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Feuerwehrleute attackiert: Polizei hat Angreifer geschnappt

27. Juni 2024 | Von

Bei einem Einsatz auf der Westtangente werden die Retter von einem maskierten Mann attackiert. Zunächst flüchtete er.

Weinheim. Der schlimme Unfall am Mittwochabend auf der Westtangente (B38) mit fünf Verletzten bei Weinheim beschäftigt Weinheims Feuerwehr noch immer. Denn am Rande des Rettungseinsatzes kam es zu unfassbaren Szenen. Die Feuerwehr hatte die Westtangente abgesperrt, in Höhe der Viernheimer Straße, kam es dann zu mehreren Zwischenfällen. Ein Autofahrer war mit der Absperrung nicht einverstanden, versuchte sie zu durchbrechen und griff die Einsatzkräfte an. Wie die Polizei auf Nachfrage erklärte, hatte sich der Mann zuvor eine Sturmmaske und Lederhandschuhe übergezogen. Dann holte er zu einem Faustschlag aus, dem ein Feuerwehrmann aber ausweichen konnte. Anschließend ging er auf einen zweiten Brandschützer los. Die Feuerwehrleute setzten einen Notruf ab, während andere Autofahrer zu Hilfe kamen. Noch vor dem Eintreffen der Polizei flüchtete der Autofahrer.

„Ganz neue Qualität“

„Dieser Angriff belastet uns sehr“, sagte Feuerwehrkommandant Ralf Mittelbach am Donnerstag. „Glücklicherweise kam es zu keiner körperlichen Gewalt. Trotzdem ist die Bedrohung da, die psychische Gewalt muss auch verarbeitet werden“, schilderte er noch in der Nacht die persönlichen Eindrücke auf seiner privaten Facebookseite.

Weiter schrieb er dort: „Warum geht jemand Menschen an, die noch vor wenigen Minuten bei Freunden, Familien und Arbeitskollegen waren und durch ihr Ehrenamt nun bei der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz sind, um Menschen aus ihrer Notlage zu helfen. Scheinbar versteht der Aggressor nicht, dass die Straße auch zu seinem Schutz gesperrt wurde, damit er nicht in die Unfallstelle fährt. Klar ist es für jeden doof, wenn man plötzlich im Stau steht oder nicht mehr weiterkommt. Wenn sich Menschen aber vermummen, Handschuhe tragen und Einsatzkräfte bedrohen, hat das eine ganz neue Qualität.“

Gaffer filmt Unfallstelle

Der tätliche Angriff war indes nicht der einzige Vorfall bei diesem Einsatz. Ein Lkw-Fahrer behinderte die Einsatzkräfte direkt an der Unfallstelle, indem er das Geschehen filmte. Auch gegen ihn ermittelt die Polizei. Zudem musste die Polizei eingreifen, als Angehörige der Unfallopfer am Unfallort eintrafen. Ein Autofahrer wollte am Stauende wenden und verursachte dabei beinahe einen Unfall mit einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr. Ein anderer Autofahrer versuchte anscheinend, die Absperrung zu umfahren, und musste dann direkt unter den Rotorblättern des Rettungshubschraubers anhalten.

„Steckt niemand einfach weg“

„Unsere Leute kommen, um zu helfen“, machte Mittelbach deutlich. „Wenn sie dann mit solchen Vorfällen konfrontiert werden, steckt das niemand so einfach weg.“ Natürlich kämen da auch Erinnerungen an frühere Vorfälle wieder hoch – wie 2022, als einem Feuerwehrangehörigen nach einem Wohnungsbrand eine Flasche ins Gesicht geschlagen wurde, oder wie 2023, als Einsatzkräfte vom Verursacher eines Gartenfeuers bedrängt und beleidigt wurden.

Dank an Ersthelfer

Ohnehin sei es am Mittwochabend ein „sehr emotionaler Einsatz“ gewesen, so Mittelbach. Denn anfangs sei nicht klar gewesen, ob auch Kinder schwer verletzt sein könnten. Um das Geschehen aufzuarbeiten, habe es daher mit allen Einsatzkräften eine Nachbesprechung gegeben, an der auch das Team der psychosozialen Notfallversorgung teilnahm. Mittelbachs Dank galt allen Einsatzkräften, die diesen schweren Einsatz gemeistert haben. Sein besonderer Dank galt außerdem den Ersthelfern, die bis zum Eintreffen der Rettungskräfte hervorragende Arbeit geleistet hätten, und jenen Autofahrern, die bei der Attacke auf die Einsatzkräfte Zivilcourage zeigten und sich einmischten.

OB Just fordert Solidarität mit Einsatzkräften

Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just sowie Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Andreas Buske sprachen in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme der Feuerwehr ihre höchste Wertschätzung und Anerkennung für das umsichtige Verhalten in einer k7omplexen und gefährlichen Situation am Mittwochabend aus. „Gewalt gegen Einsatzkräfte ist nicht akzeptabel“, betonte Buske. Insbesondere die ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr seien besonders wertvolle Stützen der Stadtgesellschaft, jede Missachtung ihres Einsatzes für Leib und Leben der Bürger sei sträflich.

Weiterer Vorfall im Strandbad

Oberbürgermeister Just forderte erneut eine noch breitere Solidarität mit den Ordnungs- und Sicherheitskräften im Einsatz. „Sie sind Garanten unserer Sicherheit“, betonte er. Es sei geradezu schändlich, die Einsätze zu behindern oder gar Einsatzkräfte zu attackieren. „Da gibt es null Toleranz“, so der Rathauschef. Er dankte der Polizei für das Eingreifen. Es sei ohne Alternative gewesen, den Mann festzusetzen, um eine Gefährdung von Menschen zu vermeiden. „Da hat unser Rechtsstaat gut und richtig reagiert“, bescheinigte Just, der unterdessen bestätigte, dass es am selben Tag auch einen unschönen Vorfall im Strandbad Waidsee gegeben habe.

Dort habe ein Mann, der wegen auffälligen Verhaltens des Geländes verwiesen wurde, mit Steinen nach dem Betriebsleiter geworfen. Nur durch Glück und Geschick sei dieser unverletzt geblieben. Leider nehme das ungebührliche Verhalten gegenüber den Mitarbeitern, die geltende Regeln und Verordnungen durchzusetzen haben, immer mehr zu. Auch dem Schwimmmeister des Strandbades Waidsee zollte Just großes Lob für sein vorbildliches Verhalten.

Die Polizei bestätigte auf WNOZ-Nachfrage den Vorfall im Strandbad. Dabei habe es sich um denselben Mann gehandelt wie beim Unfall auf der Bundesstraße 38, erklärte ein Pressesprecher am Donnerstagnachmittag. Der 52-Jährige habe gegen 13.25 Uhr im Strandbad zunächst Badegäste belästigt, woraufhin der Betriebsleiter die Polizei verständigt habe. Beamte hätten den Mann zunächst in Gewahrsam genommen. Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung habe der 52-Jährige aber wieder entlassen, da keine Haftgründe vorgelegen hätten. Wenige Stunden später griff der Mann dann die Feuerwehrleute auf der Bundesstraße 38 an.

Von Carsten Propp Quelle Weinheimer Nachrichten