Die Einsätze werden immer komplizierter
13. September 2017 | Von Weinheimer NachrichtenFreiwillige Feuerwehr: Einsatzzahlen bleiben auf hohem Niveau / Entscheidung über Nachfolger von Stadtkommandant Reinhold Albrecht fällt heute
Weinheim. Der heutige Mittwoch ist ein besonderer Tag für die Freiwillige Feuerwehr Weinheim. Heute entscheidet der Hauptausschuss in nichtöffentlicher Sitzung, wer Nachfolger von Reinhold Albrecht wird. Seit 1998 ist Albrecht Stadtkommandant. Auf die Stelle bewarben sich 16 Personen, nach einer Vorauswahl erschienen neun Kandidaten zu einem Bewerbungsgespräch, ehe der Feuerwehrausschuss bei der engeren Auswahl aus drei Bewerbern gehört wurde und dem Hauptausschuss eine Empfehlung aussprach. Eines ist jetzt schon sicher: Der neue Stadtkommandant übernimmt eine moderne, gut ausgerüstete und motivierte Freiwillige Feuerwehr. „Wir stehen auf einem guten Fundament“, sagt Reinhold Albrecht. Im Februar kommenden Jahres geht er in Ruhestand, seinen Nachfolger wird er ab Januar in seine Aufgaben einarbeiten.
Schon über 500 Einsätze
Ein gutes Fundament braucht es auch, um die stetig gestiegenen und auf einem hohen Niveau befindlichen Einsatzzahlen zu bewältigen. Ralf Mittelbach, Kommandant der Abteilung Stadt, hat im ersten Halbjahr bereits über 500 Einsätze registriert – ähnlich wie im vergangenen Jahr. Beispielsweise wird die Feuerwehr inzwischen monatlich zu fünf Türöffnungen gerufen – so viele wie früher in einem Jahr.
Mittelbach stellt ebenso wie sein Stellvertreter und Kommandant der Werksfeuerwehr von Naturin, Volker Jäger, fest, dass die Einsätze komplizierter werden. Die Materialien, die für die Dämmung von Häusern verwendet werden, haben sich verändert, auch die Technik von Aufzügen (Personenrettung) oder der Inhalt von Lkw-Ladungen (Unfalleinsätze) erfordern inzwischen spezielle Einweisungen und Seminare. Auch bei der Ausrüstung der Feuerwehr selbst verändert sich viel. Ralf Mittelbach gibt ein Beispiel: „Bei Wohnungsbränden kann inzwischen ein Nagel mit Löschfunktion in die Wand eingeschlagen werden.“
„Wir haben Fachgebiete geschaffen und in den vergangenen 20 Jahren alle technisch veralteten Einsatzfahrzeuge durch neue ersetzt“, erklärt Reinhold Albrecht. Letzte, vom Gemeinderat abgesegnete große Investition war die Anschaffung eines neuen, hochmodernen Löschfahrzeugs und einer neuen Drehleiter. Alleine für die Drehleiter gibt es spezielle Einweisungen für die Besatzung. „Es ist schon enorm, was da an Technik geboten wird“, sagt Abteilungskommandant Mittelbach.
Alarm- und Ausrückeordnung
Die neun fest Beschäftigten der Freiwilligen Feuerwehr müssen im Rahmen des Feuerwehrbedarfsplans bis 2020 alle Lehrgänge durchlaufen. Dass das Martinshorn an manchen Tagen mehrfach in Weinheim ertönt, ist übrigens unvermeidlich, sagen Albrecht, Mittelbach und Jäger. „Die Alarm- und Ausrückeordnung gibt uns ganz klar vor, mit wie viel Fahrzeugen wir zu welchem Einsatz ausrücken müssen“, erklärt der Stadtkommandant. Wird ein Brand gemeldet, muss der Löschzug mit Einsatzwagen, zwei Löschfahrzeugen und der Drehleiter ausrücken.
Geht es stattdessen um eine technische Hilfeleistung nach einem Verkehrsunfall können es im Falle von ausgelaufenem Gefahrgut sogar fünf Fahrzeuge sein. Albrecht: „Innerhalb von zehn Minuten müssen wir ab dem Eingang des Alarms am Einsatzort sein.“
Gestiegenes Anspruchsdenken
Die Leitstelle hinterfragt beim Eingang des Notrufs genau, um was es sich dreht und weist auch darauf hin, ab wann ein Einsatz kostenpflichtig wird. „Da erübrigt sich bei Bagatellen manchmal, dass wir ausrücken. Man wundert sich bisweilen, wofür die Feuerwehr zuständig sein soll“, sagt Albrecht angesichts eines offenbar gestiegenen Anspruchsdenkens in der Bevölkerung, was Aufgaben der Feuerwehr betrifft.
Worauf Reinhold Albrecht auch stolz ist: Die Führungsriege ist mit Leuten aus dem eigenen Aktiven-Stamm besetzt, was einen besonders hohen Identifikationsgrad mit der Arbeit für die Weinheimer Bürger garantiert.
Und um den Nachwuchs ist es außerdem gut bestellt. Seit dem Jahr 2008 gibt es eine Kinderfeuerwehr. Von den damals eingetretenen Mädchen und Jungen sind schon die ersten in den Stamm der insgesamt 330 Aktiven übernommen worden. dra
Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 13.09.2017