Wenn modernste Sicherheitstechnik zum Gefängnis wird
30. August 2011 | Von Feuerwehr Weinheim

So eine Situation trifft auch bei dem auf der Seite liegenden Pkw zu. Diesmal ist das aber durchaus gewollt, um die Einsatzkräfte der Weinheimer Feuerwehr auf solche Unfälle vorzubereiten und die neusten Erfahrungen sowie nützliche Hinweise zu vermitteln. Angeboten wurde das praxisnahe Tagesseminar von Andreas Geyer und Bertram Karcher, zwei Mitarbeitern der Firma Weber Hydraulik, Hersteller hydraulischer Rettungsgeräte aller Art, Rettungsscheren und Spreizer für die technische Rettung. Beide Ausbilder wissen wovon Sie reden, denn beide sind bei der Feuerwehr aktive Mitglieder, Geyer in Darmstadt und Karcher in Hanau und haben sich in den vergangen Jahren auf die Rettung von Unfallopfern aus Fahrzeugen in extremen Situationen aller Art spezialisiert. Dieses Wissen und ihre Erfahrung gaben die zwei Ausbilder nun den Einsatzkräften der Weinheimer Feuerwehr auf dem Ausbildungsgelände am Feuerwehrgerätehaus Lützelsachsen – Hohensachsen weiter. Denn modernste Technik allein genügt nicht um eine Person zu retten.
Unterstützt wird die Feuerwehr bei ihrer Arbeit inzwischen durch die Autoindustrie. Zum einen durch sogenannte Rettungskarten unter der Sonnenblende, die sich übrigens jeder für ältere Automodelle via Internet selbst besorgen kann, und zum anderen durch die zur Verfügung gestellten Fahrzeugdaten, die vor Ort mit Hilfe eines Computers im Feuerwehreinsatzleitwagen übermittelt werden können. Dennoch ist jede Rettung anders, da die Fahrzeuge nach einem Unfall nicht nur auf den Rädern stehen bleiben, sondern auch auf der Seite, dem Dach oder sogar senkrecht zum liegen kommen können. Wie extrem sich die Situation auch darstellt, die Feuerwehr kämpft gegen die Zeit. Denn um eine optimale Rettung des Unfallopfers zu gewährleisten, bleiben ihr nach Eintreffen an der Unfallstelle nur 20 Minuten für die technische Rettung. Weitere 20 Minuten rechnet man für Übergabe des Patienten und Transport in die Klinik. Da man die ersten 20 Minuten ab Unfallbeginn einkalkuliert für die Alarmierung der Rettungskräfte und die Anfahrt zur Unfallstelle, ist man bemüht den Patient spätestens nach 1 Stunde zur optimalen Versorgung im Krankenhaus zu haben.
An einem Samstag wurde den Feuerwehrangehörigen das Wissen vermittelt und ihre bereits vorhandenen Kenntnisse weiter aufgefrischt. Der Vormittag umfasste den kompletten theoretischen Teil, bei dem es um die Rettungsmöglichkeiten, Zugänge ins Fahrzeugwrack, aber auch um die schonende Rettung für den Patienten ging. Ab dem Mittag stand dann die Praxis im Vordergrund. Hier wurde das patientengerechte und zeitnahe Retten aus extremen Situationen mit dem zur Verfügung stehenden Material der Weinheimer Feuerwehr geübt. Schnell war klar, dass gerade bei neueren Fahrzeugen die teilweise über 20 Jahre alte Technik der Rettungsgeräte nicht mehr die volle Leistung bringt. Trotzdem konnten die Übungsszenarien abgearbeitet werden, wenn auch nicht immer im gewünschten Zeitrahmen.
Verkehrsunfälle bei denen Personen aus Fahrzeugen befreit werden müssen kommen recht häufig vor, nicht immer muss eine Person auch zwangsweise eingeklemmt sein. Manchmal kann es aufgrund verschiedener Verletzungen, wie zum Beispiel der Wirbelsäule einfach erforderlich sein, dem Pkw das Dach zu entfernen um den Verletzten patientengerecht aus dem Fahrzeug zu retten. Durch die neuen Erkenntnis und nützlichen Tipps der Ausbilder Geyer und Karcher, können die Abläufe der technischen Rettung bei der Weinheimer Feuerwehr weiter optimiert werden um den Unfallopfern schnelle professionelle Hilfe zu bieten.