Presseecho zur Hauptübung des Ausrückebereich 1+3
9. Juli 2013 | Von Feuerwehr Weinheim
Wenn alles Schlimme zusammenkommt
Dann ist die Weinheimer Feuerwehr trotzdem gewappnet – Gemeinsame Großübung bewies Einsatzstärke
Weinheim. Es war eine gefährliche Kettenreaktion: Erst war es ein Straßenrennen, ein schlechter Scherz von Jugendlichen auf der Viernheimer Straße in der Weinheimer Automeile. Dann wurde es aber sehr schnell sehr ernst. Plötzlich steht da ein Lastwagen auf der Straße, die Raser müssen ausweichen; ein Auto kippt um, das andere knallt gegen eine Mauer – die Insassen sind schwer verletzt eingeklemmt.
Der Unfall ereignet sich direkt vor einer Firma, die Chemikalien verarbeitet. Beim Aufprall des Autos wird ein Fass beschädigt, eine unbekannte Flüssigkeit tritt aus. Jetzt wird’s brenzlig.
Nein, die Weinheimer Feuerwehrleute hatten sich bei ihrer Jahreshauptübung keine leichte Aufgabe gestellt – alles Schlimme kam auf einmal und zusammen. Gottseidank nur angenommen.
„Das war viel auf einmal, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass so etwas passiert“, erklärte Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht, „deshalb müssen wir auch auf so einen Fall vorbereitet sein“. Das sind sie, die Feuerwehrleute aus der Stadt, den Ortsteilen Sulzbach, Lützelsachsen und Hohensachsen, im Team mit der Unterkreisführungsgruppe, dem THW, dem Deutschen Roten Kreuz und der Polizei. Rund 70 Personen probten in der Viernheimer Straße unweit des Weinheimer Feuerwehrzentrums den Ernstfall.
Wenige Minuten nach der Alarmierung rückte der erste Trupp an, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Schnell waren die Einsatzbereiche in Abschnitte eingeteilt, jeder wusste, was er zu tun hatte. Die Befreiung und Erst-Versorgung der verletzten Personen hatte natürlich Priorität, danach gleich das Auffangen des Gefahrstoffs. Das ging Hand in Hand. Kommandant Albrecht war vor allem stolz auf viele junge Feuerwehrleute, die mit großem Elan im Einsatz sind.
Nach rund einer Stunde konnte die Übung abgeschlossen werden. Die Weinheimer Feuerwehr hatte wieder einmal bewiesen, was sie im Ernstfall und beim Proben desselben zu leisten vermag. Sie sind auch gewappnet, wenn alles Schlimme zusammenkommt.
Quelle: Roland Kern, Pressesprecher Stadt Weinheim
Feuerwehr: Mehrere Abteilungen lösen bei Hauptübung in der Viernheimer Straße schwierige und gefährliche Aufgaben in den Bereichen Personenrettung und Gefahrgut
Beeindruckendes Szenario – coole Helfer
Weinheim. Chaos auf der Viernheimer Straße. Ein Lkw hat Paletten verloren. Ein silberfarbener Ford liegt auf der Seite, nur ein paar Meter weiter „klebt“ ein schwarzer Opel Corsa an einem Trafohäuschen. Eine Frau ist eingeklemmt. Sie schreit vor Schmerzen. Über ihre Wangen läuft Blut – Kunstblut! Die Unfallszene, die sich Passanten am Freitagabend bot, war zum Glück nur gespielt bei der Jahreshauptübung der Feuerwehr Weinheim. Etwa 100 Retter von Feuerwehr, Rettungsdienst und THW waren im Einsatz.
Folgendes Szenario hatten sich die Verantwortlichen ausgedacht: Bei einem illegalen Straßenrennen von Jugendlichen kommt es zu einem Unfall. Die beiden Fahrer übersehen einen Lkw, der beladen wird. Durch den Zusammenstoß werden die Jugendlichen schwer verletzt, einige sind eingeklemmt, der Lastwagen verliert einen Teil seiner Ladung. Das Gefährlichste: Gleich neben der Straße befindet sich ein Gefahrgut-Lager. Durch die Karambolage der Autos erschrickt dort ein Staplerfahrer so sehr, dass er mehrere Fässer mit Essigsäurehydrid beschädigt.
19 Uhr: Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht alarmiert die Kollegen in der nahe gelegenen Wache.
19.01 Uhr: Das erste Martinshorn ertönt. Das Vorauslöschfahrzeug erreicht den Unfallort. Rolf Tilger springt vom Beifahrersitz. Er führt das Kommando, bis er von Abteilungs-Kommandant Ralf Mittelbach abgelöst wird. Einsatzleitwagen, Rüstwagen folgen.
19.06 Uhr: „Ich brauch‘ Personal“, ruft Feuerwehrmann Manuel Pflästerer, der beim schwarzen Corsa angekommen ist. Sein Kollege Tino Meier ist Sekunden später an seiner Seite. Gemeinsam beginnen sie, die Fahrerin mit einem Rettungsspreizer zu befreien.
19.08 Uhr: Der Gerätewagen Gefahrgut bringt die Ausrüstung für die Gefahrgut-Profis, auch Löschfahrzeuge und ein Mehrzweckfahrzeug. Die Einsatzkräfte arbeiten ruhig und konzentriert. Um 19.09 Uhr trifft das Deutsche Rote Kreuz ein, um 19.10 Uhr befreien Meier und Pflästerer die eingeklemmte Frau.
Bei dem umgekippten Ford breiten die Männer eine gelbe Plastikfolie aus, auf der Kästchen eingezeichnet sind: Helm steht auf einem, Spreizer auf dem anderen, Rettungszylinder auf einem dritten. „Die Kameraden packen alles, was zur Bergung eines Fahrzeugs notwendig ist, aus dem Fahrzeug und legen es auf diese Plane. Die Einsatzkräfte, die sich dann um das Auto kümmern, wissen auf diese Weise genau, wo sie was finden“, erklärt Pressesprecher David Kunerth.
19.19 Uhr: Tino Meier und Manuel Pfläster sind wieder gefragt. Diesmal ziehen sie sich grüne Gummianzüge über. „Chemikalienschutzanzüge“ im Feuerwehrjargon. Sie sollen das beschädigte Fass mit Essigsäurehydrid sichern. Als zweiter Trupp machen sich Kai Böhler und Eike Fischer startklar. Ein Kamerad bedient einen Spezialschlauch, der eine Wasserwand aus feinen Tröpfchen entstehen lässt. „So würden wir verhindern, dass die Dämpfe sich weiter ausbreiten“, verrät Kunerth. Meier und Pflästerer schwitzen schon beim Anziehen ihrer Spezialkleidung. 80 Grad hat es im Inneren der Gummianzüge. Eine extreme Belastung.
Zuschauer am Straßenrand
Gleich gegenüber, auf dem Gehsteig der Viernheimer Straße, haben es sich Dutzende Zuschauer bequem gemacht, einige haben weiße Gartenstühle aus Plastik aufgestellt.
19.27 Uhr: Ein Mann im grünen Polo-Shirt lehnt am Zaun der Firma Münch, schaut aufmerksam zu. Es ist Michael Münch, Chef der Firma Münch-Chemie, auf deren Gelände das beschädigte Fass steht. Auf seinem Gelände lagert tatsächlich Gefahrgut. „Allerdings nicht in der Halle, in der die Übung stattfindet, das wäre zu gefährlich“, sagt Münch. Einer seiner Mitarbeiter, selbst Feuerwehrmann, hatte die Idee mit der Feuerwehr-Übung, erzählt er.
19.35 Uhr: Was jetzt kommt ist im Ernstfall sehr gefährlich: Die Chemie-Experten der Feuerwehr müssen das Fass in einen auslaufsicheren Behälter umfüllen. Jetzt darf kein Fehler passieren.
19.47 Uhr: Die Gefahr ist gebannt, die reizende Flüssigkeit sicher verpackt.
Feuerwehr-Chef Albrecht sagt bei der Abschlussbesprechung: „Das war heute eine tolle Leistung. Was mir nicht so gut gefallen hat: Die Verletzten wurden direkt gegenüber der Halle mit dem beschädigten Fass abgelegt.“ Auch Ralf Mittelbach, Kommandant der Abteilung Stadt, ist zufrieden mit seinen Männern. „Im Bereich Funk war es kritisch. Wir hatten Probleme mit der Kommunikation, die alten Boschfunkgeräte – das geht einfach nicht mehr. Aber aus meiner Sicht ist die Übung gut gelaufen.“
Quelle: Verena Müller-Rohde, Weinheimer Nachrichten vom 08. Juli 2013
Im Chaos den Überblick behalten
Bergstraßen-Abteilungen der Feuerwehr Weinheim übten für den Ernstfall – Illegales Straßenrennen verursachte Chemieunfall
Weinheim. Sieben Schwerverletzte, zwei völlig demolierte Autos und ein beschädigtes Fass mit Gefahrgut: Das ist die Bilanz eines illegalen Straßenrennens, das am Freitag in der Viernheimer Straße in Weinheim stattfand. So zumindest hatten es sich die Verantwortlichen der Feuerwehr Weinheim überlegt, die dieses Szenario für eine Großübung nutzten. Beteiligt daran waren 100 Einsatzkräfte der Wehren aus Weinheim Stadt, Sulzbach und Lützelsachsen-Hohensachsen sowie
die Unterkreis-Führungsgruppe, das DRK und das THW.
Was war geschehen? Während eines Rennens übersahen die zwei beteiligten Fahrer einen am Straßenrand geparkten LKW. Eines der Fahrzeuge überschlug sich und blieb auf der linken Seite liegen. Der andere Fahrer verlor die Kontrolle über sein Auto und rammte eine Trafostation
neben dem Gelände von Münch Chemie International. Dort beschädigte ein Staplerfahrer ein gelagertes Fass mit hochgiftigem Gefahrgut. Um 19 Uhr ging der Alarm an alle beteiligten Einsatzkräfte raus. Diese hatten zu diesem Zeitpunkt „keinerlei Informationen über die
Art des Einsatzes“, erklärte David Kunerth, Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt und Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit. Damit sollte die Übung einer „Realsituation“ so nah wie möglich kommen. Bereits zwei Minuten später trafen die ersten Rettungskräfte am Unfallort ein, bis 19.15 Uhr war die von Blaulicht geflutete Straße vollgepackt mit Frauen und Männern in Uniform, die pausenlos Befehle in ihre Funkgeräte riefen und überraschend koordiniert arbeiteten – bedenkt man die Zahl der Teilnehmer.
„Dafür führen wir diese Großübungen einmal im Jahr durch“, sagte Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht. „Die drei beteiligten Wehren werden oft gemeinsam zu Einsätzen an der Bergstraße gerufen. Die Zusammenarbeit muss also reibungslos funktionieren.“ Dass sie das tut, davon überzeugte sich als Zuschauer auch Michael Münch, der das Gelände seiner Firma für die Übung zur Verfügung gestellt hatte. Die Feuerwehr Weinheim rückte in diesem Jahr bei insgesamt 496
Einsätzen zwar nur zweimal zu Gefahrgutunfällen aus – zuletzt Ende Mai, als auf dem Autobahnparkplatz Fliegwiese zwischen Weinheim und Hirschberg Klebstoff ausgelaufen war. Gerade Einsätze wie diese verlangen von den Rettungskräften aber ganz besonders, dass sie „trotz des Chaos den Überblick behalten“, fasst Ralf Mittelbach, Abteilungskommandant der Abteilung Stadt zusammen.
Um 20.15 Uhr fand denn auch alles sein gutes Ende. Die Verletzten waren versorgt und im Rettungswagen abtransportiert, die Straße geräumt, die hochgiftige Flüssigkeit beseitigt. Zurück blieb lediglich eine Wasserlache.
Quelle: Maren Wagner, Rhein-Neckar-Zeitung vom 08. Juli 2013
Bildergalerie von Dirk Preuß, Ralph Urbach und David Kunerth
