Um Ihnen ein bestmögliches Nutzererlebnis auf unserer Website zu ermöglichen, verwenden wir Cookies. Mit der Nutzung unseres Angebotes erklären Sie sich damit einverstanden. Weitere Informationen dazu finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Drei Atemzüge sind tödlich

14. August 2010 | Von

Weinheim Feuerwehr und Firma Lohrer informierten in der Weinheim Galerie

Sicherheit: Feuerwehr klärt mit dem stellvertretenden Stadtbrandmeister Wolfgang Eberle in der Weinheim Galerie über die Notwendigkeit von Rauchmeldern auf / Starkes Interesse der Bevölkerung. Kleines Ding – großer Effekt: Über das Interesse der Bevölkerung an Rauchmeldern freuten sich gestern Ralf Mittelbach (mitte) Wolfgang Eberle (rechts) von der Feuerwehr Weinheim und Jochen Schönleben von der Firma Lohrer.

Freitag, der 13 – der Unglückstag schlechthin. Die Bedeutung des Datums hat sich die Feuerwehr gestern zunutze gemacht, um in der Weinheim Galerie über die Vorteile von Rauchmeldern zu informieren. „In der Hoffnung, dass sich durch Aufklärung viele Verletzungen und Todesfälle vermeiden lassen“, sagt Ralf Mittelbach, Pressewart der Weinheimer Feuerwehr.

„Bei einem Brand im Haus ist es nicht direkt das Feuer, das die meisten Menschen tötet, sondern der Rauch! Zwei bis drei tiefe Atemzüge reichen schon“, sagt Mittelbach. „Daher raten wir als Feuerwehr dringend, Rauchmelder einzubauen.“ Nur etwa 35 Prozent der Brände ereignen sich nachts. Aber bei 70 Prozent sind Tote zu beklagen. Das sei leicht erklärbar, sagt Mittelbach. „Der Brand entzieht der Luft den Sauerstoff. Und Sauerstoffmangel lässt Schlafende noch tiefer schlafen. Sie bekommen davon nichts mit.“

Zu wenig Regelungen! In neun Bundesländern gelten bereits verbindliche Regelungen zum Einbau von Rauchmeldern, in erster Linie bei Neu- und Umbauten. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech sagte zu dem Thema: „Wir setzen nach wie vor auf das Verantwortungsbewusstsein und das Prinzip der Freiwilligkeit.“ Das hält Mittelbach für falsch: „Viele handeln nach dem Prinzip: Bei mir brennt’s ja nicht, womit das Thema Rauchmelder für sie erledigt ist.“ Dabei sind Rauchmelder weder teuer in der Anschaffung, noch schwer anzubringen. Ihre Batterien halten mitunter auch bis zu zehn Jahren. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland miserabel ab. Während in den USA, in Großbritannien und in Schweden zwischen 70 und 90 Prozent aller Haushalte mit Rauchmeldern ausgestattet sind, sind es hier bescheidene 30 (Stand 2006).

Das flächendeckende Vorhandensein von Rauchmeldern in Wohnbereichen macht sich bemerkbar. In Großbritannien und den USA ist die Zahl der Todesopfer bei Bränden um 40 Prozent zurückgegangen, in Schweden sogar um die Hälfte. In Deutschland sterben noch immer jedes Jahr 600 Menschen bei Bränden, 6000 werden schwer verletzt, 60 000 kommen mit leichten Verletzungen davon. Allgemeines Interesse wächst! Wenn man bedenkt, dass 1999 in Deutschland noch lediglich sieben Prozent der Haushalte einen Rauchmelder hatten, sind die 30 von heute ein Fortschritt. „Die Menschen werden aufmerksamer. Das begrüßen wir sehr“, sagt Mittelbach. Bei einem Vortrag im letzten Jahr in Sulzbach sei das Interesse nicht sonderlich groß gewesen. Das war gestern anders. Schon nach zwei Stunden sagte er: „Bisher waren mehr Menschen da, als wir über den ganzen Tag hinweg erwartet hätten.“

In Kooperation mit der Feuerwehr hatte auch die Firma Lohrer einen Informationsstand aufgebaut. Sicherheitsexperte Jochen Schönleben ist ebenfalls sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Tages. Er sagt: „Schon um 11 Uhr haben sich viele einen Rauchmelder besorgt.“ Dabei ging es ihm gar nicht um den Umsatz, sondern um die Tatsache, dass das allgemeine Interesse wächst. „Der Mindestschutz nach DIN 14676 ist die Ausstattung sämtlicher Schlafzimmern und der Fluchtwege“, erklärt er. Gerade Flure würden oft vergessen. Darauf weist auch Mittelbach hin: „Wenn der Fluchtweg mit Rauch gefüllt ist, sollte man nicht durch. Weitaus sicherer ist es, die Tür zu schließen, am Fenster auf sich aufmerksam zu machen und um Hilfe zu rufen.“

Schönleben stellt fest, dass viele Menschen gezielt kamen. In der Tat halten einige Besucher ihren eigenen Rauchmelder in der Hand und wollen wissen, wie er genau funktioniert und wie man ihn in seiner Funktion testen kann. Die heutige Bausituation begünstigt Rauchvergiftungen. Immer mehr Plastik ist in Wohnungen vorhanden, durch enge und fensterarme Bebauung kann Rauch im Brandfall schlecht entweichen. Daher sind sich beide Herren einig: Rauchmelder sind absolut wichtig, demnach sind verbindliche Regelungen auch absolut notwendig. cl

Mehr Informationen zu dem Thema gibt es im Internet unter www.rauchmelder-lebensretter.de

Bildergalerie zum Rauchmeldertag in der Weinheim Galerie

Kommentar Jürgen Drawitsch

Artikel Weinheimer Nachrichten vom 14.08.2010 Bild: Gutschalk