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Drei Sprengungen pro Tag für sechs Meter

14. März 2010 | Von
Fluchtstollen für den Saukopftunnel

Fluchtstollen für den SaukopftunnelKleiner Bruder: Blick in den Fluchtstollen, der später im Profil 2,25 Meter messen und zehn Verbindungsgänge zum Saukopftunnel haben wird. Die Schritte von Andreas Moritz hallen im beleuchteten, leeren Tunnel. Der Leiter des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen in Bensheim trägt einen orangenen Bauhelm und Sicherheitsweste. In der Röhre ist es deutlich wärmer als draußen bei den Baucontainern, die in der Nacht in helles Scheinwerferlicht getaucht sind. „Die Leute arbeiten rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche“, sagt Moritz. Nach 300 Metern ist er am Ziel. Ein Baufahrzeug steht parat.

Zwei Arbeiter machen sich an der unteren von zwei Stahlplatten zu schaffen, die den ersten Verbindungsgang zur neuen Rettungsröhre verschließen. Sie lösen die Haltebolzen, und der Radlader bugsiert die schwere Platte auf ein Transportfahrzeug. Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard schaut zu. Hinter der Stahlwand, die pünktlich um 21 Uhr verschwunden ist und dafür sorgte, dass der Verkehr im Saukopftunnel trotz der Arbeiten am ersten Verbindungsgang fließen konnte, tauchen Bernhards Frau Gudrun Tichy-Bernhard und Katrin Tönshoff, die Lebensgefährtin des Bergsträßer Landrats Matthias Wilkes, auf. Die beiden Tunnelpatinnen reichen Andreas Moritz die Hand. Der erste von zehn Durchstichen zwischen Rettungs- und Hauptröhre ist damit am Abend des 10. März auch symbolisch vollzogen. Neun weitere Verbindungsgänge werden in den nächsten zwei Jahren entstehen. „Die Patinnen haben leichtsinnigerweise versprochen, bei jedem Durchstich dabei zu sein“, scherzt Andreas Moritz, was einen der 40 am Bau beteiligten Arbeiter der österreichischen Firma zur Bemerkung verleitet: „Die wollen auch mal von zu Hause raus.“ Im Dezember haben die Vorarlberger mit dem Bau des Fluchtstollens auf Weinheimer Seite begonnen. Sprengen können sie täglich zwischen 7 und 22 Uhr. Bis zu drei Sprengsätze werden pro Arbeitstag gezündet. Mit jeder Sprengung treiben sie den Stollen zwei Meter weiter durch den Berg voran. Dabei handelt es sich um Grandiorit, ein sehr massives Gestein. Zusammen mit den Arbeitern gehen die beiden Tunnelpatinnen noch einmal durch den Verbindungsgang in den Fluchtstollen zurück. An den Wänden ist bereits eine Schicht Spritzbeton aufgetragen. Später wird der kleine Tunnel noch eine eigene Verkleidung erhalten und auch noch mit Leuchten und Video-Kameras ausgestattet. „Da sind noch ein paar Kilometer Kabel zu verlegen“, sagt Projektmanager Arno Krämer. Dass die Arbeiten im Zeitplan liegen, freut ihn ebenso wie Moritz.

Der Amtsleiter verspricht, die Sperrzeiten des Saukopftunnels so gering wie möglich zu halten. Das System mit den Stahlplatten, wie es beim ersten Durchstich praktiziert wurde, garantiere Sicherheit für die Nutzer, die praktisch bis zum letzten Moment des Durchstichs den Tunnel befahren können. Alle zeigen zufriedene Gesichter, auch Oberbürgermeister Heiner Bernhard, dessen Zusammenführung mit Ehefrau erfolgreich verlief, woran er natürlich nie gezweifelt hatte. Der Stollen, von dem man sich wünscht, dass er niemals benutzt werden muss, gehört wieder ganz den Arbeitern. dra



Weinheimer Nachrichten Artikel vom: 12.03.2010 Bild Schilling