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Presseecho zum Jahresrpressegespräch 2020

3. Februar 2021 | Von

Weinheimer Nachrichten

Grundausbildung trotz Corona

Die Feuerwehren von Weinheim, Hemsbach, Laudenbach und Hirschberg arbeiten zusammen, um junge Feuerwehrleute auf ihren Dienst vorzubereiten

Bergstrasse. Die Feuerwehren Weinheim, Hemsbach, Laudenbach und Hirschberg machen gemeinsame Sache und wollen so 30 jungen Feuerwehrleuten ermöglichen, ihre Grundausbildung bis Ende April erfolgreich zu absolvieren – trotz Corona. Das gab Ralf Mittelbach, Kommandant der Weinheimer Feuerwehr Abteilung Stadt, im Rahmen der Jahrespressekonferenz bekannt.

„Normalerweise können Mitglieder der Jugendfeuerwehr ab ihrem 17. Geburtstag die Grundausbildung machen. Das geht derzeit wegen der Corona-Auflagen nicht so einfach“, sagte Mittelbach. Deshalb haben sich die Wehren an der Bergstraße zusammengetan und ein coronakonformes Ausbildungskonzept erarbeitet. Die Theorie in den Modulen Atemschutz, Sprechfunk und Grundausbildung wird online erfolgen. Für die Praxis wird es Kleingruppen geben. Unter normalen Bedingungen dauert die Grundausbildung etwa 14 Wochen, so Mittelbach. 16 der 30 Nachwuchskräfte werden nach der Ausbildung im Stadtgebiet Weinheim eingesetzt.

Die Förderung des Nachwuchses ist wichtig, denn die Zahl der aktiven Feuerwehrleute geht in Weinheim – wie in vielen anderen Kommunen – kontinuierlich zurück. Eine Entwicklung, die den Verantwortlichen „große Zukunftssorgen“ bereitet. Im Jahr 2020 hatte die Weinheimer Feuerwehr mit ihren sechs Abteilungen 265 aktive Feuerwehrleute, 2019 waren es noch 285. Auch bei der Jugendfeuerwehr gehen die Mitgliederzahlen zurück (von 140 im Jahr 2019 auf 128 im Jahr 2020). „Sobald wir wieder können, wollen wir massiv in die Mitgliederwerbung vor allem bei der Jugendfeuerwehr einsteigen“, sagt Mittelbach. Wegen der Pandemie waren viele Veranstaltungen unmöglich, die Kinder und Jugendliche normalerweise an die Feuerwehr heranführen, dazu gehört beispielsweise der Brandschutzunterricht in den 4. Klassen. „Das vermissen wir schmerzlich“, sagte Mittelbach. Immerhin werden pro Jahr normalerweise 600 bis 800 Kinder darin geschult, wie man Brände vermeidet und wie man sich im Falle eines Feuers richtig verhält. Verstärkung können die Weinheimer Aktiven jedenfalls gut gebrauchen, denn im Jahr 2020 mussten sie 660 Einsätze stemmen. Im Jahr zuvor waren es 1110 – der Rückgang sei vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, so Mittelbach. Zum Beispiel gab es deutlich weniger Brandwachen, weil zahlreiche Veranstaltungen abgesagt wurden. 100 Brände (2019: 143) musste die Weinheimer Feuerwehr im vergangenen Jahr löschen. 33 Menschen wurden gerettet, davon fünf bei Brandeinsätzen. Für 15 Personen kam jede Hilfe zu spät.

Auch wenn Übungen derzeit nur online stattfinden können, einsatzfähig ist die Weinheimer Feuerwehr dennoch. Aber: „Langsam wird es Zeit, dass wir wieder Präsenz-Übungen abhalten können“, sagt Mittelbach. Überhaupt fehlt auch den Feuerwehrleute die Kameradschaft, das soziale Miteinander.

Das war zuletzt auch empfindlich durch die internen Querelen um Stadtbrandmeister Sven Lillig gestört (wir haben berichtet). Er kündigte er im vergangenen Jahr. Wer sein Nachfolger wird, wird sich in der kommenden Woche zeigen.

Neuer Stadtbrandmeister

Am Dienstag werden zwei Bewerber dem Feuerwehrausschuss vorgestellt, dieser gibt eine Empfehlung ab, über die dann endgültig der Gemeinderat am Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung entscheidet. Beide Kandidaten, das ließ Bürgermeister Fetzner schon mal durchklingen, haben alle erforderlichen Qualifikationen und sind verbeamtet. „Deshalb müssen sie nicht bei ihrem alten Arbeitgeber kündigen, sondern werden lediglich versetzt.“ Mit sehr viel Glück könne der „Neue“ schon am 1. März, spätestens am 1. April seinen Dienst antreten.

Lillig hatte im Verlauf seiner Tätigkeit in Weinheim zwischen August 2018 und April 2020 einige Qualifikationen erlangt. Dass er hierfür jeweils außerhalb von Weinheim gebunden war, war bei Feuerwehr-Angehörigen zunehmend auf Kritik gestoßen. Fetzner betonte aber, es habe nicht allein an den Qualifikationen gelegen. „Die Chemie hat einfach nicht gestimmt“, so der Erste Bürgermeister. Er selbst wolle sich in die Belange der Feuerwehr stärker einbringen. „Das heißt aber nicht, dass ich mich einmischen will.“ Vielmehr will er beispielsweise seinen Jour Fix auf den gesamten Führungsstab ausdehnen und sich nicht allein mit dem Stadtbrandmeister austauschen. Alles in allem blicke er positiv in die Zukunft. vmr

Die Zahlen im Überblick

Einsätze: 660 (2019: 1110), davon Feuerwehr-Einsätze 621 (957) und Brandsicherheitswachen 39 (153).

Darunter Brände 100 (143), technische Hilfeleistungen 290 (298), Tierrettungseinsätze 16 (15). Fehlalarme gab es 160 (172).

Die Helfer-vor-Ort-Einsätze sind seit März aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt, deshalb waren es 2020 nur 25 (221).

Einsatzstunden: 6408 (19 496), Übungsstunden 2435 (9898).

Gerettete Personen 33 (45), davon 5 (8) bei Brandeinsätzen.

Aktive Feuerwehrleute 265 (285), Jugendfeuerwehr 128 (140), davon 43 (50) in der Kindergruppe, Alters- und Ehrenabteilung 146 (145).

Durchschnittsalter der Aktiven 39,6 (39,4) Jahre.

Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 30.01.2020

 

Rhein-Neckar-Zeitung

Wer wird neuer Weinheimer Feuerwehrkommandant?

Der Feuerwehrausschuss wird am 2. Februar angehört, dann entscheidet Gemeinderat. Der neue soll ein „Teamplayer“ sein.

Weinheim. Die Entscheidung naht. Nach dem freiwilligen Abgang von Sven Lillig Ende 2020 steht aller Voraussicht nach bereits Anfang Februar fest, wer die Nachfolge des – man muss es wohl in dieser Deutlichkeit sagen – gescheiterten Ex-Kommandanten der Weinheimer Feuerwehr übernimmt. Dies teilten der Erste Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Torsten Fetzner sowie die stellvertretenden Feuerwehrkommandanten Ralf Mittelbach und Volker Jäger im Verlauf des Jahrespressegesprächs am Donnerstag mit.

Sie waren pünktlich dran: Bereits am Dienstag, 2. Februar, sollen sich zwei potenzielle Lillig-Nachfolger im Feuerwehrausschuss vorstellen. Der Ausschuss müsse angehört werden und könne auch eine Empfehlung abgeben, erläuterte Bürgermeister Fetzner die Gesetzeslage. Der Gemeinderat wird voraussichtlich im beinahe direkten Anschluss entscheiden: am Mittwoch, 3. Februar, in nicht-öffentlicher Sitzung. Nicht-Öffentlichkeit ist in solchen Fällen üblich – vor allem um den oder die Unterlegene(n) zu schützen.

Der oder die Neue wird aller Wahrscheinlichkeit nach vom 1. April an in Weinheim arbeiten. „Wenn es gut läuft sogar schon ab dem 1. März“, so Fetzner. Die beiden Bewerber seien bereits verbeamtet, was den Wechsel des Arbeitsplatzes erleichtere, so der Bürgermeister im Gespräch mit zugeschalteten Medienvertretern. Genaueres sagte er nicht, nur so viel: Es sind keine „internen“ Bewerbungen.

Fetzner hatte im Saal des Feuerwehrzentrums zwischen Mittelbach und Jäger Platz genommen. Es war genau der gleiche Saal, in dem sich fast exakt ein Jahr zuvor die Freiwilligen der Feuerwehrabteilung Stadt zur Jahreshauptversammlung getroffen hatten. Damals war heftige Kritik an Ex-Kommandant Lillig laut geworden. Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Fetzner erklärte, dass die aktuellen Bewerber alle nötigen Laufbahnschritte vorweisen können. Im Klartext: Im Gegensatz zu Lillig werden sie nicht lange Zeit fehlen, weil aufwendige Lehrgänge nachzuholen sind. Damit war die Runde an einem entscheidenden Punkt angelangt: der Causa Lillig. Er wolle nicht einfach so für alle Ehrenamtlichen sprechen, nahm Fetzner Anlauf – gab dann aber doch seine Sicht der Dinge wieder.

Bei Lilligs Einstellung sei nicht abzusehen gewesen, wie viele Inhalte sich der damalige Neue noch anzueignen hatte, erklärte Fetzner: So musste Lillig unter anderem noch eine Ausbildung zum Sanitäter absolvieren. Die Stadt habe sich bei der Einstellung Lilligs auf die Aussagen der Landesfeuerwehrschule verlassen – was ein Fehler war. Dass Lillig nicht oft genug Präsenz zeigen konnte, wertete Fetzner als klaren Nachteil: Schließlich handele es sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim um eine „diskussionsfreudige“ Truppe.

Es wurde indes auch am Donnerstag deutlich, dass die „Chemie“ zwischen Lillig und weiten Teilen der Mannschaft nicht gestimmt hat, wie Fetzner unumwunden einräumte. Es sei Lillig hoch anzurechnen, dass er am Ende die Konsequenzen gezogen habe. Er wolle keine Ehrenamtlichen gering schätzen, so der Bürgermeister weiter: „Aber es ist ein Unterschied, ob Chormitglieder auf ein Sängerfest gehen – oder ob Feuerwehrleute zu einer Einsatzstelle fahren.“ Bei letzterem Szenario müssten Abläufe unbedingt gemeinsam geklärt und gegebenenfalls aufgearbeitet werden. An der Spitze der Wehr brauche es eine Persönlichkeit, „die das meistern kann“.

Auch Fetzner hat Konsequenzen gezogen: „Ich werde mich nicht in die Entscheidungen der Freiwilligen Feuerwehr einmischen, aber ich bringe mich stärker ein“, so der Erste Bürgermeister. Gerade in Bezug auf die Schwierigkeiten mit Lillig sei nicht alles zu ihm durchgedrungen, sagte er: „Ich habe die Konflikte nicht als so stark wahrgenommen, wie sie in der Öffentlichkeit diskutiert wurden.“ Er sei aber ein Feuerwehrdezernent, der seiner Aufgabe sehr wohl gerecht werden wolle. An dem 14-tägigen „Jour fixe“ zur Feuerwehrarbeit sollen neben Fetzner und dem Kommandanten künftig weitere Vertreter der Feuerwehrführung teilnehmen. Davon erhoffe er sich bessere Einblicke ins „operative Geschäft“, so Fetzner. Mittelbach und Jäger nahmen das ebenso erfreut zur Kenntnis wie Feuerwehrsprecher David Kunerth, der die Hybridsitzung mit steuerte. „Wir wollen nach vorne schauen“, sagte Mittelbach. Die Ehrenamtlichen erwarteten, dass der oder die Neue die Freiwilligen achtet, das Wirgefühl stärkt und sich als „Teamplayer“ erweist. Die Feuerwehrleute seien kompromissbereit, sie hätten die Wehr die letzten drei Jahre über einsatzfähig gehalten, so Mittelbach.

Die Neubesetzung der Kommandantenstelle fällt in eine Zeit, in der sich die Zahl der Aktiven stark nach unten bewegt. Darüber hinaus leiden der Übungsbetrieb und die Kameradschaft unter den Corona-bedingten Einschränkungen.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 29.01.2021, Phillip Weber

 

Weinheimer Woche

 

Kameradschaft leidet, die Aktivenzahl sinkt

Das Corona-Jahr 2020 hat bei der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim deutliche Spuren hinterlassen. Interimskommandant Ralf Mittelbach zeigte im Jahresrückblick die positiven wie negativen Auswirkungen auf. Dabei stehen Entlastung aufgrund geringerer Einsatzzahlen auf der einen und die Sorgen aufgrund der Einschränkungen auf der anderen Seite. Nur 660 Einsätze – so wenig wie seit 2003 nicht mehr und nahezu eine Halbierung gegenüber 2019. Maßgeblich für den Einbruch sind unter anderem signifikante Rückgänge bei den Brandsicherheitswachen. Nur 39 sind verzeichnet. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 153. „Es gab nur wenige Veranstaltungen“, liefert Ralf Mittelbach den Grund. Auch die Helfer-vor-Ort-Einsätze verbuchen einen massiven Rückgang: Waren die Retter 2019 noch 221 im Einsatz, waren es 2020 nur noch 25. Um die Feuerwehr zu schützen und ihre Einsatzfähigkeit zu gewährleisten, sind die Einsätze der Sanitäter – ebenso wie die der Psychosozialen Notfallversorgung – seit März eingestellt. „Der Bedarf ist aber da“, sagt Mittelbach. Er verweist auf das Beispiel Oberflockenbach. Hier gibt es eine große Einheit der Helfer-vor-Ort, weil die Anfahrt des Rettungswagens auch länger ist. „Wir sind in Gesprächen, dass wir bei dieser Leistung wieder einsteigen können“, so Mittelbach weiter. Man wisse, wie mit Gefahren umzugehen sei, denn „wir sind die Feuerwehr“. Mit Blick darauf gibt es bei der Feuerwehr sowohl bei Anfahrten zum Einsatz als auch während des Aufenthalts im Feuerwehrzentrum ein Hygienekonzept, bei dem etwa die Trennung zwischen Haupt- und Ehrenamt greift. Von Infektionen verschont blieb die Wehr aber nicht. In allen Abteilungen hat es Corona-Fälle gegeben – die Einsatzbereitschaft hat das nicht tangiert.

Das Miteinander fehlt

Einen deutlichen Rückgang verzeichneten auch die Übungsstunden. Waren es 2019 noch knapp 10.000 sind für das vergangene Jahr lediglich 2.435 ausgewiesen. „Das war ein Riesenproblem für uns“, gibt Mittelbach unumwunden zu. Dabei geht es weniger um das Vergessen von Erlerntem, sondern darum, dass die Feuerwehr auch von der Kameradschaft lebt. „Das bricht gerade weg“, zeigte sich auch Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Dr. Torsten Fetzner zerknirscht. Das Bier nach der Einsatzbesprechung, der Austausch auch von Privatem in kleiner Runde. „Es ist im Moment nicht möglich, das zu pflegen“, so Fetzner. Hier habe man schon vergebliche Vorstöße bei der Kreiswehrführung getan. Dennoch, so der Feuerwehrdezernent, sollte man nicht wie das Kaninchen vor der Schlange verharren‚ sondern Lösungen etwa in der digitalen Welt suchen. Die hat man laut Mittelbach auch zu Übungszwecken genutzt. Und wird das auch weiterhin machen, vor allem im Bereich der Aus- und Fortbildung. Denn auch die ist eingebrochen und in absehbarer Zeit nur eingeschränkt möglich, denn die Plätze, die Weinheim auf der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal 2021 zugewiesen sind, decken den Bedarf bei Weitem nicht.

Große Nachwuchssorgen

So hat man zusammen mit umliegenden Wehren ein kompaktes wie coronakonformes Ausbildungspaket geschnürt, dass Kamerad*innen am Übergang von der Jugendfeuerwehr in die aktive Einsatzabteilung die notwendigen Kompetenzen vermittelt. „Hier liegt viel Potenzial“, verweist Ralf Mittelbach auf 30 neue Feuerwehrleute, die ab April mit ausrücken könnten, 16 davon für die Feuerwehr Weinheim. Die Nachwuchssorgen auf-grund des sich fortsetzenden Rückgangs der Aktiven lassen damit aber nicht nach. Nach-kommende decken die Lücke, die durch den Übertritt von Aktiven in die Altersabteilung entsteht, nicht ab. Letztlich zeigen alle drei Bereiche – Aktive, Jugend- und Kinderwehr – rückläufige Mitglieds-zahlen, was teils auch an der Bereinigung der Listen liegt. Durch Corona-Einschränkungen sind die Möglichkeiten zur Anwerbung von Interessenten vor allem im Kinder- und Jugendbereich kaum gegeben. Ralf Mittelbach kündigt an, dass man massiv in die Nachwuchsarbeit einsteigen wird: „Das ist unsere Zukunft, das sind die Retter von morgen.“

Neue Führungsperson

Für die Wehr von Bedeutung ist der heutige Mittwoch. In seiner Sitzung wird der Gemeinderat einen neuen Kommandanten oder eine Kommandantin wählen, zwei Bewerber*innen gibt es, eine Empfehlung sollte gestern der Feuerwehrausschuss geben. In den vergangenen drei Jahren hatte Sven Lillig das Kommando, er hat zum 31. Dezember 2020 gekündigt. Lilligs Zeit war von internen Querelen geprägt. Häufige Abwesenheit aufgrund seiner noch zu absolvierenden Schulungen habe die Situation innerhalb der Feuerwehr schwierig gestaltet, sagt Fetzner in der Rückschau. Gibt aber auch zu: „Die Chemie hat nicht gestimmt.“ Mittlerweile sind auch die deutlichen Kommunikationsprobleme ins Rathaus durchgedrungen. Fetzner hat daraus Konsequenzen gezogen: Der 14-tägigen Jour Fix erfolgt mit der gesamten Feuerwehrführung statt wie bisher nur mit dem Kommandanten. „Ich will näher dran sein und mich breiter informieren“, sagt er mit Verweis auf seine Verantwortung als Feuerwehrdezernent. Insgesamt wollen alle nach vorne schauen. „Wir wünschen uns jemanden, der das Ehrenamt stärkt“, sagt Interimskommandant Ralf Mittelbach. Volker Jäger, Mittelbachs Stellvertreter, spricht von einem Teamplayer. Für alle Beteiligten eine gute Nachricht: Beide Bewerber*innen besitzen alle notwendigen Qualifikationen, um den Job auszufüllen, für den es laut Fetzner eine starke Persönlichkeit braucht. Arbeitsbeginn wird für den oder die Neue voraussichtlich der 1. April sein.

Quelle: Weinheimer Woche vom 03.02.2021, CS

 

Feuerwehren Metropolregion Rhein-Neckar

 

Jahrespressegespräch der Feuerwehr Weinheim:

Grundausbildung startet für 30 Feuerwehrleute im Hybridunterricht / 660 Mal in 2020 ausgerückt

Weinheim – Durch Ausgangsbeschränkungen herrschte im Stadtgebiet insgesamt weniger Bewegung und die Anzahl der Kleinbrände wie brennende Mülleimer ging im Jahr 2020 zurück, aber auch das Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk sorgte für ein paar weniger Einsätze. „Das begrüßen wir durchaus und das ist eine deutliche Entlastung, aber es könnte trotzdem noch etwas weniger sein“, zog Abteilungskommandant Ralf Mittelbach ein Fazit. Zu 660 Einsätzen rückten die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Weinheim aus. In den beiden Jahren zuvor waren es deutlich über 1.000 Alarme. Allerdings ruhen weiterhin die Übungsstunden für die Einsatzabteilung und die Jugend- sowie Kinderfeuerwehr. „Die Feuerwehr lebt von der Kameradschaft und dieser Bereich ist ziemlich weggebrochen. Meine Befürchtungen sind, dass dadurch eventuell Mitglieder verloren gehen“, machte Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner deutlich. Im Unterkreis Weinheim startet in Kürze ein Pilotprojekt zur Grundausbildung junger Feuerwehrleute. Thema bei einem virtuellen Pressegespräch war auch die Wahl des neuen Kommandanten.

Meistens ist den Bürgerinnen und Bürgern nicht bewusst, dass die Angehörigen in der Freiwilligen Feuerwehr ihren Dienst unentgeltlich verrichten – rund um die Uhr sind sie für Ernstfälle bereit. Dazu kommen normalerweise Übungen und Lehrgänge, die allerdings aktuell wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt sind. Bei den Helfer-vor-Ort-Einheiten mussten die Einsätze eingestellt werden, weil der Schutz der Feuerwehrleute höchste Priorität habe. „Diese Aufgabe ist freiwillig. Wir überbrücken sonst nur die Zeit, wenn der Rettungsdienst etwas länger braucht und können die Beteiligten beruhigen und bei Bedarf schon Erste Hilfe einleiten“, sagte Ralf Mittelbach. Der stellvertretende Kommandant der Gesamtwehr Weinheim und Leiter der Abteilung Stadt nutzte bei einem Online-Pressegespräch die Gelegenheit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. An dem Termin nahmen auch der stellvertretende Feuerwehrkommandant Volker Jäger und der Erste Bürgermeister und Feuerwehrdezernent, Dr. Torsten Fetzner, teil. Ein besonderer Dank galt den Werkfeuerwehren Freudenberg und Naturin und den umliegenden Feuerwehren in der Metropolregion Rhein-Neckar. „Landesgrenzen gibt es hier nicht. Große gemeinsame Einsätze wie zum Beispiel der Lagerhallenbrand in Ladenburg oder ein Müllcontainerbrand in Heddesheim, bei dem wir mit einem Wechselladerfahrzeug unterstützen mussten, und ein Wohnungsbrand in Viernheim sind nur einige Beispiele davon“, betonte Mittelbach. Regelmäßige Austausche zwischen den Feuerwehren gehören dazu und die Feuerwehrangehörigen kennen sich häufig untereinander.

 

Rauchmelder detektieren frühzeitig Brände

 

In der Jahresstatistik 2020 sind 660 Einsätze für die Weinheimer Feuerwehrabteilungen verzeichnet, was ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren (1.110: 2019, 1.105: 2018) bedeutet. „Zum einen sind fast alle Veranstaltungen in der Stadthalle oder im Rolf-Engelbrecht-Haus weggefallen, aber auch Feste im Schlosspark, die Kerwe oder das Wochenende am Segelflugplaz sind entfallen“, zählte Ralf Mittelbach einen Grund auf. Denn normalerweise müssen die Kräfte bei solchen Events einen Brandsicherheitsdienst verrichten. Ebenfalls waren Einsätze der Psychologischen Notfallversorgung (früher Feuerwehrseelsorge) zeitweise gar nicht möglich. Im Einzelnen bewältigten die Retter der Zwei-Burgen-Stadt 100 Brandeinsätze und 290 technische Hilfeleistungen und 16 Tierrettungseinsätze. Automatische Brandmeldeanlagen, Heimrauchmelder oder böswillige Alarmierungen verursachten im letzten Jahr 160 Einsätze. „Bei den Rauchmeldern im privaten Bereich sind wir froh, dass es diese gibt. Dadurch konnten schon Entstehungsbrände entdeckt werden, weil Nachbarn auf die Auslösung der Rauchmelder aufmerksam geworden sind“, berichtete Mittelbach. Die durchschnittliche Fahrzeit des ersten Fahrzeuges betrug 4,18 Minuten und ist fast gleich mit dem Vorjahresergebnis (4,39). Außerdem gab es 6.408 Einsatzstunden (2019: 19.496), 2.435 Übungsstunden (9.898) und 399 Brandsicherheitswachstunden (2.297). 33 Personen wurden bei Einsätzen gerettet und für 15 Menschen kam jede Hilfe zu spät. Drei Feuerwehrangehörige wurden leicht verletzt wie ein umgeknickter Fuß oder eingeklemmter Finger.

 

Neben dem Einsatzdienst lebt die Feuerwehr vor allem von der Kameradschaft. Denn das gemeinsame Üben und das gesellige Beisammensein sind für den Zusammenhalt sehr wichtig. Bei der Feuerwehr Weinheim finden seit März 2020 keine Präsenzübungen statt. „Durch die hohen Einsatzzahlen lernt man immer wieder einiges dazu und verliert nicht die Handgriffe, aber trotzdem ist dies nicht vergleichbar mit den Übungen. Wir hoffen, in der kommenden Zeit zumindest wieder in Kleingruppen üben zu können“, äußerte der stellvertretende Kommandant ein großer Wunsch. Wie Mittelbach sagte, gab es in fast allen Abteilungen der Weinheimer Wehr bestätigte Fälle von SARS-CoV-2, „aber da wir eine Freiwillige Feuerwehr sind, müssen es uns die Freiwilligen nicht zwingend sagen“. Da gilt nur die Beachtung der angeordneten Maßnahmen des Gesundheitsamtes. Abgetrennt wurden zudem die Hauptamtlichen und die Wachhabenden und weil es auf den Fahrzeugen ebenso fest eingeteilte Gruppen gibt, wurde das Virus nicht in der Feuerwehr verbreitet. Ein Austausch im Sinne der Städtepartnerschaft und der Feuerwehr der Lutherstadt Eisleben war nur eingeschränkt möglich. Sonst stehen regelmäßige persönliche Begegnungen beiderseits an.

 

Dringend Nachwuchskräfte gesucht

 

Bei immer mehr Feuerwehren setze sich der Trend des Mitgliederschwunds fort. „Es gibt immer weniger Menschen, die sich bei der Feuerwehr engagieren. Das Problem haben wir nicht nur in Weinheim“, erläuterte Abteilungskommandant Mittelbach. Er sieht die Gründe in der Abschaffung der Wehrpflicht und des Zivildienstes. Derzeit gibt es in den Weinheimer Abteilungen 265 Feuerwehrleute (2019: 285, 2018: 312). Bei der Jugendfeuerwehr inklusive Kinderfeuerwehr verzeichnen die Weinheimer 128 Kinder und Jugendliche (2019: 140, 2018: 156). „Gerade in diesen Bereich werden wir maximal einsteigen, sobald die Möglichkeiten gegeben sind. Zusammen mit Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Paradiso überlegen wie, wie wir damit anfangen können“, schilderte Ralf Mittelbach. „Das sind die Retter von Morgen, weil sonst wird es eng. Wir haben engagierte Betreuer, die das stemmen, aber wir hoffen, dass das bei den Jugendlichen auf Interesse stößt“. Jährlich werden in der Zwei-Burgen-Stadt 600 bis 800 Kinder (Kindertagesstätten, Grundschulen) in Brandschutz geschult und auch hierüber entdecken ein paar die Feuerwehr. Dies entfiel nun 2020. Zudem bräuchte es mehr Jugendliche, weil das momentane Durchschnittsalter von 42,3 in der Regel von jährlich um ein Jahr steige. Nicht mehr so stark ausgeprägt sei ebenfalls der Solidaritätsgedanke und die Bereitschaft, ehrenamtlich den Dienst für die Gesellschaft zu leisten.

 

Die Freiwillige Feuerwehr Weinheim kann auf 132 Atemschutzgeräteträger zurückgreifen, was zunächst einmal, im Vergleich zu den beiden Vorjahren, eine leichte Steigerung bedeutet. Doch natürlich sind nicht immer alle Einsatzkräfte zu jeder Zeit verfügbar, weshalb diese Zahl im Einsatzfall stark variiert. Einmal jährlich müssen diese Aktiven zu einer Belastungsübung und müssen entsprechende ärztliche Untersuchungen zur gesundheitlichen Eignung nachweisen. Allerdings fehlt immer mehr die Zeit und die Anforderungen nehmen zu. Durch die Leistungen der Ehrenamtlichen wurden in der Stadt Weinheim im Jahr 2020 286.692,70 Euro eingespart – bei einer Annahme eines Bruttostundenlohns von 40 Euro; die Brandsicherheitsdienste sind ausgenommen. Beim Freiwilligen Sozialen Jahr fand die Feuerwehr Weinheim keine Interessierten für 2021. Letztes Jahr im August beendet diese Maßnahme Simon Quadflieg. „Bewerbungen liegen nicht vor, aber wir nehmen bereits welche für 2021/2022 an“, machte Ralf Mittelbach deutlich. Durch Corona konnten Lehrgänge gar nicht oder nur vereinzelt angeboten werden. Dazu zählen die Grundausbildung, Atemschutz, Maschinisten, Sprechfunk, Technische Hilfeleistung oder Gruppenführer. Ebenfalls entfielen Türöffnungsseminare oder Lehrgänge für die Jugendbetreuer.

 

Drei Lehrgänge in besonderem Format

 

Dass man im Nachhinein vielleicht manches anders hätte machen können, gestand die Weinheimer Feuerwehrführung ein und man habe „vieles gelernt“. In Sachen Online-Übung erfolgte der Einstieg erst später. Zu diesem Zeitpunkt wurden in einigen Städten und Gemeinde solche Formate bereits genutzt. „Da hat die Kommunikation gefehlt und wir müssen den Kontakt zu den Einsatzkräften nicht nur im Einsatzdienst halten“, verdeutlichte Mittelbach. Im Unterkreis Weinheim erkannten die Verantwortlichen, dass es in den nächsten Monaten so nicht weiter gehen kann und entwickelten gemeinsam eine Lösung, um vor allem für die jungen Feuerwehrleute zwischen 17 und 18 Jahren zu ermöglichen, bald die Einsätze mitzufahren. Neben dem Grundausbildungslehrgang werden auch der Sprechfunk- sowie Atemschutzlehrgang im Hybridunterrichtet organisiert – das bedeutet, der Unterricht kann online erfolgen, nur bei den praktischen Einheiten müssen die Teilnehmer in Kleingruppen präsent sein. „Dafür haben wir ein Hygienekonzept erarbeitet und fast 30 Feuerwehrkräfte, davon 16 aus Weinheim, profitieren von dem Lehrgang“, berichtete Weinheims stellvertretender Kommandant. Im Normalfall dauert die herkömmliche Ausbildung mit den drei Lehrgängen 14 Wochen; mit diesem Format zwölf Wochen. „In der Region wird das vermutlich noch einmalig sein“, betonte Ralf Mittelbach. Neben Weinheim sind die Feuerwehren Hemsbach, Hirschberg und Laudenbach daran beteiligt. Darüber hinaus wird im Laufe dieser drei Lehrgänge auch eine Atemschutzübungsanlage in einem Container bestellt.

 

Für den Nachfolger des hauptamtlichen Feuerwehrkommandanten Sven Lillig, der auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen die Feuerwehr Weinheim verließ, liegen zwei Bewerber vor. Während am 2. Februar der Feuerwehrausschuss gehört wird, fällt am Tag darauf die Entscheidung. „Dass die beiden Bewerber beamtet sind, macht es einfacher. Somit kann eine Versetzung geschehen und keine Kündigung. Wenn wir viel Glück haben, kann die Stelle zum 1. März besetzt werden, aber ich gehe davon aus, dass wir erst zum 1. April einen neuen Kommandanten haben werden“, sagte der Erste Bürgermeister, Dr. Torsten Fetzner. Zudem haben die beiden Bewerber alle erforderlichen Laufbahnschritte und die Ausbildungen, um das Amt in vollem Umfang auszuüben. Keine Lehrgänge müssen, wie es bei Lillig über einen langen Zeitraum der Fall war, nachgeholt werden. Der Feuerwehrbedarfsplan befinde sich im Entwurfsstadium und soll im Frühjahr mit dem Feuerwehrausschuss besprochen werden. Im Jahr 2020 wurden vier Mannschaftstransportwagen für die Stadt (2) und je einen für die Abteilungen Sulzbach und Oberflockenbach angeschafft. Je ein Vorrausrüstlöschfahrzeug erhalten die Abteilungen Stadt und Lützelsachsen-Hohensachsen. Für Sulzbach erfolgte die Beauftragung eines Löschfahrzeuges als Ersatz für das aus dem Jahre 1997.

Durchaus positiv sah Feuerwehrdezernent Fetzner die Zukunft der Feuerwehr, aber er mahnte auch: „Gerade die Einsatznachbesprechungen sind aufgrund der Pandemie nicht mehr durchführbar, denn sonst konnte man viel leichter Konflikte lösen und sich auch über private Dinge, ganz im Sinne zur Stärkung der Kameradschaft, unterhalten“. Einzelne Feuerwehrangehörigen äußerten gegenüber der Stadtspitze diese Dinge und Fetzner hoffe, dadurch langfristig keine Mitglieder zu verlieren. „Aber das Problem haben wir nicht nur hier, sondern überall im ehrenamtlichen Bereich“, sagte Fetzner. Seitens der Feuerwehr Weinheim liegen schon Überlegungen vor, „wie wir die brachliegenden Gemeinsamkeiten wieder beleben können. Auch über die digitale Welt“, betonte Ralf Mittelbach. Abschließend galt ein Dank allen Sponsoren, die die ehrenamtliche Arbeit der Feuerwehr finanziell unterstützten. Dankesworte wurden auch an Ersten Bürgermeister Fetzner, Feuerwehrsprecher David Kunerth, die beiden städtischen Pressesprecher Roland Kern und Thomas Fischer sowie dem Team Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr Weinheim gerichtet. Trotz so manchen Herausforderungen freut sich die gesamte Feuerwehrfamilie Weinheim auf die bevorstehende

 

Quelle: Feuerwehren Metropolregion Rhein-Neckar vom 30.01.2021 , Daniel Klier