Gewitter und Sturm fegten über die Stadt
13. August 2009 | Von Feuerwehr Weinheim
Weinheim. Vor 50 Jahren fuhr Petrus mit den Weinheimern Achterbahn: mitten im Sommer 1959 brauste ein Gewittersturm mit wolkenbruchartigem Regen und schwerem Hagel über die Stadt hinweg. Hunderte von Kellern standen unter Wasser. Auch in den Fluren hinterließ der Sturm große Verwüstungen, in den Hanglagen riss er an vielen Stellen das Erdreich herunter und schob es als Schmutzlawine in die Höfe der Häuser am Hirschkopf, am Wachenberg und im Müll. Die gewaltigen Wassermassen, die in kurzer Zeit vom Himmel stürzten, legten auch den Straßenverkehr lahm, denn wie so oft zuvor konnte das unzureichende Kanalsystem die Wasserflut nicht aufnehmen. Suezkanal unter Wasser /// Die größten Schwierigkeiten entstanden an drei neuralgischen Punkten: beim Gasthaus „Zur Stadt Hamburg“ am Odenwaldbahn-Übergang der Bergstraße, im Suezkanalweg und beim Güterbahnhof. Den höchsten Wasserstand verzeichnete der Suezkanal. Das Hochwasser staute sich bis an die Tunneldecke und fast bis an die B 3 hoch. Den schwersten Wasserschaden meldete das Postamt: 1.20 Meter hoch stand das Wasser im Keller und im Erdgeschoss floss es von der Bergstraße durchs Hauptportal in den Schalterraum. An der Pflaumengasse wurde ein Gebäude von den aus der Hauptstraße herabschießenden Wassermassen unterspült. Felsbrocken auf Straße gestürzt Im Birkenauer Tal stürzte in Höhe der Alten Gummifabrik ein Felsbrocken auf die Straße. Zahlreiche Verkehrsbehinderungen entstanden durch Straßeneinbrüche und durch Kanaldeckel, die der Wasserdruck in die Höhe schleuderte. Gleichzeitig stieg eine Flammensäule in den Himmel über dem Hirschkopf: einer der vielen Blitze, die während des Unwetters niedergingen, entzündete in der Nähe des Eisernen Pavillons am oberen Blütenweg das neue Wohnhaus von Fotomeister Felix Schlieder, das vier Wochen zuvor bezogen worden war. Die Feuerwehr legte zwar eine 450 Meter lange Schlauchleitung von der Weschnitz über 120 Meter Höhenunterschied zum Forstweg hinauf, konnte das Haus aber nicht retten, weil der starke Sturm die Flammen immer wieder anfachte. Vier Wochen nach Gewitter und Sturm lastete über Weinheim eine Hitzewelle. 8000 Besucher suchten an einem Wochenende Abkühlung im Turnerbad – umsonst: die Sonne heizte das Wasser im Becken so stark auf, dass sich die Vereinsleitung der TSG 1862 entschloss, 200 Stangen Eis ins Becken zu werfen, um etwas Abkühlung zu erreichen. Das hatte es nie zuvor gegeben, und es wiederholte sich auch bis heute nicht mehr. -ell Artikel Weinheimer Nachrichten vom: 14.08.2009
