Warum tausende Besucher zur Weinheimer Feuerwehr strömen
24. Juni 2024 | Von Ralf Mittelbach
Früher reichte eine Hüpfburg, heute sind es drei. Was die Weinheimer Feuerwehr am Tag der offenen Tür auf die Beine stellt, sorgt für einen regelrechten Ansturm.
Weinheim. Die Weinheimer Feuerwehr ist einmal mehr „Opfer“ ihres eigenen Erfolges geworden. Der Tag der offenen Tür im Domizil der Brandschützer entpuppte sich am Sonntag mit tausenden Besuchern und über hundert helfenden Händen erneut als zu eines der größten Familienfeste der Region. „Früher sind wir mit einer Hüpfburg ausgekommen. Heute haben wir drei aufgebaut“, sagt Abteilungskommandant David Kunerth und lacht.
Alter spielt keine Rolle
Schon beim Betreten des Geländes in der Bensheimer Straße stoßen Besucher auf eine riesige Warteschlange mit aufgeregten Kindern. Hier wird geboten, wovon viele Knirpse bislang nur zu träumen gewagt haben: eine Rundfahrt in einem echten Feuerwehrauto. Und wie ist die so? „Super!“, freut sich der kleine Henning. Kein Wunder, er darf sogar vorne mitfahren. Wie der Papa will der Dreijährige einmal Feuerwehrmann werden.

Was viele nicht wissen: Alter und Vorerfahrung spielen dabei keine Rolle. „Egal, ob der Sechsjährige, der 50-jährige Familienvater oder der Senior, der die Feuerwehr hinter den Kulissen bei den Alterskameraden unterstützt“, erläutert Darwin Höhnle. Der 29-Jährige, der in der Fahrzeughalle die Ausrüstung der Brandschützer präsentiert, ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche Mitgliederwerbung. Er ist sein halbes Leben bei der Feuerwehr. Ehrenamtlich engagiert er sich bei den Freiwilligen, beruflich bei der Werksfeuerwehr Freudenberg.
Roter Roboter
Auch sie ist beim Tag der offenen Tür vertreten und stellt etwa ihren LUF 60 aus. Der rote Roboter mit riesigem Gebläse auf dem Rücken rückt dorthin aus, wo es für Menschen zu gefährlich wird, und sorgt für klare Sicht. Das war zum Beispiel im vergangenen September der Fall, als eine Bande den Geldautomaten im Scheck-in Center in der Gewerbestraße gesprengt hatte. Kooperationen wie diese finden immer wieder zwischen Freiwilliger Feuerwehr Weinheim und Werksfeuerwehr Freudenberg statt.

Wo und wie diese Ausrüstung zum Einsatz kommt, erfahren Besucher dann auch hautnah. Vor der Fahrzeughalle steht ein Wohnzimmer, das in einem Container aufgebaut wurde. Dieses soll gleich den Flammen zum Fraß vorgeworfen werden.
Die Brandschau zeigt auch, wie leicht und schnell entzündlich heutige Wohnungseinrichtungen im Vergleich zu früheren sind. „Bei einem Holztisch aus Eiche dauert es schon eine ganze Weile, bis er Feuer fängt“, weiß der 46-jährige Abteilungskommandant Kunerth. Aber Plastikmöbel und Polyester: Die stehen in null Komma nichts in Flammen.
Geschäfte laufen gut
Viel ungefährlicher werden Weinheimer ein paar Meter weiter ihre Einrichtungsgegenstände los. Dort wird an 40 Ständen auf einem Flohmarkt gerade mächtig gefeilscht. Bei Maren Munkler laufen die Geschäfte gut. Das freut nicht nur ihren Geldbeutel, sondern bald auch den Umzugswagen. „Wir sind erst vor zwei Jahren das letzte Mal umgezogen. Jetzt steht schon der nächste an. Ich bin echt froh, wenn wir nicht wieder alles mitnehmen müssen“, erzählt sie. Ihr Sohn Rafael hat eine andere Agenda. Er will sich sein Taschengeld ein wenig aufbessern. Weg mit Playmobil und Spielküche, her mit einem neuen Uno-Spiel, so die Devise des Achtjährigen. Maren Munkler und Sohn Rafael (Bild) nutzen den Flohmarkt und freuen sich über gute Geschäfte sowie einen leereren Speicher. Bei ihnen steht nämlich bald der Umzug an. Unmittelbar vor dem Flohmarkt geht es auch drei Frauen um Wünsche. Nicht ihre eigenen: Die Ehrenamtlichen vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) informieren über den Wünschewagen.
Letzter Lebenswunsch
Mit dem Projekt wird schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase ein besonderer Wunsch erfüllt. Herzensangelegenheiten, zu denen sie ohne Hilfe und entsprechende Transportmittel nicht mehr in der Lage wären. „Das kann der Besuch eines Konzerts von ACDC oder Helene Fischer sein, aber auch der Hochzeit der Enkelin. Manche Menschen wollen einfach nur ein letztes Mal ihr eigenes Zuhause sehen, bevor sie sterben“, erklärt ASB-Ehrenamtliche Luise Brand. Dafür sei man unbedingt auf Spenden angewiesen.
Kommandant zufrieden
Mit all den Angeboten vergehen die Stunden beim Besuch auf dem Feuerwehrgelände wie im Flug. Bis plötzlich eine ganz andere Hitze bei den Brandschützern ausbricht – das Fußballfieber. Die Feuerwehr hat in diesem Jahr auf EM-Modus umgeschaltet. Auf einer großen Leinwand wird das Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz übertragen. Ein runder Abschluss für den ereignisreichen Tag der offenen Tür. Egal, wie es auf dem Rasen ausgeht, Kommandant Ralf Mittelbach ist mit seiner „Mannschaft“ auf alle Fälle voll und ganz zufrieden: „Es soll ein Fest aus der Bürgerschaft für die Bürgerschaft sein.“ Das sei in diesem Jahr, mit der tatkräftigen Unterstützung so vieler Ehrenamtlicher, wieder wunderbar gelungen.
Von Gabriel Schwab Quelle Weinheimer Nachrichten