Um Ihnen ein bestmögliches Nutzererlebnis auf unserer Website zu ermöglichen, verwenden wir Cookies. Mit der Nutzung unseres Angebotes erklären Sie sich damit einverstanden. Weitere Informationen dazu finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Stadtwerke Weinheim: Ursachenforschung geht weiter / Hintergründe zur Arbeit der Fachleute bei einem Störfall dieser Art

24. Juli 2015 | Von

Weinheim. Dass am 7. Juli innerhalb von drei Minuten an fünf verschiedenen Stellen im Stadtgebiet die Stromversorgung zusammenbrach, beschäftigt weiterhin die Mitarbeiter der Stadtwerke Weinheim (SWW). „Das war kein alltäglicher Stromausfall“, sagt Andreas Ernst, Betriebsleiter Strom/Wärme, der 25 Jahre Berufserfahrung hat.
Zwischen 19.23 und 19.26 Uhr knallten in fünf großen Trafostationen (Schalthäusern) gewissermaßen die Sicherungen raus – „Schalterfall“ nennen das die Fachleute. Die Netzleitwarte der SWW, die zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt war, alarmierte automatisch die Mitarbeiter im Bereitschaftsdienst, die sich sofort auf den Weg machten. Die Fehlermeldungen betrafen die Trafo-Standorte Pestalozzischule, Breitwieserweg, Hexenturm, Bonhoefferschule und Tullastraße. Nun galt es einerseits, über „Umleitungen“ im Netz die Stromversorgung möglichst rasch wiederherzustellen. Andererseits begann die Suche nach den eigentlichen Fehlerquellen, die sich irgendwo zwischen zwei Trafostationen befanden.

Mittlerweile weiß man, dass an diesem Abend gleich fünf Verbindungsstücke (Muffen) durchgeschmort sind, und zwar über das ganze Stadtgebiet verteilt: Gewerbestraße, Weimarer Straße, Schlehdornweg, Gorxheimer Talstraße und Bismarckstraße waren betroffen. „Wir sind mit den Herstellern der Muffen im Kontakt. Noch ist aber unklar, warum gleich fünf dieser Muffen durchgeschmort sind“, hat Peter Krämer, Geschäftsführer der SWW, noch keine Erklärung für diesen Stromausfall, der in einigen Stadtteilen nach knapp einer halben Stunde behoben war, aber in anderen Teilen Weinheims mehr als zwei Stunden dauerte.

Kühlschränke und Tiefkühlgeräte, Fernseher, elektrische Garagentore, Licht – nichts ging mehr in den Weinheimer Haushalten. Aber auch Ampeln fielen aus, Supermarktkassen und EDV-Systeme funktionierten nicht mehr. Selbst einige Brandmeldeanlagen, deren Akkus nicht einwandfrei geladen waren, schlugen Alarm.

Daher informieren die Stadtwerke bei einem größeren Stromausfall grundsätzlich auch sofort die Feuerwehr. „Das ist Teil unseres Maßnahmenplans, den wir vor einem Jahr schriftlich vereinbart haben“, erklärt Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht, der an jenem Abend um 20 Uhr in der Netzleitwarte eintraf, um sich zusammen mit Krämer ein Bild von der Lage zu verschaffen.

Kommunikation verbessern

Während sich zehn Mitarbeiter um die Wiederherstellung des Stromnetzes kümmerten und zum Beispiel zwei Einsatztrupps zu den Trafostationen fuhren, liefen auch die Telefone heiß: „Mehr als 1000 Weinheimer versuchten, die Stadtwerke zu erreichen“, berichtet Krämer. Während unter der Nummer des „Bereitschaftsdienstes Strom“ (06201/106-150) eine Bandansage über die aktuelle Störung informierte, liefen Anrufe in der SWW-Zentrale (106-0) zu dieser Uhrzeit ins Leere. Auch auf der Website der SWW suchte man eine aktuelle Information vergebens. „Da gibt es sicher Verbesserungsbedarf“, räumt Krämer ein. Als Sofortmaßnahme wolle man künftig auch bei der Telefonzentrale eine Bandansage mit den aktuellen Infos schalten. Außerdem werde man künftig versuchen, die Nachricht mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr und der Weinheimer Nachrichten zeitnah via Facebook zu verbreiten.

Krämer nahm an diesem Abend aber auch viele Gespräche selbst entgegen. „Die Standardfragen lauteten: Wie lange dauert der Stromausfall? Und was passiert mit meinem Gefrierschrank?“ Auf die erste Frage könne man vorab leider keine Antwort geben, warb der Stadtwerkechef um Verständnis: „Das hängt immer von der Anzahl und Art der Einzelstörungen ab.“ Die zweite Frage sei dagegen relativ einfach zu beantworten: Je nach Außentemperatur und Qualität des Kühlschranks sollte die Tiefkühlkost vier bis acht Stunden ohne Strom unbeschadet überstehen.

Ein anderer Hinweis war Krämer, Ernst und Albrecht besonders wichtig: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bittet die Bürger darum, bei Stromausfällen nicht die 110 oder 112 zu wählen. Ein Stromausfall sei in aller Regel kein Notfall. Viele Anrufe beim Notruf würden aber die Leitungen überlasten, wodurch echte Notfälle nicht mehr durchkämen. Abgesehen davon: „Auch Notrufzentralen wissen nicht, wann der Strom wieder da sein wird.“

Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 23.07.15