen, sodass die Tiere tagsüber drinnen im Kühlen bleiben können.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 03. Juli 2015