Atemschutzgeräteträger stellen ihr Können bei Heißausbildung unter Beweis
14. November 2016 | Von Robin Dietrich
Wurden Brände noch vor Hundert Jahren hauptsächlich von außen bekämpft, gilt heute der Innenangriff unter Atemschutz, bei dem sich der Trupp direkt bis zum Brandherd im Inneren vorkämpft, als Standardvorgehensweise bei Zimmer- und Wohnungsbränden. Für diese Art der Brandbekämpfung ist ein umfangreiches Wissen um die Entstehung und Entwicklung von Feuer, sowie um die richtige Vorgehensweise im Innenangriff erforderlich. Zu Erhaltung und Auffrischung dieses Wissens nahmen am Wochenende sieben Atemschutzgeräteträger der Abteilungen Stadt und Sulzbach bei einer Heißausbildung der Firma IFRT teil.
Bei Heiß- bzw. Realbrandausbildungen bekommen Einsatzkräfte die Möglichkeit, Brandbekämpfung unter annähernd realen Bedingungen zu trainieren. In einer Anlage aus Überseecontainern, die zu einem Gebäudetrakt zusammengestellt sind, können Feuer realitätsnah nachgebildet werden. Bei der Anlage in Külsheim bei Tauberbischofsheim handelt es sich um eine feststoffbefeuerte Anlage, die im Gegensatz zu gasbefeuerten Anlagen mit Holz aus Paletten befeuert wird. Dies sorgt durch die massive Entstehung von Rauch und Wärme und der damit einhergehenden schlechteren Sicht für ein realistisches Einsatzbild.
Nach einem umfangreichen aber kurzweiligen Theorieteil, bei dem die Einsatzkräfte nochmals für die verschiedenen Gefahren beim Innenangriff sensibilisiert wurden, folgte der Praxisteil an der Anlage auf dem ehemaligen Militärgelände. Zunächst erhielten die Teilnehmer eine Einweisung in die Atemschutzgeräte, die anders als bei der Weinheimer Feuerwehr, mit Überdruck arbeiten und somit technisch etwas anders funktionieren. Anschließend begann der erste Durchgang, der im Zeichen der Wärmegewöhnung und der Flashover-Simulation stand. Bei einem sogenannten Flashover (zu Deutsch „Flammenüberschlag“) handelt es sich um ein Phänomen, bei dem sich Gegenstände in unmittelbarer Nähe des Brandherdes aufgrund der massiven Wärmeentwicklung selbstständig entzünden und damit zur Brandausbreitung beitragen. Dieses Phänomen, das viele Teilnehmer bis dato nur aus diversen Versuchsvideos kannten, konnte vom Team des IFRT, dem auch ein Feuerwehrmitglied der Abteilung Stadt angehört, eindrucksvoll nachgestellt werden.
Nach einer kurzen Pause mit Getränken und Nachbesprechung ging es in die zweite Runde, bei der die Teilnehmer die Entstehung von Rauchgasdurchzündungen beobachten konnten. Diese gefürchteten und äußerst gefährlichen Rauchgasdurchzündungen können immer dann entstehen, wenn sich im Rauch des Feuers aufgrund von Sauerstoffmangel zu viele unvollständig verbrannte Partikel befinden. Diese Partikel entzünden sich bei der erneuten Zuführung von Sauerstoff zum Feuer schlagartig und bilden eine Feuerwalze an der Decke, die dann mehrere Meter durch den Raum wandern kann. Bei diesem Durchgang zeigten die Ausbilder, wie sich eine solche Rauchgasdurchzündung ankündigt, wie man sie vermeiden kann und wie man handeln sollte, wenn eine solche Durchzündung unmittelbar bevor steht.
Nach einer ausgedehnten Pause mit Mittagessen ging es dann direkt an der Anlage weiter. Die Teilnehmer rüsteten sich erneut mit gefüllten Atemluftflaschen aus und begaben sich wieder in den Container, an dessen Ende die Brandkammer wieder mit Holz befeuert wurde. Bei diesem Durchgang sollten die Teilnehmer das neu erlangte Wissen um die Bekämpfung von Rauchgasdurchzündungen anwenden und selbst der Flammen Herr werden. Durch das Unterbinden der Sauerstoffzufuhr für das Feuer wurde der entstehende Rauch wieder und wieder mit unverbrannten Partikeln angereichert und anschließend wieder entzündet. Die Aufgabe der einzelnen Teilnehmer bestand dann darin, den angereicherten Rauch mit Sprühstößen aus dem Strahlrohr zu kühlen um die Durchzündung der Rauchgase zu verhindern bzw. einzudämmen.

Die Tür zum Brandraum wird geöffnet und der heiße Rauch zunächst gekühlt, um eine unkontrollierte Durchzündung zu vermeiden,
Nach einer Pause war der letzte Durchgang dann als Einsatzübung mit dem regulären Vorgehen im Trupp angesetzt. Die Teilnehmer fanden sich als Trupps zu je zwei Atemschutzgeräteträgern zusammen und rüsteten sich erneut mit den mittlerweile zum vierten Mal gefüllten Atemschutzgeräten aus. Diesmal lautete der Einsatzauftrag „Erkundung im Gebäude mit Brandbekämpfung und Personensuche“. Die einzelnen Trupps erkundeten im Beisein eines Ausbilders das völlig verrauchte Erdgeschoss der Containeranlage und drangen vorsichtig zum Brandherd vor, um das Feuer mit den neu erlernten Techniken zu bekämpfen. Ein weiterer Interessanter Übungsbestandteil war die sogenannte „hydraulische Ventilation“, bei der ein Wasserstrahl aus einem Fenster heraus gehalten wird um den Rauch aus dem Raum zu ziehen. Nach dem „Feuer schwarz“ gemeldet werden konnte, war die Übung beendet und wurde mit dem jeweiligen Ausbilder nachbesprochen.
Nach einem kurzen Abschlussgespräch konnten alle Teilnehmer die Zertifikate entgegennehmen und die Heimreise antreten.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Team der Firma IFRT und hoffen sehr, dass wir uns bald wieder zur nächsten Heißausbildung sehen.











