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Weinheimer unterstützen bei Chemieunfällen

16. Juni 2016 | Von

Gestern Überlandhilfe in Viernheim – In Schutzanzügen gegen ätzende Chemikalien – Freiwillige Feuerwehr mit ABC-Ausbildung.

Weinheim. (frm) Wie große, schwerfällige Marsmännchen sehen die beiden Gestalten aus, die sich am Mittwoch in der Viernheimer Industriestraße zum Einsatz bereit machen. Dort war es am Nachmittag zu einem Chemieunfall in einem Industrieunternehmen gekommen, bei dem Salpeter ausgetreten ist. Die Männer in Neongrün gehören zum Gefahrgutzug der Freiwilligen Feuerwehr in Weinheim. Ihre Aufgabe ist es, die weitere Ausbreitung giftiger Chemikalien zu verhindern.

„Bei uns hat jeder unserer Einsatzkräfte eine solche ABC-Ausbildung“, sagt der Weinheimer Feuerwehrsprecher, Ralf Mittelbach. Diese wird an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal angeboten. Der Grund für die umfassende Spezialisierung aller Freiwilligen: „Als Freiwillige Feuerwehr wissen wir nie, welches Personal bei einem Einsatz kommt“, sagt Mittelbach.

So kann bei den Ersthelfern in Weinheim jeder einmal in einem der großen, neonfarbenen „Chemikalienschutzanzüge“ landen, wenn ihre Hilfe wie am Mittwoch benötigt wird.

Dies sei in den vergangenen Jahren aber immer seltener der Fall gewesen, berichtet Mittelbach. Früher habe es in Weinheims Umgebung viele Logistikunternehmen gegeben, die auch chemische Gefahrgüter transportierten. Dadurch sei die Gefahr eines möglichen chemischen Unfalls größer gewesen.

Gefahrgut_ViernheimHeute rückt der Weinheimer Gefahrengutzug dagegen wesentlich häufiger zur sogenannten Überlandhilfe für benachbarte Feuerwehren aus. „Richtig große“ Einsätze aber gebe es nur ein- oder zweimal im Jahr. „Wir sorgen dann dafür, dass die Ausbreitung von gefährlichen Stoffen verhindert wird“, so Mittelbach.

Die gewöhnliche Ausrüstung der Brandschützer sei bei solchen Unfällen selbst mit Atemmaske nicht ausreichend: „Einige Chemikalien können auch die Kleidung angreifen und so für Gefahr sorgen“, sagt Mittelbach. Beim Viernheimer Einsatz zum Beispiel trat unter anderem Salpeter aus, dessen Säure ätzend ist.

In ihren Spezialanzügen sind die Einsatzkräfte vor Kontamination geschützt. Allerdings müssen sie die Kameraden nach ihrem Aufenthalt in der Gefahrenzone einer Reinigung unterziehen, bevor die grünen Hüllen abgelegt werden dürfen. Ein Schutzanzug kostet laut Mittelbach rund 5000 Euro.

Für die endgültige Entsorgung der ausgetretenen Gefahrenstoffe ist aber nicht die Weinheimer Feuerwehr zuständig: Diese Aufgabe liegt bei der Tuis, dem Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der chemischen Industrie. Unter diesem Namen haben sich mehrere Betriebsfeuerwehren von Chemiewerken zusammengeschlossen.> weiterer Artikel auf S. 10

Großeinsatz nach Chemie-Unfall

Im Viernheimer Industriegebiet stieg eine gelbe Wolke auf

Viernheim. (wit) Die Wolke war giftgelb, und sie war weithin sichtbar. Entsprechend groß war die Angst in der Stadt und der Umgebung gestern – bis es gut eineinhalb Stunden später von offizieller Seite zumindest eine vorläufige Entwarnung gab. Ruhe kehrte danach jedoch nicht wirklich ein in Viernheim: Zu groß war die Sorge in der Bevölkerung, dass in der chemischen Wolke vielleicht doch schädliche Stoffe enthalten gewesen sein könnten.

Gegen 12.45 Uhr war der Polizei der Austritt einer Rauchwolke über dem Gelände eines Industrieunternehmens in der Viernheimer Industriestraße gemeldet worden, wie das Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt mitteilte. In der Wolke sei auch Salpeter enthalten, hieß es weiter. Zusammen mit der Feuerwehr räumte die Polizei das Industriegebäude; die Arbeiter wurden ins Freie gebracht. Das Areal wurde daraufhin vorsorglich komplett abgeriegelt.

Wie weiter zu erfahren war, werden in der Firma, in der das Unglück passierte, verschiedene chemische Flüssigkeiten für Legierungen zusammengemischt. Aus bisher unbekannten Gründen war es offenbar zu einer chemischen Reaktion gekommen, aus der dann eine Wolke entstand. Diese Gemisch entwich gegen 12.45 Uhr durch das offene Hallentor ins Freie, woraufhin die Wolke über dem Gelände aufstieg.

Neben verschiedenen Feuerwehren aus der Region waren auch der Gerätewagen Messtechnik der Mannheimer Feuerwehr sowie Spezialisten für Schadstoffmessungen in der Umwelt im Einsatz. Die Anwohner wurden sicherheitshalber aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Gegen 14 Uhr gab die Polizei dann vorläufige Entwarnung: „Nach aktuellem Stand besteht keine Gefahr für die Bevölkerung“, hieß es. Nach weiteren Angaben wurden allerdings sechs Mitarbeiter der Firma als leicht verletzt gemeldet und in Mannheimer Kliniken eingeliefert. Sachschaden gab es laut Polizei keinen. Die Zufahrtsstraßen zum Viernheimer Industriegebiet waren gestern mehrere Stunden lang gesperrt.

Die Kripo hat die Ermittlungen zu dem Vorfall aufgenommen.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom Donnerstag, 16. Juni 2016,