Weinheim stand unter Wasser
27. Juli 2010 | Von Feuerwehr Weinheim
Im Suezkanal rettete die Feuerwehr Mutter und Kind aus einem festgefahrenen Auto – Dauereinsatz für alle Abteilungen. Wassermassen pumpte die Feuerwehr von der Mannheimer Straße, und in der Innenstadt war unter anderem das „Moderne Theater“ betroffen: Im Kino fielen die Abendvorstellungen aus, weil das Wasser dem Notstromaggregat zu nahe gekommen war.
Diesmal leistete die Viernheimer Feuerwehr bei den Weinheimer Kameraden Hilfe: Die Hessen kennen sich bei Überschwemmungen aus leidvoller Erfahrung bestens aus; schließlich streikt bei Regengüssen fast schon regelmäßig die Viernheimer Kanalisation. Gestern Abend konnten dagegen die Weinheimer Rohre die Wassermassen in Teilen nicht mehr aufnehmen: Ab 16 Uhr gingen während eines heftigen Gewitterregens die ersten Anrufe bei der Feuerwehr ein, berichtet deren Pressewart Ralf Mittelbach. Ab dann waren die Kameraden stundenlang im Dauereinsatz: Rund 60 Einsatzstellen in der Kernstadt und weitere 20 in den Ortsteilen hatten sich in weniger als zwei Stunden aufgetan. „Wir haben die Einsatzkräfte aus den Ortsteilen zusammengezogen, um in der Kernstadt Herr der Lage zu werden“, berichtete Mittelbach. Dazu stießen zusätzlich die Viernheimer Kameraden und die Schnelleinsatztruppe des DRK. Die versorgte und verpflegte die insgesamt rund 120 Männer und Frauen im Einsatz.
Von einer dramatischen Situation berichtete Mittelbach: Eine Mutter war mit ihrem Kind im Auto unterwegs und wegen der Wassermassen im Suezkanal stecken geblieben. Es ging nicht vorwärts und nicht rückwärts, das Wasser drang ins Auto ein und stieg an. Doch die Feuerwehr war rechtzeitig vor Ort, bevor Schlimmeres passieren konnte. Wassermassen auch in der Nordstadt, wo zeitweilig ganze Straßenzüge überflutet waren – von bis zu 30 Zentimetern Höhe berichtete Mittelbach. „Die Kanaleinläufe haben es nicht mehr gepackt“, sagt er. Die Feuerwehr war also überwiegend damit beschäftigt, mit Tauchpumpen und Saugern tausende LiterWasser abzupumpen, um die Einläufe zu entlasten. Das Wasser hatte sich zudem seinen Weg in diverse Weinheimer Keller gesucht und Straßen mit Geröll überspült, etwa in der Grundelbachstraße bei der Baustelle der Schlossbergterrasse. Daneben waren noch Hauptstraße und Grabengasse in der Innenstadt Schwerpunkte bei den Einsätzen. Wegen der großen Anzahl der Anrufe konnte die Feuerwehr dabei nicht überall helfen, wo sie gebraucht wurde. Wasser abzupumpen kann dabei gefährlich werden, müssen die Einsatzkräfte doch auf Stromleitungen aufpassen. Im Modernen Theater etwa hatte es sich durch einen Lüftungsschacht in das Notstromaggregat gedrückt,wie Alfred Speiser berichtete. Die Vorstellungen fielen aus; Speiser hofft aber, dass die Filme heute normal laufen können.
Ungewöhnlich sind solche Unwetter folgen laut Feuerwehr nicht: „Wir haben solche Situationen schon öfter gehabt und jedes Jahr größere Einsätze“, sagt Mittelbach. Dass vor allem Nord- und Innenstadt betroffen waren, macht er nicht an Mängeln in derKanalisation fest. Viel mehr hat es dort eben am stärksten geregnet. „Das hätte überall passieren können.“Wobei sich der Sturzguss auf Weinheim beschränkt zu haben scheint. Aus den Nachbargemeinden war der Weinheimer Wehr zumindest nichts Vergleichbares zu Ohren gekommen.
Quelle Rhein Neckar Zeitung von Nadja Müller Fotos: Dorn
