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Die Rettungskette hat optimal funktioniert

4. September 2015 | Von

Ersthelfer der Weinheimer Feuerwehr retteten mit AED-Gerät das Leben eines 59-jährigen Dossenheimers

Weinheim. Michael Riedinger war einfach weg. „Ich weiß noch, dass ich mich mit meinem Radfahrerkumpel über den letzten Urlaub unterhalten habe, dann weiß ich gar nichts mehr.“ Kein Schmerz, keine Übelkeit. Nichts. Für seine Freunde war die Situation damals im Juni so: „Auf einmal haben wir es kleppern gehört, dann sahen wir Michael am Boden zwischen den Fahrrädern liegen, bewusstlos“, erinnert sich Wolfgang Schmalz. Er war damals mit Riedinger und anderen Rennradfahrern unterwegs, als sie oben auf dem Höhenweg im Weinheimer Ortsteil Rippenweier ankamen. Riedinger, 59, Nichtraucher, Leistungssportler, immer einer der schnellsten unter den Rennradlern, wachte erst wieder im Rettungswagen auf. Die dramatischen 15 Minuten, die zwischen seiner Bewusstlosigkeit und der Rückkehr ins Leben lagen, wurden ihm später erzählt – und er hörte ungläubig zu. Ungläubig und tief bewegt.

Dass Michael Riedinger aus Dossenheim heute noch – besser gesagt wieder! – lebt, Rad fahren und ein ganz normales Leben führen kann, ist vielleicht ein bisschen Glück. Aber kein Zufall. Seine Lebensrettung an diesem Abend im Juni in Rippenweier ist das Ergebnis einer beispielhaft und lückenlos funktionierenden Rettungskette im Weinheimer Odenwald. Riedinger, der mittlerweile Großvater geworden ist, wurde von allen Beteiligten optimal versorgt. So konnte er ins Leben zurückkehren. Denn sein Herz stand schon still.

Im Weinheimer Feuerwehrzentrum begegnete der Dossenheimer jetzt seinen Lebensrettern. Im Mittelpunkt: Die Ersthelfer der Freiwilligen Feuerwehr, in diesem Fall der Abteilung Oberflockenbach. Sie wurden nach dem Notruf von der Ladenburger Leitstelle (Nummer 112) informiert, weil klar war, dass Rettungswagen und Notarzt mindestens zehn bis 15 Minuten Zeit benötigen würden, um an der Unfallstelle zu sein.

Als die Weinheimer Feuerwehrleute und Ersthelfer Dominik Ewald, Mike Junghans und Robin Göhrig mit ihrem AED-Gerät nach wenigen Minuten vor Ort waren, hatten Riedingers Radler-Freunde Wolfgang Schmalz, Steffen Henn, ein Rettungssanitäter, und Dr. Axel Werner, ein Mediziner, schon fachmännisch erste Hilfe geleistet. Sie waren seine Schutzengel. Der Defibrillator holte den Patienten dann ganz ins Leben zurück. „Puls“, rief Mike Junghans aufgeregt, als das AED-Gerät zum zweiten Mal ausgelöst hatte, „der Puls ist zurück“. Michael Riedinger war gerettet.

Weinheims Feuerwehrkommandant Reinhold Albrecht und Ralf Mittelbach, Abteilungskommandant der Stadtfeuerwehr und selbst Feuerwehr-Sanitäter, betonten aus diesem Anlass jetzt noch einmal die Bedeutung der Ersthelfer in Feuerwehrdiensten: sie sind Lebensretter, in dem sie schnell vor Ort sind, gut ausgebildet und ausgerüstet, und die Zeit überbrücken, bis der Notarzt an der Unfallstelle ist. Es sind oft überlebenswichtige Minuten für den Patienten.

Auch Dr. Arndt Bublitz, Arzt mit engen Verbindungen zur Feuerwehr, bescheinigte allen Beteiligten den hochqualifizierten Einsatz. „Die Rettungskette hat hier optimal funktioniert“, beschrieb der Mediziner und attestierte: „Es kann immer Lücken geben, umso besser, wenn die Ersthelfer der Feuerwehr diese Lücken schließen können“.

Ralf Mittelbach verwies auf das mittlerweile dicht geknüpfte Netz von AED-Geräten in Weinheim, die überwiegend in Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr installiert worden sind. „Erfolge wie die Rettung von Michael Riedinger“, so der Stadtkommandant, „sollen zeigen, dass jeder ein Menschenleben retten kann“.

 

Bericht von der Rhein-Neckar-Zeitung vom 03.09.2015

„Als hätte jemand bei mir den Lichtschalter ausgeknipst“

Dank einer beispielhaften Rettungsaktion konnte einem Dossenheimer das Leben gerettet werden – Sein Herz war stehen geblieben

Von Günther Grosch

Weinheim/Dossenheim. Mittwoch, 24. Juni 2015: Für den Dossenheimer Michael Riedinger hatte der Tag „wie immer gut begonnen“. Knapp zwölf Stunden später wäre er beinahe gestorben. Ein plötzlicher Herzstillstand ließ den 59- Jährigen während einer Radtour ohne Vorwarnung aus den Pedalen kippen. Dank einer beispielhaften Rettungskette von Ersthelfern hat Riedinger überlebt. Zwei Stents in seiner Brust erlauben es ihm, bereits wieder in die Pedale treten zu dürfen.

Mit zehn Radsportfreunden hatte Riedinger an diesem 24. Juni von Ladenburg aus über Schriesheim und Hirschberg kommend die Anhöhe am Apfelblütenweg bei Weinheim-Rippenweier erreicht. Am dortigen Brunnen legte man eine Rast ein und füllte die leer getrunkenen Wasserflaschen auf. Riedinger ist kerngesund, sportlich, Nichtraucher. Er hat keinen Bluthochdruck und es gibt keine familiäre (Krankheits-)Vorgeschichte.

„Ich hatte einen Fuß schon wieder auf dem Pedal und wollte los …“ Alles, was danach passierte, weiß Riedinger nur aus Erzählungen: „Als hätte jemand bei mir den Lichtschalter ausgeknipst“. Er habe nur das Klappern eines umfallenden Rades gehört und seinen Kollegen am Boden liegen sehen, beschreibt Wolfgang Schmalz das Geschehen.

Der bei der Stadt Mannheim beschäftigte, ausgebildete Ersthelfer erfasst die Situation mit einem Blick: „Atem- und Herzstillstand“. Schmalz alarmiert einen Rettungswagen und ruft die 112 an. Schildert einen „medizinischen Notfall mit Reanimationsbedarf“ und beginnt umgehend mit der Herzdruckmassage. Er rettet Riedinger damit das Leben.

„In dem Moment, in dem ein Mensch nicht reagiert und nicht normal atmet, muss man davon ausgehen, dass der Kreislauf steht und das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Dann muss man sofort die Funktion des Herzens übernehmen und mit der Herzdruckmassage beginnen“, erklärt Feuerwehrarzt Arnd Bublitz.

Am Dienstag arbeiteten die Lebensretter mit Riedinger im Weinheimer Feuerwehrzentrum die Geschehnisse noch einmal auf. Vier Minuten nach ihrer parallel zu Notarzt und Rettungswagen erfolgten Alarmierung ist die Freiwillige Feuerwehr aus Weinheim-Oberflockenbach mit Abteilungskommandant Mike Junghans und den Feuerwehrkameraden Dominik Ewald, Robin Göhrig und Sven Hufnagel vor Ort. Sie gehören der von der Weinheimer Wehr 2001 gegründeten „Ersthelfer vor Ort-Gruppe“ („First Responder“) an und übernehmen die weitere Rettungsaktion.

Jede Minute zählt. Wenn nach einem Herzstillstand nicht innerhalb kürzester Zeit einfache Maßnahmen durchgeführt werden – vor allem die Herzdruckmassage – sinkt die Überlebenschance rapide. „Die Gehirnzellen fangen an abzusterben, wenn sie drei bis fünf Minuten lang nicht mit Sauerstoff versorgt werden. Jede Minute ohne Herzdruckmassage verschlechtert die Überlebenschance um etwa zehn Prozent“, erklärt Bublitz.

Bis nach einem Notruf der Rettungsdienst kommt, dauert es durchschnittlich acht bis zu zwölf Minuten, weiß der Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim Stadt, Ralf Mittelbach. Im Fall von Riedinger war es – bedingt durch die schwierigen örtlichen Gegebenheiten – gut eine Viertelstunde, ehe Rettungswagen und Notarzt eintrafen. Diese Zeit müssen die Ersthelfer durch unablässige Herzdruckmassagen überbrücken.

„Die Herzmassage muss heftig und intensiv sein und den Brustkorb tief hinunterdrücken“, verdeutlicht Rettungssanitäter Hannes Henn, ein anderer der Rad fahrenden Ersthelfer. Vor allem dürfe man keine Angst davor haben, den Betroffenen dabei möglicherweise zu verletzen. Eine gebrochene Rippe sei für das Opfer leichter zu verschmerzen, wenn man ihm dafür das Leben rettet.

Das von den Feuerwehrkameraden zusätzlich zur Herzdruckmassage eingesetzte AED-(Automatisierter Externer Defibrillator)Gerät löst bei Riedinger zweimal aus. Sein Spontankreislauf kommt wieder in Gang. Er überlebt! Mit dem inzwischen eingetroffenen Rettungswagen kommt Riedinger auf die Intensivstation. Vier Tage später liegt er bereits auf der Normalstation. Die Rettungskette hat funktioniert. Heute fährt Riedinger wieder ohne Beschwerden Rad. Und vergisst nicht, sich bei seinen radelnden Schutzengeln zu bedanken.

Bericht von der Weinheimer Nachrichten vom 03.09.2015

Erste Hilfe: Michael Riedinger bricht bei einer Radtour zusammen und wird von mutigen Helfern reanimiert / Erfolgsgeschichte der Feuerwehrsanitäter

Dramatische Rettung von Opa Michael

Weinheim. Es hätte auch anders kommen können. Michael Riedinger (59) hätte sterben können, sein wenige Tage altes Enkelkind hätte seinen Opa nie kennengelernt. Bei einer Radtour erlitt er am 24. Juni einen Herzstillstand, es bestand akute Lebensgefahr. Doch Riedinger hat überlebt, dank der tadellos funktionierenden Rettungskette und dem Einsatz fortschrittlicher Reanimationsgeräte und kann berichten.

Und das war passiert. Am 24. Juni bricht Riedinger zu einer Radtour auf. Er erfreut sich bester Gesundheit, ist sportlich, Nichtraucher, begeisterter Radfahrer und legt pro Jahr schon mal an die 20 000 Kilometer zurück. Dennoch erleidet der Dossenheimer Bus- und Straßenbahnfahrer einen plötzlichen Herztod, als er mit seiner zehnköpfigen Radgruppe auf der wöchentlichen Tour unterwegs war. Auf Höhe des Apfelblütenwegs rastet Riedinger gegen 17.30 Uhr zusammen mit zwei anderen Radfahrerkollegen. Riedinger sitzt halb auf dem Rad, als ihm plötzlich schlecht wird und er keine Luft mehr bekommt. Dann kippt er um.

„Der Moment trat innerhalb von Sekundenbruchteilen ein, er war noch kürzer, als wenn man das Licht ausschaltet“, erinnert er sich. Seine beiden Radfahrerkollegen, der Radiologe Dr. Axel Werner und Wolfgang Schmalz handeln sofort. Sie legen Riedinger flach hin, Werner prüft den Puls und gibt Schmalz die Anweisung, den Notarzt zu verständigen. Beide vermuten zunächst einen Krampfanfall. Schmalz ruft die Notfallnummer 112 an und weist die integrierte Leitstelle in Ladenburg an, sofort einen Notarzt zu schicken. Das Problem: Der Standort im Odenwald ist sehr abgelegen. Ein Rettungswagen aus Weinheim hätte mindestens 16 Minuten benötigt, um in Rippenweier einzutreffen – eine zu lange Zeit. Der Notruf erreicht auch Mike Junghans, Abteilungskommandant der Feuerwehr Oberflockenbach, der die „Helfer vor Ort“ („First Responder“) informiert.

Diese bestehen aus Angehörigen der Feuerwehr, die sich in unmittelbarer Nähe zum Unfallort aufhalten und so noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte Erste Hilfe leisten können. Die Einsatzzahlen sprechen für sich: Jedes Jahr fahren die Feuerwehrsanitäter in Weinheim und Oberflockenbach jeweils zwischen 30 und 50 Einsätze.

Indes stellt Werner bei Riedinger Herz- und Atemstillstand fest. Schmalz meldet der Leitstelle, dass eine Reanimation gefordert ist. „Dies ließ mich erkennen, dass wir handeln mussten, und dass es an uns war, die ersten Schritte der Wiederbelebung einzuleiten“. Jetzt macht sich bezahlt, dass Schmalz seit 10 Jahren regelmäßig an Wiederbelebungskursen teilnimmt, damit er auf Unfallsituationen vorbereitet ist.

An jenem Tag ist Hannes Steffen Henn ebenfalls mit seinem Rad unterwegs. Der angehende Lehrer war acht Jahre beim Rettungsdienst als Sanitäter aktiv. Er erkennt daher sofort die Notfallsituation und hilft bei der Reanimation. Für Henn haben sich die „Helfer vor Ort“ schon während seiner Zeit beim Rettungsdienst bewährt: „Wenn über den Funk verkündet wird, dass sie schon vor dem Rettungswagen eingetroffen sind, kann man als Sanitäter schon etwas erleichterter sein“.

Als die Feuerwehr Oberflockenbach und der Rettungswagen mitsamt einem Automatisierten Externen Defibrillator (AED) eintreffen, sind die Wiederbelebungsmaßnahmen schon in vollem Gange. „Im Normalfall stehen sonst überall nur Hilflose herum. Viele haben Angst, die Notrufnummer zu wählen, oder trauen sich nicht, selbst Erste Hilfe zu leisten“, beklagt Ralf Mittelbach, Feuerwehrsanitäter und Leiter des AED-Gerät-Projektes, das sich seit 2010 in Weinheim etabliert hat und von Albert maßgeblich unterstützt wird.

Ein wirklich hochwertiges AED-Qualitätsgerät kostet um die 1500 Euro. Klappt man den Koffer auf, ertönt eine Stimme, die den Helfer Schritt für Schritt bei der Reanimation begleitet und ihn anweist, was zu tun ist. Dies erleichtert die Erste Hilfe auch deutlich für Laien. „Die Anleitung ist da und so hat ein jeder die Möglichkeit, die Erste Hilfe richtig zu leisten, wenn es drauf ankommt“, merkt der Oberflockenbacher Feuerwehrsanitäter Sven Hufnagel an.

In Weinheim sind dreiundfünfzig verfügbare AE-Defibrillator-Stationen in öffentlichen Einrichtungen wie beispielsweise Fitnesscentern, Schulen, Banken und Gastwirtschaften angebracht. Von seiner Rettung bekommt Riedinger nichts mit. Vier Tage verbringt er in teilweise wachem Zustand auf der Intensivstation im Mannheimer Krankenhaus, zehn Tage lang ist er auf der normalen Station. Dann darf er nach Hause. Knapp drei Monate nach dem Vorfall fährt Riedinger wieder Rad. lim