Sie müssen alle durch die Röhre
11. Juni 2009 | Von Feuerwehr Weinheim
Jedes Jahr muss die Feuerwehr Weinheim zu mehreren Brandeinsätzen ausrücken. Das gefährliche bei einem Brand ist der Rauch. Daher ist es für die Feuerwehrangehörigen nur mit einem Umluft unabhängigem Atemschutzgerät möglich in brennende Räume vorzugehen. Was als selbstverständlich angesehen wird, verlangt einem Feuerwehrangehörigen einiges ab. Damit ein Feuerwehrmann überhaupt ein Atemschutzgerät tragen darf, muss er zunächst einmal tauglich sein. Hier muss man in regelmäßigen Zeitabständen je nach Alter die sogenannte G-26 Untersuchung ablegen, bei der die Angehörigen der Feuerwehr auf ihre körperliche Tauglichkeit untersucht werden. Jeder Feuerwehrangehörige der im Besitz dieser Untersuchung sowie den Lehrgang zum Atemschutzgeräteträger besucht hat, ist fähig Atemschutz zu tragen. Da ein Einsatz aber neben der physischen eine enorme körperliche Belastung bringt, müssen die Atemschutzgeräteträger eine jährlich stattfindende Belastungsübung absolvieren. Nur wer diese besteht, darf auch weiterhin für den Atemschutzeinsatz eingesetzt werden. In kleineren Gruppen finden diese Belastungsübungen über das Jahr verteilt statt. Am vergangenen Wochenende startete eine Gruppe der Abteilung Sulzbach zur jährlichen Belastungsübung nach Mannheim. Die Übung findet in der anerkannten Übungsstrecke der Berufsfeuerwehr Mannheim statt. Zunächst müssen die Teilnehmer unter Atemschutz durch eine mit Gittern abgegrenzte Übungsstrecke, die kaum Bewegungsfreiheit bietet. Ein besonderes Hindernis der Strecke besteht aus einem ca. 3 Meter langen Rohr. Das Rohr ist so eng, dass man sich darin nicht drehen kann. Kriecht man mit aufgezogenem Atemschutzgerät, verbleiben nur wenige Zentimeter zwischen Körper und Rohr. Dieses Hindernis soll zeigen, ob Geräteträger ein Problem mit Platzangst haben oder auch solche Situationen meistern. Hier ist Teamarbeit unerlässlich. Ohne Hilfe des Kollegen ist es fast unmöglich das Rohr zu passieren. Die komplette Strecke wird „krabbelnd“ oder „kriechend“ passiert. Enge und unförmige Durchgänge erfordern genaue Kenntnisse über die Handhabung und Maße des Atemschutzgeräts, da oft nur wenige Zentimeter Luft zwischen Gerät und Hindernis vorhanden sind. Nachdem die Übungsstrecke passiert ist, geht es weiter. Nun muss der Atemschutzgeräteträger eine Endlosleiter besteigen, bei der der Geräteträger die sich ständig drehende Leiter an klettern muss. Sobald er die geforderte Leistung gebracht hat, geht es zum nächsten Gerät. Hier muss er dann auf ein Laufband. Danach geht es ein zweites Mal in die Übungsstrecke. Um die Übung möglichst realistisch zu gestalten, wird im zweiten Durchgang die Strecke abgedunkelt und mit Wärmestrahlern erhitzt. Neben der starken körperlichen Belastung durch die eigentlich verrichtete Arbeit und dem hohen Gewichts der Einsatzausrüstung (ca. 30 Kilogramm) leidet der Körper vor allem unter der erschwerten Verdunstung über die Haut durch die isolierende Einsatzuniform. Die wichtigste Möglichkeit des Körpers Wärme auf die Weise abzugeben ist damit stark reduziert. Dies hat einen Wärmestau im Körper zur Folge. Daher muss der Atemschutzgeräteträger vor und nach dem Einsatz beziehungsweise der Übung ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Die ganze Übung wird von einem Kontrollpult aus überwacht. Sollte es zu akuten Problemen kommen, kann innerhalb weniger Sekunden Licht in der gesamten Strecke eingeschaltet und die Übung abgebrochen werden. „Die Belastungsübung ist zu unserer eigenen Sicherheit“ sagt Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht, der selbst mit gutem Beispiel voran geht und jedes Jahr die Übung erfolgreich absolviert. Um den Standart für die Einsätze zu bringen, hat die Weinheimer Feuerwehr eine Sportgruppe eingerichtet, die den Feuerwehrangehörigen die Möglichkeit gibt, sich einmal wöchentlich unter der Anleitung einer professionellen Trainerin Fit zu halten. Die Bilder entstanden bei der Belastungsübung der Abteilung Sulzbach am vergangenen Wochenende.