Stadt Weinheim modernisiert den Bevölkerungsschutz – Sirenen wurden digitalisiert. Generalprobe am Freitag den 12. Juli gegen 18 Uhr
7. Juli 2024 | Von Ralf MittelbachIn den vergangenen Wochen wurden analoge 28 Sirenen im Stadtgebiet modernisiert und auf die digitale Alarmierung umgestellt. 65000 Euro wurden in den Bevölkerungsschutz investiert. Moderne Technik soll Fehlalarme wie im vergangenen Jahr verhindern. Modernisierung war erforderlich, da analoge Funkfrequenzen im Sommer abgeschaltet werden.
Weinheim; Hemsbach; Laudenbach. Wie ein riesiger grauer Pilz thronen 28 Sirene im Weinheimer Stadtgebiet auf den Dächern. Auch wenn ihr Aussehen im Gegensatz zu neuen Sirenen altmodisch wirkt, steckt in ihnen brandneue moderne Technik. Die Sirenen selbst wurden vor über 60 Jahren installiert und sind Relikt aus dem Kalten Krieg. Doch auch ohne Krieg können sie wichtig werden und mit ihrem durchdringenden Signal frühzeitig warnen und Leben retten.
Nicht nur in Weinheim, sondern auch in Hemsbach und Laudenbach setzt man auf die ergänzende Warnung mit Sirenen im Katastrophenfall. Daher finden die Sirenenproben auch gemeinsam statt. So auch am kommenden Freitag, den 12. Juli gegen 18 Uhr anlässlich der Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Hemsbach. Da die Alarmierung dann auch in Weinheim und Laudenbach wahrgenommen wird, findet der Test gleichzeitig statt, um Missverständnisse zu vermeiden.
Für Weinheim ist der Test dieses Jahr aber auch gleichzeitig eine Generalprobe, da alle Weinheimer Sirenen in den vergangenen Wochen modernisiert und mit digitaler Funktechnik ausgestattet wurden. Die Sirenen selbst mussten dazu nicht ausgetauscht werden. Lediglich die analoge Steuerungseinheit wurde digitalisiert. Insgesamt 65.000 Euro investierte die Stadt Weinheim in den Bevölkerungsschutz. Die Maßnahme war auch erforderlich, nachdem das Regierungspräsidium Karlsruhe über das Landratsamt Rhein-Neckar im vergangen Jahr informiert hatte, dass der Rückbau des jahrzehntelang genutzten analogen Gleichwellensysteme 2024 gestartet wird. Die Abschaltung des bisher genutzten Funkkanals ist für den Sommer vorgesehen, wodurch die Alarmierung der alten Technik dann nicht mehr möglich gewesen wäre. Daher war die Umrüstung auf die digitale Alarmierung der Sirenen erforderlich. Die Umrüstung hat auch weitere Vorteile. So ist die Alarmierung schneller und sicherer. Im vergangenen Jahr gab es im Juni eine unbekannte Sirenenauslösung. Stadtgebiet. Weder die Feuerwehr Weinheim noch die Leitstelle Rhein-Neckar hatten den Alarm ausgelöst. Trotz intensiver Aufarbeitung des Vorfalls konnte der Auslösegrund nicht abschließend geklärt werden. Eine mögliche Ursache könnte die versehentliche Auslösung durch eine externe Quelle gewesen sein. Mit der Digitalisierung ist das Alarmierungssystem sicherer geworden und Störungen durch externe Quellen ausgeschlossen.
Sirenen sind in der Region keine Selbstverständlichkeit. Im Zuge des Kalten Kriegs wurden in den 60er-Jahren im ganzen Land Sirenen installiert. Viele Nachbargemeinden, etwa Hirschberg und Laudenbach, schafften sie in den 90er-Jahren wieder ab. Der Weinheimer Gemeinderat entschied sich jedoch, die Anlagen weiterzubetreiben. Aufgrund verschiedener Naturkatastrophen findet in den letzten Jahren ein Umdenken statt und die Sirenen gewinnen wieder mehr an Bedeutung. Daher gibt es auch Förderprogramm zum Aufbau der Sirenennetze des Lands. Davon profitierte auch die Gemeinde Laudenbach, die 2022 wieder Sirenen für die Warnung der Bevölkerung aufbaute.
In Weinheim gibt es insgesamt 28 Sirenen, die im Stadtgebiet und in den Ortsteilen verteilt sind. Die meisten befinden sich auf öffentlichen Gebäuden, einige wenige stehen auf Privatgelände. Einmal im Jahr werden sie von einer Fachfirma gewartet und gereinigt, etwa von Vogelnestern und Gestrüpp. Auch in Weinheim muss man über weitere Sirenenstandorte nachdenken. Seit dem Kalten Krieg kamen keine neuen Sirenenstandorte dazu. Da das Stadtgebiet in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist und die Wände wie auch Fenster gut isolierter Neubauten und sanierter Häuser den Warnton nicht ins Gebäude lassen, muss hier in den kommenden Jahren nach gebessert werden. Parallel dazu setzt die Feuerwehr Weinheim aber auch auf Warn-Apps, das Internet und klassische Medien wie das Radio. Aber auch in Zukunft werden die Sirenen trotz moderner Medien nicht ausgedient haben. Mit ihrer Unterstützung kann sichergestellt werden, dass die Personen, die nicht über diese Technik verfügen, auch gewarnt werden.
Wer die Signaltöne der Sirenen nicht auseinanderhalten kann, muss sich keine Sorgen machen. Wichtig ist zu wissen wie man sich bei einem Sirenenalarm verhält. Nach einem Sirenenalarm sollte man Türen und Fenster schließen, Radio einschalten, in Warn-Apps oder im Internet schauen, was in der Region passiert. Das mit Sirenen gewarnt wird ist selten, es könnte zum Beispiel aufgrund einer starken Rauchentwicklung durch einen Großbrand oder ein schweres Unwetter notwendig werden. Der Sirenenalarm warnt aber nicht nur die Bevölkerung, er signalisiert auch allen Feuerwehrangehörigen eine Gefahrenlage, wodurch diese wissen, dass Sie ins Feuerwehrhaus müssen. Bei einem entsprechenden Notfall kann die Feuerwehr Weinheim dann über die integrierte Leitstelle des Rhein-Neckar-Kreises in Ladenburg die Sirenen auslösen.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe stellt den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ online zur Verfügung. Hier geht es zur Internetseite des BBK.