Presseecho zur Jahreshauptversammlung der Abteilung Stadt
9. Februar 2020 | Von Feuerwehr WeinheimWeinheimer Nachrichten:
„Seit zwei Jahren geht es nur noch bergab“

Von Carsten Propp
Weinheim. Bei den Weinheimer Brandschützern ist derzeit mächtig „Feuer unterm Dach“. Die Unzufriedenheit entlud sich am vergangenen Samstag bei der Hauptversammlung der Abteilung Stadt erstmals öffentlich. Im Kreuzfeuer der Kritik: Der hauptamtliche Kommandant der Feuerwehr Weinheim und Leiter der Stabstelle Feuerwehr und Katastrophenschutz der Stadt Weinheim, Sven Lillig, der sich an diesem Abend urlaubsbedingt entschuldigen ließ. Nicht zum ersten Mal: Seit seinem Amtsantritt am 2. Januar 2018 hat er noch keine Hauptversammlung dieser Abteilung besucht.
Eklat bei Ehrung
Doch Beobachter waren sich an diesem Abend einig, dass dies bei Weitem nicht das größte Problem ist, das die ehrenamtlichen Feuerwehrleute derzeit umtreibt. Rolf Tilger, ein Urgestein der Weinheimer Feuerwehr, der an diesem Abend für 50 Jahre Zugehörigkeit geehrt wurde, erntete jedenfalls viel Beifall für seine Aussage: „Ich habe mir lange überlegt, ob ich die Ehrung überhaupt annehme. Denn die letzten zwei Jahre geht es nur noch bergab mit der Feuerwehr Weinheim. Und das liegt an einem Kommandanten, der nie da ist.“
Damit spielte Tilger auf die Tatsache an, dass Lillig seit seinem Dienstantritt am 2. Januar 2018 in Weinheim viel Zeit bei Aus- und Weiterbildungen verbringt, um die ursprünglich für diesen Posten geforderte Qualifikation als Brandinspektor zu erlangen. Das wirft natürlich eine Menge Fragen auf, die Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner am heutigen Montag beantworten will, wie er am Sonntag auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte.
Stadt will sich am Montag äußern
Fetzner hatte sich für die Versammlung der Abteilung Stadt ebenfalls entschuldig; er stand an diesem Abend für die Pantoffelhelden auf der Fastnachtsbühne. Dafür nahm Oberbürgermeister Manuel Just an der Hauptversammlung teil. In seinem Grußwort brachte er seine hohe Wertschätzung für die Arbeit der freiwilligen Feuerwehr zum Ausdruck und sagte seine Unterstützung bei den anstehenden Aufgaben zu – Anreize für das Ehrenamt, Lösungen für die Platzprobleme im Feuerwehrzentrum und die Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans waren hier einige Stichworte. Just vermied allerdings Aussagen zur Personalie Lillig, sondern beließ es bei dem Hinweis, dass er die „kritischen Töne aufmerksam registriert“ habe. Gegenüber unserer Redaktion bedauerte Just, dass diese Personaldebatte in der Öffentlichkeit geführt werde. Aber er räumte ein, dass es offenbar einiges aufzuarbeiten gebe.
Das war an diesem Abend auch nicht zu übersehen. Schon der Bericht von Abteilungskommandant Ralf Mittelbach ließ aufhorchen, auch wenn dieser sich vergleichsweise diplomatisch ausdrückte und versprach, weiterhin sein Bestes für die Feuerwehr zu geben und die Aktiven um ihre Unterstützung bat. Aber schon seine Einleitung machte deutlich, dass es keine normale Hauptversammlung werden würde: „Wir haben eines der schwärzesten Jahre in der 158-jährigen Geschichte des Weinheimer Brandschutzes erlebt.“ Das Jahr begann mit dem Tod des ehemaligen Stadtbrandmeisters Reinhold Albrecht, dem man im Januar 2019 bei der Trauerfeier die letzte Ehre erwies. „Seine Unterstützung und sein Rat hätten uns und seinem Nachfolger Sven Lillig sicher gutgetan, um das richtige Fingerspitzengefühl für die Freiwillige Feuerwehr Weinheim zu entwickeln.“
Hoffnung auf Besserung
Schwer getroffen habe das Abteilungskommando der Rücktritt des stellvertretenden Kommandanten Sascha Dell, der zum Jahresende aus der Feuerwehr ausgeschieden ist. Dell habe viele Missstände angeprangert, aber keine Verbesserung erzielt und daraus die Konsequenzen gezogen. Hinzu kam der Rücktritt von Rolf Tilger, der mit seiner großen Erfahrung eine weitere wichtige Stütze im Feuerwehrausschuss gewesen sei. Gerade im Bereich der Fahrzeugbeschaffungen habe Tilger Akzente gesetzt und dafür gesorgt, dass die Feuerwehr gut aufgestellt sei. Mittelbach bedauerte ausdrücklich die beiden Rücktritte. Denn mit Dell und Tilger verliere man zwei Urgesteine, „die die Feuerwehr leben und ihre persönlichen Interessen und viel Lebenszeit für das Allgemeinwohl zurückstellen.“
Mittelbach verhehlte nicht, dass er durch seine Funktion als stellvertretender Feuerwehrkommandant für ganz Weinheim gemeinsam mit Volker Jäger aufgrund der aktuellen Umstände viele Aufgaben übernehmen musste, was ihn in den letzten Monaten an seine Grenzen gebracht habe. Er entschuldigte sich dafür, dass er einiges nicht mehr in der gewohnten Qualität und Schnelligkeit abarbeiten konnte. „Aber ich hoffe, dass sich das Ganze bessern wird, wenn unser Kommandant Sven Lillig seine Schulzeit beendet hat und ab April vollumfänglich zur Verfügung steht.“
Dass sich die Probleme dann nicht von selbst auflösen werden, wurde zum Schluss deutlich, als Robin Dietrich über die Arbeit des Arbeitskreises Fuhrpark berichtete. Bei mehreren Ausschreibungen für neue Fahrzeuge habe sich Lillig über die Empfehlungen des Arbeitskreises hinweggesetzt und damit Schiffbruch erlitten. Abgesehen davon habe er durch seine Alleingänge auch das ehrenamtliche Engagement des ganzen Teams herabgewürdigt. Spätestens hier war jedem Zuhörer klar, dass der Streit um die „Personalie Lillig“ die Feuerwehr noch länger beschäftigen wird (weitere Berichte folgen)
Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 02.02.2020
Vorwürfe aufnehmen, Debatte versachlichen
Die Verwaltungsspitze reagiert auf Kritik der Feuerwehr-Abteilung Stadt am Kommandanten Sven Lillig

Weinheim. Oberbürgermeister Manuel Just und Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner haben sich am Montag in einer gemeinsamen Stellungnahme hinter den hauptamtlichen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim, Sven Lillig, gestellt. Damit reagierten sie auf die massive Kritik am Kommandanten, die am Samstag bei der Hauptversammlung der Abteilung Stadt laut geworden war (wir berichteten). Die Verwaltungsspitze spricht dabei von „atmosphärischen Störungen“, die man ausräumen wolle. Angesichts der Kritik vom Samstag, die sich auch gegen fachliche Entscheidungen und „Alleingänge“ des Kommandanten richtete, dürfte mancher in der Feuerwehr freilich zu einer anderen Bewertung der Ursachen kommen.
Gute Arbeit der Feuerwehr
„Wir müssen ehrlich alle Vorwürfe aufnehmen und aufbereiten, aber auch zur Versachlichung beitragen. Persönliche Animositäten dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen, sondern die gute Arbeit unserer Feuerwehr“, heißt es wörtlich in der Stellungnahme der Verwaltungsspitze. Fetzner wird darin mit den Worten zitiert: „Ich bedaure, dass vonseiten der Freiwilligen Feuerwehr diese Personaldiskussion öffentlich geführt wird. Wir werden so schnell wie möglich gemeinsame Gespräche mit der Feuerwehrführung der Abteilung Stadt sowie dem Feuerwehrausschuss führen und danach das weitere Vorgehen abstimmen.“
Schon bei der Einstellung von Sven Lillig zum 1. Januar 2018 sei klar gewesen, dass er weitere Qualifikationen benötigt. Dieser Bedarf habe sich im Nachhinein durch die Änderung einer Verwaltungsvorschrift nochmals erhöht. Dies sei allerdings eine Einschränkung gewesen, die bei Bewerbern für ein solches Amt „nicht unüblich ist“, so die Stadtverwaltung.
Die erforderlichen Weiterbildungen hätten sich auch nicht auf den aktiven Feuerwehrdienst bezogen, sondern auf eine Zusatzausbildung zum Rettungssanitäter nach neuen Vorschriften und auf Qualifikationen für vorbeugende Brandschutzgutachten in Verwaltungsverfahren.
Der am Auswahlverfahren beteiligte Feuerwehrausschuss habe keine fachlichen Probleme bei der Einstellung von Sven Lillig gesehen, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme weiter: „Von der damaligen Feuerwehrführung wurde das Votum für Herrn Lillig ausdrücklich begrüßt.“ Auf Nachfrage räumt die Verwaltung ein, dass der Feuerwehrausschuss aber auch keine Empfehlung für einen Bewerber abgegeben hatte, da nicht alle Kandidaten zur Vorstellung in diesem Gremium erschienen waren.
Formal fiel die Entscheidung über die Berufung von Sven Lillig im Hauptausschuss des Gemeinderates in nichtöffentlicher Sitzung. Dort standen von ursprünglich 16 Bewerbern nur drei zur Wahl. Nach Informationen unserer Zeitung verfügte einer der beiden anderen Kandidaten bereits für alle erforderlichen Qualifikationen für diese Aufgabe.
Sven Lillig musste diese erst erwerben. Dies sei ab August 2018 geschehen und werde am 1. April 2020 abgeschlossen sein. In diesem Zeitraum von insgesamt 20 Monaten habe dies 16 Monate betroffen. Für die meisten Fortbildungen bei der Landesfeuerwehrschule seien der Stadt keine Kosten entstanden, erklärte die Verwaltung auf Nachfrage.
Sven Lillig äußerte sich am Montag ebenfalls. Auch er sehe großen Handlungsbedarf, die Probleme innerhalb der Feuerwehr zu klären. Deshalb sei er froh, dass Just und Fetzner jetzt die Initiative ergriffen haben. Er würde sich wünschen, so Lillig, dass sich die zurückgetretenen Funktionsträger Sascha Dell und Rolf Tilger an diesen Gesprächen konstruktiv beteiligen.
Lillig hat Verständnis für Kritik
Er habe durchaus Verständnis dafür, dass es Kritik gibt, weil er aufgrund der Fortbildungen nicht so präsent sein konnte. Wörtlich erklärte er: „Auch für mich ist die Doppelbelastung ja nicht einfach. Das war von mir so nicht gedacht und auch nicht gewünscht.“ Zur fachlichen Kritik an seiner Arbeit, insbesondere hinsichtlich der Ausschreibungsunterlagen für neue Fahrzeuge, erklärte der Kommandant: „Kritik ist grundsätzlich positiv. Ich kann damit umgehen – und damit arbeiten. Bei der angesprochenen Fahrzeugbeschaffung der Mannschaftstransportwagen wurden zusammen mit den Abteilungen Oberflockenbach, Stadt und Sulzbach alle Aspekte eingearbeitet und bei der Vergabe bewertet. Da eine Ausschreibung sehr umfangreich und zeitintensiv ist, können auch Fehler passieren. Daher wurden diese auch mit den Abteilungen besprochen und die Änderungen eingearbeitet.“
Nicht immer könne es jedoch bei Entscheidungen einen Konsens geben, erklärte Lillig weiter und betonte: „Allerdings war und ist es keinesfalls meine Absicht, das Ehrenamt herabzuwürdigen. Ich habe eine sehr große Achtung gegenüber dem Ehrenamt in der Feuerwehr.“
Was sein Fehlen bei der Hauptversammlung der Abteilung Stadt angeht, erklärte Lillig: Er habe der Abteilung frühzeitig mitgeteilt, dass er an diesem Wochenende aus privaten Gründen nicht in Weinheim sein werde. Doch leider sei dies bei der Terminplanung nicht berücksichtigt worden.
Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 04.02.2020
Rhein-Neckar-Zeitung :
Brandrede bei der Feuerwehr
Kommandant Sven Lillig wurde bei Jahreshauptversammlung der Abteilung Stadt scharf kritisiert – Er fehlte das dritte Mal in Folge

Nach Vorwürfen gegen die hauptamtliche Führung stand bei der Jahreshauptversammlung auch noch etwas Positives an: Ehrungen und Beförderungen der Feuerwehrleute. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Freiwillige Feuerwehr Weinheim hat ein Führungsproblem. Das zeigte der Verlauf der Jahreshauptversammlung der Abteilung Stadt am Samstagabend. In Abwesenheit von Sven Lillig, hauptamtlicher Kommandant der Weinheimer Gesamtwehr, hielt der ehrenamtlich tätige Abteilungsleiter Ralf Mittelbach eine wahre Brandrede.
Er berichtete den 57 stimmberechtigten Aktiven und weiteren Feuerwehrleuten aus Weinheim und der Partnerstadt Eisleben, dass einer seiner beiden Stellvertreter, Sascha Dell, Ende 2019 von seinem Amt zurückgetreten ist. Dazu hat Feuerwehrveteran Rolf Tilger den Wehrausschuss verlassen. Beide hätten vieles angeprangert, nichts erreicht und die Konsequenzen daraus gezogen, so Mittelbach. Dells und Tilgers Funktionen sind bis auf Weiteres vakant. Das hatte Kommandant Lillig aber nicht gehindert, um eine terminliche Verschiebung der Jahreshauptversammlung zu bitten – wegen eines Skiurlaubs, wie mehrere Feuerwehrangehörige betonten. Die Versammlung fand ohne Lillig statt.
Oberbürgermeister Manuel Just und die Ehrengäste aus den Ratsfraktionen von GAL, Freien Wählern, CDU, SPD sowie Die Linke mussten hören, dass Lillig schon das dritte Mal in Folge fehlte. Auch die Abteilungen Lützelsachsen-Hohensachsen und Oberflockenbach mussten ohne den Kommandanten auskommen, so Mittelbach. Erschwerend kommt hinzu, dass Lillig seit seiner endgültigen Ernennung zum Kommandanten im März 2018 mehrere Fortbildungen durchlaufen muss.
„Ehrenamtliche können die Abteilung nur mit viel Zeitaufwand führen“, verwies Mittelbach unter anderem auf die Probleme mit der inzwischen beendeten Mammutbaustelle in der Mannheimer Straße. Bis heute funktioniere dort keine Schalttechnik, die Staus an Kreuzungen so rechtzeitig auflöst, dass die Einsatzkräfte im Notfall durchfahren können. Aber es sei ja davon auszugehen, dass Lillig von April an zur Verfügung steht, sagte Mittelbach unter hörbarem Gemurmel. Bis dahin sollen seine Fortbildungen wohl beendet sein.
Beobachter bemerkten derweil, wie sich OB Just Notizen machte und dabei keine Miene verzog. Denn Mittelbach und seine Kameraden hatten noch mehr zu sagen. So fühlen sich die Ehrenamtlichen auch im eigenen Haus an den Rand gedrängt: Sie mussten ihre Bürofläche, die sie für notwendige Schreibarbeiten nutzten, zugunsten Hauptamtlicher räumen. Die avisierten Ersatzräume in einem benachbarten Wohnhaus hat die Verwaltung bislang nicht freigegeben.
Mindestens ebenso großen Unmut unter den Freiwilligen verursacht, dass die hauptamtliche Führung den ehrenamtlich besetzten Arbeitskreis Fuhrpark nicht ausreichend einbeziehe und fragwürdige Entscheidungen bezüglich der Beschaffung von Fahrzeugen treffe, wie ein junger Feuerwehrangehöriger bemängelte. „Der Sven könnte mehr dazu sagen, aber er ist ja Ski fahren“, kritisierte er Kommandant Lillig.
Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung schon nah am Siedepunkt: Das zurückgetretene Ausschussmitglied Tilger war für 50 Jahre Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr geehrt worden. „Ich war mir nicht sicher, ob ich das annehmen soll. Seit drei Jahren geht es mit der Feuerwehr bergab, und das hat mit einem Kommandanten zu tun, der nie da ist“, rief Tilger unter lautem Applaus.
Trotzdem ist Lillig nicht die Ursache aller Probleme: So müssen die Ehrenamtlichen erst einmal die Zeit finden, um Jahr für Jahr die geforderten 40 Übungsstunden zu absolvieren. Wehgetan hat dem ehrenamtlichen Brandschutz auch, dass der Bund die Wehrpflicht und damit auch den Ersatzdienst bei der Feuerwehr abgeschafft hat. Hinzu kommen Beschwerden, die dem Land gelten: etwa in Bezug auf die geringe Zahl an bewilligten Lehrgängen.
Aber auch vom normalen Bürger fühlen sich die Feuerwehrleute zumindest phasenweise im Stich gelassen: Schwere körperliche Angriffe auf Einsatzkräfte waren zwar nicht zu beklagen. Aber es habe durchaus Situationen gegeben, in denen nicht viel dazu fehlte, so Mittelbach (weiterer Bericht folgt).
Wie viel die Ehrenamtlichen „wegschaffen“, zeigte die Statistik, die Daniel Paradiso verlas: Allein die Abteilung Stadt war mit 665 Einsätzen im vergangenen Jahr noch stärker gefordert als 2018 (650 Einsätze). Den Löwenanteil stellten die 245 technischen Hilfeleistungen, dazu waren 123 Notfall-Einsätze zu verzeichnen, 102 Mal hatte es gebrannt – etwa im Bereich der Weidsiedlung, wo sich Hitze und fehlende Feuchtigkeit höchst negativ bemerkbar machten.
Die Kräfte der Abteilung Stadt retteten 81 Menschen, elf konnten nur noch tot geborgen werden. Vier Wehrangehörige wurden verletzt. Am Ende stehen 5469 Einsatzstunden, bei Übungen und Dienstveranstaltungen kamen weitere 4172 Stunden dazu.
Dass sich bei der Feuerwehr nicht nur Dramen abspielen, zeigten die lebhaft vorgetragenen Berichte der Jugendlichen und Kinder aus der 60 Mitglieder zählenden Jugendfeuerwehr. Auch stimmungsvolle Ausflüge und Feste gehörten zum Feuerwehrjahr 2019. Dennoch hielt David Kunerth, stellvertretender Abteilungskommandant, fest, dass es eines der verlustreichsten Jahre der Weinheimer Wehr war. Der viel zu früh verstorbene Ex-Kommandant Reinhold Albrecht wird bis heute schmerzlich vermisst – nicht nur als Mensch. >
Ehrungen und Beförderungen
> Zur Feuerwehrfrau beziehungsweise Feuerwehrmann wurden Moritz Eisele, Ahmet Erdal, Karold Heckmann, Steffen Henry Jakob, Alexander Saaro und Mario Tadic ernannt.
> Oberfeuerwehrfrau oder Oberfeuerwehrmann: Dennis Baumann, Jonas Gärtner, Carolin Käding, Silvia Karch und Andreas Ziegler.
> Hauptfeuerwehrleute: Lukas Gärtner, Darwin Höhnle, Christian Paradiso und Alexander Pun.
> Löschmeister: Richard Meier.
> Ehrungen für langjährige Feuerwehrarbeit: Andreas Pickert und Johannes Ernst (zehn Jahre); Lina Albrecht, Stephan Baumann, Sven Käding und Wolf-Dieter Wöffler (20 Jahre); Kerstin Baumann, Miriam Kain, Manuel Schmidt, Michael Tilger und Klaus Neitzel (30 Jahre); Thomas Pohland und Michael Seehaus (40 Jahre); Rolf Tilger (50 Jahre). web

Quelle: Rhein-Neckar Zeitung | Bergstraße/Mannheim/Weinheim von Montag, 03.02.2020
Fall Lillig – Jetzt muss Just vermitteln
Feuerwehrkommandant in der Kritik: OB und Bürgermeister Fetzner wollen Gespräche anberaumen

Von Philipp Weber
Weinheim. Die Spitzen der Weinheimer Stadtverwaltung stehen hinter Feuerwehrkommandant Sven Lillig. Das geht aus einer Stellungnahme hervor, die Stadtsprecher Roland Kern am Montag im Namen von Oberbürgermeister Manuel Just sowie Erstem Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Torsten Fetzner verschickt hat. Just und Fetzner reagieren damit auf heftige Vorwürfe, die während der Jahreshauptversammlung der Feuerwehrabteilung Stadt laut geworden waren.
„Wir müssen ehrlich alle Vorwürfe aufnehmen und aufbereiten, aber auch zur Versachlichung beitragen. Persönliche Animositäten dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen, sondern die gute Arbeit unserer Feuerwehr“, appellieren Just und Fetzner an die Beteiligten. „Es ist keine Frage, dass bei unserer Feuerwehr atmosphärische Störungen entstanden sind, die wir ausräumen müssen. Wir werden diese Verantwortung auch wahrnehmen“, kündigte OB Just am Montag an.
Im Verlauf der Versammlung am Samstag hatte Just ebenfalls kurz das Wort ergriffen. Die Personalie Lillig hatte er bei dieser Gelegenheit nicht thematisiert. Dafür sicherte er den Feuerwehrleuten die Unterstützung von Verwaltung und Gemeinderat zu und versprach, sich um Probleme wie fehlende Durchfahrtsmöglichkeiten in der Mannheimer Straße oder den Platzmangel im Feuerwehrzentrum so gut wie möglich zu kümmern.
„Ich bedaure, dass vonseiten der Freiwilligen Feuerwehr diese Personaldiskussion öffentlich geführt wird“, so Fetzner. Geplant seien nun Gespräche mit der Feuerwehrführung der Abteilung Stadt sowie dem Feuerwehrausschuss, in dem auch die Wehrabteilungen aus den Ortsteilen vertreten sind. Dies ist eine Aussage, die aufhorchen lässt: So sollen die hochdekorierten Feuerwehrleute Sascha Dell und Rolf Tilger von ihren ehrenamtlichen Funktionen zurückgetreten sein, weil ihre Kritik nicht ausreichend Gehör fand. Beide saßen im Feuerwehrausschuss, dem auch Bürgermeister Fetzner angehört, wie die Verwaltung auf RNZ-Anfrage einräumte: „Über ihre Rücktritte haben die besagten Herren den Dezernenten allerdings nicht informiert“, teilt Pressesprecher Kern mit.
Die (über-)fälligen Gespräche sollen nun so schnell wie möglich anberaumt werden, teilt die Verwaltung mit. Grundsätzlich stehe die Verwaltungsspitze aber hinter der aktuellen Führung der Feuerwehr und dem hauptamtlichen Kommandanten Sven Lillig. „Die Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehr ist sehr gut. Das zeigt sich an den gestiegenen Einsatzzahlen und den hoch motivierten Feuerwehrangehörigen aller Abteilungen“, so Just und Fetzner. Über diesen besonders wichtigen Aspekt, so ein weiterer Appell, sollten die aktuell geführten Diskussionen nicht hinwegtäuschen.
Die Stadt Weinheim hatte Feuerwehrkommandant Lillig zum 1. Januar 2018 eingestellt. Zwei Monate arbeitete er an der Seite des bis dahin amtierenden und inzwischen verstorbenen Feuerwehrkommandanten Reinhold Albrecht. Zum 1. März 2018 übernahm er dessen Amt. Allerdings bestand weiterer Qualifikationsbedarf, der sich im Nachhinein nochmals erhöhte: durch die rückwirkende Änderung einer Verwaltungsvorschrift. Diese besagt, dass Feuerwehrkommandanten auch ausgebildete Rettungssanitäter sein müssen. Weitere Ausbildungsstunden waren für die Tätigkeit des Kommandanten im vorbeugenden Brandschutz nötig, etwa wenn es um dessen Rolle in Genehmigungsverfahren geht.
„Wenn Herr Lillig am 1. April dieses Jahres alle Qualifikationen hat, werden es rund 16 Monate sein“, teilt die Stadt auf Anfrage dieser Zeitung mit. Die Fortbildungen hätten im August 2018 begonnen. Die Stadtverantwortlichen betonen außerdem, dass Lillig keine Ausnahme sei. So komme es öfter vor, dass im großen Qualifikationspuzzle von Feuerwehrkommandanten noch einige Teilchen fehlen, wenn diese eingestellt werden. Gerade mit der geänderten Verwaltungsvorschrift zum Thema „Rettungssanitäter“ hätten auch andere Kommunen im Land Probleme.
Als es um die Bewerbung und am Ende die Einstellung von Lillig ging, habe die damalige Feuerwehrführung seine Wahl unterstützt, schreiben Fetzner und Just. Die Mitglieder des Feuerwehrausschusses sahen zumindest keine Hinderungsgründe, wenngleich sie sich nicht allzuweit aus dem Fenster lehnten. „Der Ausschuss fühlte sich seinerzeit nicht in der Lage, eine klare Empfehlung abzugeben, da nicht alle Kandidaten zur Vorstellung erschienen waren“, so die Verwaltung gegenüber der RNZ. Letztlich hatten die Gremien des Gemeinderats zu entscheiden, wobei sich der bevorzugte Bewerber Lillig in der entscheidenden Sitzung des Hauptausschusses durchsetzte.
Bevor Lillig mit 38 Jahren Feuerwehrkommandant wurde, hatte er bei Siemens gearbeitet: als Projektingenieur für Brand- und Explosionsschutz. Zusätzlich war der gebürtige Wiesbadener ehrenamtlich als Stadtbrandinspektor bei der Feuerwehr in Bad Schwalbach (Südhessen) tätig. Gerade Lilligs Erfahrungen im Umgang mit Freiwilligen galten damals als Pluspunkt.
Quelle: Rhein-Neckar Zeitung | Bergstraße/Mannheim/Weinheim von Dienstag, 04.02.2020
„Zu keiner Zeit das Gespräch mit uns gesucht“
Bürgermeister Fetzner und Kommandant Lillig äußern sich zu Kritik an Feuerwehrführung – Viele Punkte seien längst geklärt
Weinheim. (web) Es waren Nachrichten, die hohe Wellen schlugen: Sascha Dell, bisher stellvertretender Kommandant der Feuerwehrabteilung Stadt, ist von seinem Ehrenamt zurück- und aus der Freiwilligen Feuerwehr ausgetreten. Feuerwehrlegende Rolf Tilger verließ den Wehrausschuss, in dem auch Dell gesessen hatte. Tilger machte seine Kritik bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehrabteilung Stadt an der Personalie Sven Lillig fest: Der hauptamtliche Feuerwehrkommandant sei „nie da“, rief er am Samstag. Andere sprachen Platzprobleme im Feuerwehrzentrum und Probleme bei der Beschaffung von Einsatzfahrzeugen an.
Auf RNZ-Anfrage haben Erster Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Torsten Fetzner sowie Feuerwehrkommandant Lillig Stellung bezogen. Von Dells Rücktritt habe er am 24. Juli 2019 erfahren, Abteilungskommandant Ralf Mittelbach habe ihm eine Mail geschickt. „Da dieser Rücktritt sehr überraschend für mich kam, bat ich gleich am 25. Juli darum, mir die Gründe für den Austritt mitzuteilen. Eine Antwort erhielt ich nicht.“ Er sei von privaten Gründen ausgegangen, so Fetzner. Die Nachricht von Tilgers Rücktritt sei am 13. November bei ihm angekommen, über eine Mail des Abteilungskommandanten an alle Wehrangehörigen. „Hier vermutete ich altersbedingte Gründe.“ Weder Dell noch Tilger hätten das Gespräch mit ihm gesucht, so Fetzner. Aber: „Sie sind langgediente und erfahrene Feuerwehrleute. Ich würde mich freuen, wenn sie wieder ihre bisherigen Funktionen wahrnehmen, und bin jederzeit zu einem persönlichen Gespräch bereit.“
In Bezug auf das Feuerwehrzentrum in der Bensheimer Straße habe es bereits Gespräche mit Abteilungskommandant Mittelbach und weiteren Brandschützern gegeben. Dabei sei es um die Auslagerung der Kleiderkammer in eine derzeit freistehende Wohnung neben dem Wehrzentrum gegangen. „Das letzte Treffen fand am 30. Januar statt.“ Die Verwaltung habe empfohlen, die Kammer provisorisch in die Wohnung zu legen und auf die Ergebnisse des Feuerwehrbedarfsplans zu warten.
„Ich bin als Dezernent ständiger Ansprechpartner für meine Stabsstelle Feuerwehr“, betont Fetzner. Bereits in den letzten Monaten habe er Gespräche über die Förderung des Ehrenamts, die Platzproblematik, eine optimierte Kooperation mit der Werksfeuerwehr und andere Themen geführt. Aus seiner Sicht seien gute Ergebnisse herausgekommen, so Fetzner. Er nehme regelmäßig an den Sitzungen des Wehrausschusses teil. Dort würden „alle relevanten Themen“ besprochen. Die meisten Punkte, die am Samstag angeführt wurden, seien „erledigt oder in Abstimmung“. Fetzner verweist auf ein Gespräch zur aktuellen Lage der Wehr am 18. November, an dem Lillig, Mittelbach und OB Manuel Just teilnahmen. „Entsprechende Probleme oder Missstimmungen wurden nicht vorgetragen.“ Wäre dies bekannt gewesen, hätte sich die Verwaltung gekümmert. „Leider hat man zu keiner Zeit das Gespräch mit uns gesucht.“
Lillig äußert sich zur Kritik aus dem Arbeitskreis (AK) Fuhrpark: Die Beschaffung eines Vorauslöschfahrzeugs habe sich schwierig gestaltet, weil es sich nicht um ein Fahrzeug „von der Stange“ handele. „Zunächst musste eine Ausschreibung aufgehoben werden, weil kein passendes Fahrzeug angeboten wurde. In einer weiteren Ausschreibung kamen Angebote.“ Diese lagen weit über dem Haushaltsansatz, sodass es auch diesmal nichts wurde. Als ein Weg gefunden wurde, um weitere Finanzmittell zur Verfügung zu stellen, wurde erneut ausgeschrieben. Jetzt sei die Vergabe des Auftrags vorbereitet, die Entscheidung fällt der Gemeinderat.
In Zusammenarbeit mit den Abteilungen Stadt, Oberflockenbach und Sulzbach seien auch Mannschaftstransportfahrzeuge ausgeschrieben worden. Die Vergabe sei erfolgt, möglicherweise kämen die Wagen im Sommer an. Auf die Frage, wie die Orts-Wehren und der AK Fuhrpark künftig einbezogen werden, antwortete Lillig: „In einer Mail vom 19. November an das Abteilungskommando, Gesamtkommando sowie den Arbeitskreis Fuhrpark der Abteilung Stadt hatte ich die Unterstützung und das Vorhaben begrüßt, dass sich diese der künftigen Ausschreibung (im Jahr 2020 ein Hilfeleistungslöschfahrzeug und einen Rüstwagen) in Zusammenarbeit mit einem Berater annehmen.“
Quelle: Rhein-Neckar Zeitung | Bergstraße/Mannheim/Weinheim vom Donnerstag, 6. Februar 2020
Weinheimer Woche:
Es brennt gewaltig unterm Feuerwehrdach
Unverhohlene Kritik an der Kommandoführung

(cs). Was bisher hinter verschlossenen Türen geblieben war, wurde bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Stadt vergangenen Sams-tag erstmals öffentlich: Feuerwehrkommandant Sven Lillig steht im eigenen Haus in der Kritik. Kameraden fanden dafür sehr deutliche Worte. Er habe sich lange überlegt, ob er die Ehrung annehmen soll, sagte Rolf Tilger, der seit 50 Jahren in der Wehr aktiv ist. „Die letzten drei Jahre geht es bergab und das hat mit einem Kommandanten zu tun, der Angestellter der Stadt ist und nie da ist“, brach es aus ihm heraus. Der donnernde Applaus zeigte, dass Tilger mit dieser Meinung nicht alleine dastand. Es geht um Sven Lillig, seit 1. Januar 2018 hauptamtlicher Kommandant der Feuerwehr Weinheim. Aus Hessen gekommen, legt er seit geraumer Zeit die notwendige Aus- und Weiterbildung ab, um die Position ausfüllen zu können. Deren Notwendigkeit war zum Zeitpunkt der Anstellung klar, hat sich durch Änderungen der Verwaltungsvorschriften aber nochmals Ausbildung ist Anlass für die Verägerung der Wehr.
Rücktritt, Austritt, Frustration
verschärft. Sie führt zu etlichen Fehlzeiten des Kommandanten vor Ort. Doch nicht nur die
Am Abend der Versammlung ließ Sven Lillig sich entschuldigen. Er fuhr Ski. Während seiner Amtszeit hat Lillig allerdings an keiner der Jahreshauptversammlung der Abteilung Stadt teilgenommen. Man hätte ihm die Arbeit gerne vorgestellt, sagte Abteilungskommandant Ralf Mittelbach. Es hätte einen wesentlichen Beitrag zur Festigung der Zusammenarbeit geleistet und dazu, „unsere Bedenken, Sorgen und Nöte kennenzulernen“. Die Nöte sind offensichtlich groß und haben bereits Konsequenzen. Mit Sascha Dell hat ein Stellvertreter Mittelbachs das Kommando Ende 2019 verlassen, ist sogar aus der Feuerwehr ausgetreten. Dell habe viele Missstände angeprangert, ohne dass sich etwas verändert hätte. Derweil hat sich Rolf Tilger aus dem Feuerwehrausschuss zurückgezogen. Die Gründe waren ähnlich. „Die aktuelle Entwicklung ist ein herber Verlust von Fachwissen und Erfahrung“, kommentierte Mittelbach beide Vorgänge. Diese Entwicklung könnte weitergehen, verfolgte man die Worte von Robin Dietrich. Als Vertreter des Arbeitskreises Fuhrpark forderte er, dass der AK in Ent-scheidungen wieder mehr eingebunden und der Rat der Erfahrung angenommen werde. „Vor allem, wenn der Kommandant nicht oft da ist und anschaffen will, wonach ihm der Sinn steht“, endete Dietrich und verwies dabei auf Ausschreibungen, bei denen sich Lillig über die Empfehlungen des AK hinweggesetzt hatte.
Politik hörte zu.
In der Eskalation um den Kommandanten gerieten die Zahlen und Fakten, die die immen-se Beanspruchung der Abteilung belegten, fast zur Nebensache. Doch sie verhallten nicht. Da auch Feuerwehrdezernent Dr. Torsten Fetzner sich entschuldigen ließ – er stand für den Club der Pantoffelhelden auf der Fastnachtsbühne –, war es an OB Manuel Just, der Wehr Dank und Respekt auszudrücken. Er habe die kritischen Anmerkungen registriert, so Just. Das dürften auch die anwesenden Vertreter von GAL, CDU, SPD, Freie Wähler und DIE LINKE getan haben. Die Frage, die sich stellt, ist die nach dem Umgang mit der Situation. Bereits am Montag war Lillig ins Rathaus beordert worden. Am Nachmittag äußerte sich dann die Verwaltung. „Es ist keine Frage, dass im Moment bei unserer Feuerwehr atmosphärische Störungen entstanden sind, die wir ausräumen müssen, wir werden diese Verantwortung auch wahrnehmen“, wird darin der OB zitiert. Man werde in diesem Sinne zeitnah Gespräche führen. Grundsätzlich stehe die Verwaltungsspitze aber hinter der aktuellen Führung der Feuerwehr und dem hauptamtlichen Kommandanten Sven Lillig. Die Worte Mittelbachs, Stellvertreter Sven Lilligs, haben aber gezeigt, dass der Haussegen auch innerhalb der Feuerwehrführung schief hängt. Daraus machte auch Volker Jäger, ebenfalls stellvertretender Kommandant, im Rahmen der Jahreshauptversammlung keinen Hehl. Dietrichs Forderung nach mehr Information quittierte er mit den Worten, dass auch die Stellvertreter gerne mehr davon hätten. Wie tief seine Frustration sitzt, zeigte sich bei Jägers Begrüßung an die Kameradinnen und Kameraden, die er in Vertretung Lilligs vornahm: „Ich habe keine Grußworte vom Chef mitgekriegt, aber das macht den Bock auch nicht fett.“ „Das Ehrenamt und das daraus resultierende ehrenamtliche Engagement sind bei mir groß geschrieben, und eine Bereitschaft zu Diensten bei Veranstaltung oder zur Mitarbeit in Verbänden ist jederzeit gegeben.“ Das sind Bewerbungsworte des heutigen Kommandanten Sven Lillig, die er äußerte, als ihn der Hauptausschuss unter drei Bewerbern im September 2017 ins Amt wählte. Für die Wehr dürften diese Worte wenig überzeugend klingen. Einzig sie ist da, wenn der Kommandant auf Ausbildung weilt – oder im Skiurlaub.
Quelle: Weinheimer Woche vom 04.02.2020
Feuerwehren Metropolregion Rhein-Neckar:
Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Weinheim, Abt. Stadt: Kritikpunkte offen zur Sprache gebracht / aktive Kameraden befördert und geehrt
Weinheim – Eine Jahreshauptversammlung scheint meist reine Formsache zu sein. Berichte werden vorgelesen, Dankesworte gesprochen und Menschen befördert oder geehrt. Die Abteilung Stadt der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim kämpft jedoch aktuell mit mehreren Problemen im Hinblick auf die strukturelle Situation, aber auch die steigenden Einsatzzahlen tragen dazu bei, dass die ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner stark gefordert sind. Bei den einzelnen Berichten blickten die Verantwortlichen auf das Jahr 2019 zurück und ließen die Veranstaltungen und Aktionen Revue passieren. Erfreulich war die Tatsache, dass einige Angehörige der Einsatzabteilung befördert und geehrt wurden.
Zum Auftakt der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim, Abteilung Stadt, begrüßte der stellvertretende Abteilungskommandant, David Kunerth, die Anwesenden. „Das zurückliegende Jahr hat an uns sehr gezehrt. Trauer, Enttäuschung und Verlust spielten dabei eine Rolle, doch auch steigende Einsatzzahlen machen es nicht leichter“. Im Laufe des Abends wurde so manches ans Tageslicht befördert und offen angesprochen – teilweise verbunden mit Emotionen. Ein besonderer Gruß galt dem Oberbürgermeister Manuel Just und weiteren politischen Vertretern. Der Versammlung wohnte ebenso Hans Joachim Gottuck für die Feuerwehr des Rhein-Neckar-Kreises (Unterkreis Weinheim) bei. Große Freude herrschte über die Teilnahme einer Delegation aus der Partnerstadt Lutherstadt Eisleben, denn seit 25 Jahren erfolgen regelmäßige Austausche. Bei einer Gedenkminute gedachte die Mannschaft an die im Jahr 2019 verstorbenen Kameraden.
Gesamt-Kommandant wieder nicht anwesend

Zusammenhalt spielt bei einer Feuerwehr eine wichtige Rolle. Jeder muss sich auf jeden verlassen können. Insbesondere dann, wenn die Einsätze von den Feuerwehrleuten einiges abverlangen. Was aber außerhalb, sozusagen im Gerätehaus und bei Besprechungen geschieht, sieht man kaum. Vor allem der Tod des ehemaligen Feuerwehrkommandanten Reinhold Albrecht traf die Truppe. Ralf Mittelbach, Kommandant der Abteilung Stadt, brachte einige kritische Punkte im Bezug auf die vergangenen Monate offen zur Sprache. So hätten viele Kameradinnen und Kameraden die Teilnahme des Gesamt-Kommandanten Sven Lillig, welcher den Aufgabenbereich Feuerwehr- und Katastrophenschutz der Stadt Weinheim seit 2018 leitet, erwartet, doch er verweilte im Skiurlaub und war damit bereits bei der dritten Jahreshauptversammlung nicht anwesend. „Er bat um eine Verschiebung des Termins, doch wegen anderer Verpflichtungen war dies nicht möglich. Auch die Abteilungen Lützelsachsen-Hohensachsen und Oberflockenbach wurden von ihm angefragt wegen einer Terminverabschiedung. Aber wir müssen es eben so hinnehmen, wie es ist“, sagte Mittelbach. Sein großer Dank galt allen Einsatzkräften, die eine hervorragende Arbeit leisten. Immerhin opfern diese Menschen ihre Freizeit, um ehrenamtlich Einsätze zu fahren und Fortbildungen zu besuchen. „Gemeinsam wurde an einem Strang gezogen und das Schiff ´Feuerwehr´ gelenkt“, so Mittelbach.
Keinesfalls kann und darf die Feuerwehr mit einem Ehrenamt wie jedes andere auch verglichen werden. „Tag und Nacht sind die Feuerwehrleute bereit, um Menschen in Notsituationen zu helfen. Dafür verlassen sie ihre eigenen Familien und meistern teils riskante Einsätze“, hob der Abteilungskommandant hervor. So sieht Ralf Mittelbach die Politik in der Pflicht, mehr dafür zu tun, damit die Freiwillige Feuerwehr -gerade in dieser großen Stadt- noch mehr an Attraktivität gewinnt. Was es heißen könnte, wenn die Feuerwehr erst nach etlichen Minuten und mit nur geringer Personalstärke an der Einsatzstelle eintrifft, wurde in einem vorgetragenen Gedicht deutlich. In erster Linie sah sich die Weinheimer Feuerwehr zwar mit keinen tätlichen Angriffen von Bürgern auf die Kräfte konfrontiert, doch nach längerem Überlegen fielen Mittelbach dann doch Beispiele aus der Realität ein. „Ich glaube, wir nehmen dies einfach so hin. Dabei dürfen wir uns keine Beleidigungen und Beschimpfungen gefallen lassen. Alles muss zur Anzeige gebracht werden!“. So gab es einen Autofahrer, der einen Feuerwehrkameraden bei einer Absperrung am Fuß berührte. Er blieb unverletzt. Außerdem war bei einem anderen Brandeinsatz ein Bewohner eines Wohnhauses auf die Mannschaft losgegangen. Erst die Polizei konnte die Situation dann beruhigen.
Platz im Feuerwehrzentrum sehr eng
Seit einem Jahr sind die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Weinheim mit Digitalfunk ausgestattet, „auch wenn die Sprachqualität nicht so überzeugt“, gab Mittelbach zu. Verbesserungen im Zuge der Umstellung von Analog- auf Digitalfunk seien in diesem Bereich dringend notwendig. Lange Wartezeiten herrschen an der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg – wie die Weinheimer etwa drei bis vier Jahre für Führungslehrgänge nannten. „Dieses Jahr können wir nur einen Zugführer und einen Gruppenführer in Bruchsal ausbilden lassen. Mehr nicht“, hob Mittelbach hervor. Der Bedarf ist natürlich höher und entsprechende Gespräche mit den verantwortlichen Stellen sind nötig. Ein Problemkind war eine lange Zeit die Großbaustelle in der Mannheimer Straße, da Rückstaus dazu führten, dass die Feuerwehr sehr verzögert vorankommt. Dringender Handlungsbedarf besteht im Feuerwehrzentrum selbst, da der Platz nicht ausreicht. Unter Platzproblemen leiden sowohl Verwaltung als auch die Hauptamtlichen in der Wache. Notgedrungen musste die Elektrowerkstatt in einen Abrollbehälter verlagert werden, um dort einen Umkleideraum zu errichten. Sachliche und schnelle Lösungen sind jetzt für die Feuerwehr gefragt.
Als Schriftführer des Feuerwehrausschusses lieferte Daniel Paradiso den Rechenschaftsbericht. Zum 31. Dezember 2019 gehörten der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Weinheim (Abteilung Stadt) insgesamt 184 Kameradinnen und Kameraden an – im Einzelnen 92 aktive Mitglieder der Einsatzabteilung, 60 Mitglieder der Kinder- sowie Jugendfeuerwehr und 33 Mitglieder der Alters- und Ehrenmannschaft. Das Durchschnittsalter der Abteilung Stadt beläuft sich auf 34,5 Jahre. Im Jahr 2019 bewältigten die Aktiven 665 Einsätze (245 technische Hilfeleistungen, 102 Brandeinsätze, 131 Fehleinsätze, 19 sonstige Einsätze, 45 Psychosoziale Notfallversorgung, 123 Helfer vor Ort-Einsätze). Im Vorjahr lag die Zahl mit 650 Einsätzen etwas darunter. „Bei den Einsätzen konnten 81 Personen gerettet und elf Personen konnten nur noch tot geborgen werden. Vier Feuerwehrangehörige wurden verletzt“, sagte Paradiso. Die geleisteten Einsatzstunden beliefen sich auf 5.469 Stunden. Hinzu kamen 4.172 Stunden bei Übungen und Dienstveranstaltungen, aber auch viele Sondertermine und Objektbegehungen schlugen nochmals mit 9.641 Stunden zu Buche.
Hilfe von den hessischen Nachbarn
Beim Bericht für das Einsatzjahr 2019 blickte Daniel Paradiso auf besondere Vorkommnisse wie etwa bei den Hilfeleistungseinsätzen geprägt durch Unwetter, einem mit dem Technischen Hilfswerk mehrtägigen Einsatz an der Kläranlage, einem in einer Gasse festgefahrenen Lkw oder einem schweren Lkw-Unfall auf der A 5 zurück. Auch musste eine Katze, die in einem Motorraum eines Autos eingeklemmt war, behutsam befreit werden. „Neben den ´üblichen´ Brandeinsätzen, darunter private Rauchwarnmelder und Brandmeldeanlagen, rückten wir zu unkontrollierbaren Nutzfeuern, Gartenlaubenbränden und Pkw-Bränden aus. Durch die extreme Hitze und fehlender Trockenheit kam es auf der Weidsiedlung zu einem größeren Flächenbrand. Zur Unterstützung waren die Odenwaldabteilungen sowie die Feuerwehr Viernheim im Einsatz“, schilderte Paradiso. Einmalig dürfte auch das Besetzen der Hauptfeuerwache Mannheim für den Stadtschutz gewesen sein, denn alle Einsatzkräfte der Quadratestadt waren damals bei einem Hochhausbrand gebunden. Die Kameradschaftspflege und gesellige Aktionen prägten ebenso das vergangenen Jahr 2019.
Zusammen mit zwei Jugendlichen beleuchtete der stellvertretende Jugendfeuerwehrwart, Jonas Gärtner, die Aktivitäten der letzten Monate und bedankte sich bei seinem Betreuer-Team. Unter anderem wurde eine Faschingsparty auf die Beine gestellt, sich bei der Osterwiese im Schlosspark beteiligt, am Pfingstzeltlager in Oberflockenbach teilgenommen und St. Martinsumzüge begleitet. Ebenfalls erfolgreich war das Jahr für die Kinderfeuerwehr unter der Leitung von Lina Albrecht. Zum einen wurde sich bei Spielen näher kennengelernt, zum anderen war ein Höhepunkt der Besuch der Halle „Unser Schulterschluss für Ihre Sicherheit“ am Bambini-Tag des Mannheimer Maimarktes. Viel Spaß herrschte beim Ausflug in einen Indoor-Spielplatz in Mörlenbach. Für die Alters- und Ehrenabteilung sprach Walter Wolf, der persönliche Worte über die Verstorbenen richtete. Die Helfer vor Ort-Einheit bewältigte 123 Einsätze und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Es ist sehr wichtig für die Bevölkerung, Erstmaßnahmen bis zum Eintreffen von Rettungsdienst und Notarzt durchzuführen und die Hilfsfrist zu überbrücken. Die derzeit 25 Helfer mussten hierfür einen 80-stündigen Lehrgang absolvieren, ehrenamtlich versteht sich einmal mehr. 349 Stunden investierte die Oldtimer-Gruppe und nahm an diversen Tag der offenen Türen und Ausfahrten in der Region teil, aber auch um andere Sammelobjekte wurde sich wieder gekümmert.
Oberbürgermeister verspricht Verbesserungen

Für das geleistete Engagement sprach Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just der aktiven Mannschaft einen besonderen Dank und Anerkennung aus: „Ich bin davon überzeugt, dass die Abteilung Stadt sehr leistungsfähig und schlagfertig ist. Für die Einwohner unserer Stadt leisten Sie diesen Dienst, und das alles in Ihrer Freizeit. Das ist nicht selbstverständlich“. In den kommenden Wochen und Monaten werden sich die Stadtverwaltung und weiteren Gremien darüber Gedanken machen, wie Anreize für das Ehrenamt -insbesondere für eine Freiwillige Feuerwehr- geschaffen werden können. Verbesserungen sollen im Verkehrsfluss in der Zwei-Burgen-Stadt (Schwerpunkt Mannheimer Straße) geschehen. „Das genießt bei uns eine höchste Priorität“, betonte Just. Der Feuerwehrbedarfsplan, welcher bereits eine hohe Detailtiefe besitzt, muss überarbeitet werden. „Eine Herausforderung ist der Platzbedarf im Feuerwehrzentrum. Wir tun es uns schwer, zündende Lösungen zu präsentieren“, sagte der Oberbürgermeister, versprach aber positive Veränderungen.
Bevor Ehrungen und Beförderungen auf der Tagesordnung standen, ergänzte Abteilungskommandant Ralf Mittelbach, dass die Feuerwehr nicht nur auf den Nachwuchs aus der Jugendfeuerwehr angewiesen ist, sondern auch Quereinsteiger jederzeit willkommen sind. Als Feuerwehrmann befördert wurden im Anschluss Moritz Eisele, Ahmet Erdal, Karold Heckmann, Steffen Henry Jakob, Alexander Saaro und Mario Tadic. Auf eine Beförderung zur Oberfeuerwehrfrau bzw. -mann konnten sich Silvia Karch, Dennis Baumann, Jonas Gärtner und Andreas Ziegler freuen, ebenso Lukas Gärtner, Darwin Höhnle, Christian Paradiso und Alexander Pun, die die Urkunde zum Hauptfeuerwehrmann erhielten. Richard Meier wurde Löschmeister.

Geehrt für aktiven Dienst wurden: Andreas Pickert und Johannes Ernst (beide 10 Jahre), Lina Albrecht, Stephan Baumann, Sven Käding und Wolf-Dieter Wöffler (alle 20 Jahre), Kerstin Baumann, Miriam Kain, Klaus Neitzel, Manuel Schmidt und Michael Tilger (alle 30 Jahre), Thomas Pohland und Michael Seehaus (beide 40 Jahre) sowie Rolf Tilger für stolze 50 Jahre. Nicht unerwähnt ließ Tilger, welcher mit Leib und Seele der Feuerwehr angehört, das offenbar zerrütte Verhältnis zu dem Gesamt-Kommandanten Lillig. „Das hat es hier noch nicht gegeben!“. Für seine treue Dienste erhielt er zudem die Ehrenmedaille der Stadt Weinheim in Silber. Nach der Jahreshauptversammlung verweilten die Mitglieder und Gäste bei einem Abendessen im Feuerwehrzentrum und ließen den Samstagabend in einer familiären Runde gemütlich ausklingen.
Quelle: Daniel Klier, Feuerwehren Metropolregion Rhein-Neckar vom 02.02.2020