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Die 112 gilt von jedem Ort Europas aus

11. Februar 2010 | Von
Feuerwehr Laudenabach Kommandant Jürgen Stöhr

Feuerwehr Laudenabach Kommandant Jürgen StöhrIm Gespräch: Der Laudenbacher Feuerwehr-Kommandant Jürgen Stöhr zum gestrigen Tag des europäischen Notrufs. Jürgen Stöhr: „Noch zu wenige Menschen wissen, dass die 112 in ganz Europa gilt.“ Gleich, ob Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr benötigt werden: In 27 europäischen Staaten gilt die Notrufnummer 112.

Der Tag des Euro-Notrufs 112 ist passenderweise der heutige 11. 2. Unter der Nummer 112 ist kostenlos in 27 europäischen Staaten Hilfe zu erreichen – egal ob Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr. Die Weinheimer Nachrichten haben sich mit dem Laudenbacher Feuerwehr-Kommandanten Jürgen Stöhr über Sinn und Zweck dieser Einrichtung und ihrer Probleme unterhalten.

Herr Stöhr, warum gibt es in der Europäischen Union eine einheitliche Notrufnummer?

Jürgen Stöhr: Die Europäer sind aus beruflichen oder privaten Gründen immer häufiger im Ausland unterwegs, was deutlich macht, wie sinnvoll und notwendig eine einheitliche Notrufnummer in der gesamten Europäischen Union (EU) ist. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Bürger müssen sich nicht mehrere unterschiedliche Nummern merken, da überall dieselbe Notrufnummer gilt. Unter der europaweit einheitlichen Notrufnummer 112 erreichen die EU-Bürger seit Dezember 2008 in allen 27 Mitgliedsstaaten der EU die Notrufdienste aus allen Fest- und Mobilfunknetzen. Einige Mitgliedstaaten haben die 112 als ihre Hauptnotrufnummer eingeführt, während in den meisten Mitgliedstaaten diese Nummer parallel zur nationalen Notrufnummer funktioniert.

Am heutigen Donnerstag ist der „EU-Notruf-Tag 112“. Was wird damit bezweckt?

Stöhr: Anlässlich des „EU-Notruf-Tags 112“ finden in allen europäischen Ländern Veranstaltungen statt, die über den europaweiten Notruf informieren. Um schnell Hilfe zu erhalten, ist es wichtig, Notrufe richtig abzusetzen.

Was ist denn Ihrer Erfahrung nach dabei besonders wichtig?

Stöhr: Am wichtigsten ist es, langsam und deutlich zu sprechen sowie niemals aufzulegen, bevor der Mitarbeiter der Leitstelle das Telefonat beendet. Im Gespräch gilt es, folgende Fragen zu klären: Wer ruft an? Was ist passiert? Wann ist es passiert? Wo ist es passiert? Wie viele Verletzte?

Wo lande ich eigentlich, wenn ich die Nummer 112 wähle?

europaweiter Notruf 112Stöhr: Die Anrufer werden mit einer Leitstelle, in unserem Kreis mit der Rettungsleitstelle in Ladenburg, verbunden. Abhängig von dem jeweiligen nationalen System wird die Leitstelle den Anruf direkt bearbeiten oder ihn an den zuständigen Notfalldienst (Rettungsdienst, Feuerwehr, usw.) weiterleiten. In vielen Fällen ist die Leitstelle auch mehrsprachig besetzt.

Die Notrufnummer selbst dürfte den meisten Menschen bekannt sein.

Stöhr: Zwei von drei Befragten waren der Ansicht, dass die Bevölkerung derzeit nicht ausreichend über die Notrufnummer 112 informiert ist – ein Beleg für die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen der nationalen Behörden. Die Bürger in den neuen Mitgliedstaaten waren in der Regel besser informiert. Auch wenn die 112 als nationale Notrufnummer bekannt ist, wissen allerdings nur 24 Prozent, dass sie diese Nummer von jedem Ort in der EU aus wählen können – immerhin eine leichte Steigerung gegenüber 2008.

Was ist denn mit Menschen, die aufgrund einer Behinderung nicht sprechen oder hören können?

Stöhr: Für Menschen mit Hör- oder Sprachproblemen, für ältere Bürger oder Menschen mit schweren Verletzungen kann es in der Tat schwierig sein, anzurufen und zu erläutern, was passiert ist. Ein 112-Multimediadienst mit dem Namen „Total Conversation“, der in den nächsten Monaten getestet wird, wird Anrufern die Möglichkeit bieten, Rettungsdienste mit Hilfe einer Kombination von Sprach-, Bild- und Echtzeittext zu alarmieren. Dieser Dienst liefert den Notrufzentren umfassendere Informationen in Bild und Text, die sie in die Lage versetzen, schnellstmöglich und optimal zu reagieren. Solche Dienste können Leben retten.

Wäre es nicht sinnvoll, in den Fahrzeugen selbst technische Notruf-Voraussetzungen zu schaffen?

Stöhr: Das ist richtig. Einem zwischen der Kommission und der Industrie vereinbarten Aktionsplan zufolge sollen alle Neufahrzeuge ab 2010 mit „eCall“ ausgerüstet werden. Diese bordseitige Technologie wird bei einem Unfall über die 112-Nummer die Notrufzentralen verständigen, indem sie Unfalldaten und den Standort des Fahrzeugs weiterleitet. Damit die Notrufzentren die „eCall“-Daten auch empfangen und bearbeiten können, müssen viele Mitgliedstaaten ihre Infrastruktur modernisieren.

Herr Stöhr, wir können uns also wirklich darauf verlassen, dass wo immer wir uns gerade in der Europäischen Union befinden, über die 112 stets eine Notrufzentrale erreichbar ist?

Stöhr: Ja. Zwar sind in einigen Mitgliedstaaten (Litauen, Niederlande und Italien) die Notrufzentren immer noch nicht in der Lage, den Standort der Person zu bestimmen, die die 112 gewählt hat, aber die Erreichbarkeit ist nach Angaben der Europäischen Kommission gewährleistet. Die Kommission hat zugesagt, dass sie auch weiterhin darauf achten wird, dass die 112-Nummer in den Mitgliedstaaten funktioniert.

Quelle Weinheimer Nachrichten vom 11.02.2010 / Grafik: Zimmermann