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Weinheimer Feuerwehr bleibt voll einsatzbereit

18. April 2020 | Von

Dennoch ist Selbstschutz und Hygiene oberstes Gebot in Corona-Zeiten – Deutlich weniger Einsätze seit Beginn der Pandemie

Weinheim. Die aktuelle Lage mit der Corona-Pandemie stellt die ganze Welt vor Herausforderungen, die auch an der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim nicht spurlos vorübergehen. Sie tut aber auch weiterhin alles in ihren Kräften, um in diesen schwierigen Tagen und Wochen den Schutz der Stadt und ihrer Bürger zu gewährleisten, verspricht der Abteilungskommandant Stadt Ralf Mittelbach.

Feuerwehr lebt von der Kameradschaft innerhalb der eigenen Reihen. „Dennoch mussten sämtliche sozialen Aktivitäten und Übungen ausgesetzt werden“, bedauert Mittelbach. Bereits Anfang März, also sehr früh, wurden durch die Feuerwehrführung mit Kommandant Sven Lillig an der Spitze weitreichende Schutzmaßnahmen beschlossen, um eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus innerhalb der Blauröcke zu minimieren. So wurde in Absprache mit Unterkreisführer Hans Joachim Gottuck unter anderem die Grundausbildung für die neuen Feuerwehranwärter erst einmal ausgesetzt.

Außerdem wurden das Feuerwehrzentrum und alle Gerätehäuser für den Publikumsverkehr gesperrt. Konsequenterweise mussten auch alle Fortbildungen und Dienstveranstaltungen abgesagt werden. Dieser gravierende Einschnitt in das Feuerwehrleben betrifft vor allem die Jugendfeuerwehr, die Kinderfeuerwehr sowie die Alters- und Ehrenabteilung. „Da diese Gruppen keinen Einsatzdienst leisten, trifft sie dieses Verbot in besonders hohem Maß“, redet Mittelbach Klartext. Derzeit arbeiten mehrere Jugendabteilungen an einer Lösung, ihren Mitgliedern die Arbeit der Feuerwehr dennoch näherzubringen, erklärt Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Paradiso. Er meint: „Eventuell können wir mithilfe von Videochats und durch Ausbildungsunterlagen zumindest einen provisorischen Übungsabend wieder zum Laufen bringen.“

Im Feuerwehrzentrum laufen viele Aufgaben wie die Einsatzplanung, Gerätewartung und Verwaltungsarbeiten im Hintergrund. „Sie sind aber wichtig, damit die Einsatzkräfte bei Bedarf täglich ausrücken können und frisches Einsatzmaterial zur Verfügung steht“, so Mittelbach. Deshalb wurden die hauptamtlichen Mitarbeiter und die ehrenamtlichen Einsatzkräfte, so gut es geht, voneinander getrennt. Auch die Hauptamtlichen arbeiten in zwei separaten Gruppen: „Ziel der Schutzmaßnahme ist es, im Falle einer Infektion eines Feuerwehrangehörigen und die dadurch erforderliche Quarantäne die Einsatzfähigkeit der Wehr, die Gerätewartung und die administrativen Aufgaben weiterhin gewährleisten zu können.“ Für alle Gerätehäuser wurden zusätzliche Desinfektionsspender beschafft, allerdings gab es bislang keine Ständer. Simon Quadflieg, der bei der Feuerwehr derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, übernahm diese Aufgabe und fertigte mit Unterstützung der Kollegen der Feuerwehrwerksatt für jede Abteilung einen Ständer an.

Im Einsatz hat das Land die „First Responder – Helfer vor Ort“-Einsätze ausgesetzt, damit es zu keinem direkten Patientenkontakt kommt. Bisher hatte die Wehr diese „Kann-Aufgabe“ übernommen, um die Erstversorgung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken.

„Die Einsatzzahlen selbst bewegen sich im Zuge der Corona-Pandemie rückläufig“, blättert Mittelbach in der Statistik. Rückte die Feuerwehr im Vorjahr im Zeitraum zwischen dem 1. März und 13. April 2019 zu 97 Einsätzen (darunter zu 21 „Helfer vor Ort“-Einsätze) aus, musste sie dieses Jahr im selben Zeitraum lediglich 57 Einsätze abarbeiten. Was die Einsatzleitung freut: „Wir stellen eine steigende Hilfsbereitschaft fest“, lobt der Abteilungskommandant. „Die Menschen achten stärker aufeinander. Sie sorgen sich um ihre Nachbarn und schauen eher nach ihnen.“ Ebenso erfreulich sind die rückläufigen Fehlalarme durch private Rauchwarnmelder.

Häufig sind jetzt Mund-Nasenmasken am Einsatzort zu sehen. In den Löschfahrzeugen mit ihren neun Sitzplätzen fährt man nur noch zu sechst zum Einsatzort. Dort hält man – sofern möglich – den Mindestabstand ein und verlässt das Fahrzeug direkt an der Einsatzstelle. Dort warten die Kräfte so lange, bis der Gruppenführer die Lage erkundet und seine Einsatzbefehle gegeben hat. Weil vor allem bei Türöffnungen eine erhöhte Infektionsgefahr besteht, ziehen die Männer bei Einsätzen mit Patientenkontakt Einmalhandschuhe und Mundschutz an. Der Patient wird zu seinem Krankheitsbild befragt. Danach entscheidet sich, ob eine einfache OP-Maske oder spezielle Schutzmasken benötigt werden. Mittelbach: „Gerade in der besonderen Situation wird auf die Einsatzhygiene geachtet, die Kleidung gewechselt und die Fahrzeuge desinfiziert“.

Zudem hat die Stadt einen Krisenstab eingerichtet, dem auch Kommandant Sven Lillig und seine Stellvertreter Volker Jäger und Ralf Mittelbach angehören. „Im Rahmen des Krisenstabs unterstützte die Feuerwehr auch das GRN-Krankenhaus beim Nähen von Baumwollmasken“, lobt Mittelbach, insgesamt waren 35 Maskennäher im Einsatz. Intensiviert wurde auch die Zusammenarbeit mit den Werksfeuerwehren Freudenberg und Naturin. Hier stimmen sich die Kommandanten mehrmals wöchentlich in Videokonferenzen ab.

Aktuell sind alle Veranstaltungen der Freiwilligen Feuerwehr bis Ende Juni abgesagt – darunter auch der Tag der offenen Tür der Abteilung Sulzbach, das Lärmfeuer am Hirschkopfturm, die Jugendfeuerwehrübung im Bauhof und die Jahreshauptversammlung der Gesamtwehr.

„Trotz der schwierigen Zeiten bleibt die Weinheimer Feuerwehr aber weiterhin mit all ihrer Kraft und Stärke einsatzbereit“, so Mittelbach „ohne Wenn und Aber“

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 16.04.2020