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Verpuffung, abgestürzte Kutsche und Lkw-Unfall

11. September 2006 | Von

Mit realistischen Szenarien wurden die Einsatzkräfte aus der gesamten Region bei der großen Katastrophenschutzübung in Birkenau am Wochenende konfrontiert. Bei einem angenommenen Verkehrsunfall war ei „Mit realistischen Szenarien wurden die Einsatzkräfte aus der gesamten Region bei der großen Katastrophenschutzübung in Birkenau am Wochenende konfrontiert. Bei einem angenommenen Verkehrsunfall war ein Pkw in Brand geraten. Die „“Verletzten““ waren täuschend echt geschminkt und nahmen ihre Rollen sehr ernst. Auch die Weinheimer Feuerwehrabteilungen, sowie die Sanitätshelfer der Weinheimer Feuerwehr waren in die Großübung eingebunden. Birkenau. (hö) Die Gemeinde Birkenau war am Samstag Schauplatz einer groß angelegten Übung des Katastrophenschutzes. Rund 350 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und den Hilfsorganisationen aus mehreren Landkreisen probten gleichzeitig an drei verschiedenen „“Einsatzstellen““ den Ernstfall. Ein Gebäudebrand, der Unfall einer Kutsche und ein schwerer Verkehrsunfall forderten den umfangreichen Einsatz der Retter, der manche Fehler aufzeigte und damit wichtige Impulse für reale Einsätze sowie die Aus- und Weiterbildung gab. Die vom Dezernat Gefahrenabwehr des Kreises Bergstraße geplante Großübung begann mit einem theoretischen Unterricht der Hilfskräfte. 120 Notärzte, Einsatzleiter und Rettungsdienstmitarbeiter ließen sich im Birkenauer Feuerwehrgerätehaus zum Thema „“Bewältigung von Großschadenslagen““ von Spezialisten auf den neuesten Stand bringen. Die Dozenten, die unter anderem aus Mannheim, dem Main-Kinzig-Kreis und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg angereist waren, stellten neben neuen Strategien auch Wissen über die Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Spezialkräften zur Verfügung. So können beispielsweise in Mannheim stationierte mobile Einrichtungen der US-Army zur Personendekontamination, etwa nach einem Chemieunfall, auch im Kreis Bergstraße zum Einsatz kommen. „“Um bei besonderen Herausforderungen schnell und effektiv handeln zu können, ist es von großer Bedeutung, dass unsere Führungskräfte die derzeitigen Möglichkeiten unserer Nachbarn kennen““, betonte Jörg Oberkinkhaus, der die Vorbereitung im Dezernat Gefahrenabwehr federführend übernommen hatte. Der praktische Teil der Übung führte aufgrund seines gewaltigen Umfangs am Mittag zur Beunruhigung derjenigen Birkenauer, an denen die vorhergehende Ankündigung vorbeigegangen war. Zunächst wurde Sirenenalarm ausgelöst, kurz darauf fuhren knapp 100 Einsatzfahrzeuge der beteiligten Fachdienste mit Sondersignal in unterschiedliche Richtungen zu ihren Einsatzstellen, drei Hubschrauber kreisten über der Gemeinde, zwei große Rauchsäulen standen über Birkenau, außerdem wurden Straßen gesperrt. Im Vorfeld war ein noch größerer Umfang der Übungen geplant, doch aufgrund eines realen Einsatzes im Kreisgebiet, einer über 12-stündigen Personensuche in der vorangegangenen Nacht, mussten über hundert Helfer ihre Teilnahme an der Übung absagen. Statt der geplanten fünf Übungsszenarien wurden lediglich drei durchgeführt, die jedoch alle eine besondere Herausforderung für die Retter waren. In der Carlebachmühle zwischen Birkenau und Weinheim wurde eine Verpuffung mit anschließender Brandentwicklung simuliert. Die Einsatzkräfte mussten hier parallel zur Brandbekämpfung 13 Verletzte aus dem einsturzgefährdeten Gebäude befreien, anschließend versorgen und abtransportieren. In der Nähe des Friedhofs warteten elf Verletzte auf die Helfer. Sie waren mit einer Kutsche unterwegs, die eine steile Böschung herunterstürzte. Dabei waren die technische Rettung und die Versorgung der Personen aufgrund des unwegsamen Geländes besonders schwierig. Auf der Kreisstraße 12 zwischen Hornbach und Reisen fand der mit 21 Verletzten umfangreichste Einsatz statt: Ein Pkw kollidierte der Übungsannahme nach in einer Kurve mit einem Kleinbus und fing Feuer. „“Wir proben hier ganz bewusst das Außeralltägliche““ erläuterte Oberkinkhaus im Verlauf der Übung. Der Umgang mit solchen Schadenslagen, das richtige Vorgehen an der Einsatzstelle, der Aufbau einer Führungsstruktur und das Setzen von Prioritäten seien ganz spezielle Anforderungen an die Helfer, die sie im normalen Alltag nicht bewältigen müssten. „“Diese Übungslagen sind anspruchsvoll und auch emotional sehr belastend““ stellte auch der Rettungsdienstleiter der Bergsträßer Johanniter, Uwe Storch, fest, der als Übungsbeobachter eingesetzt war. Neben unübersichtlichen Einsatzstellen und der sehr realen Bedrohung durch Brandherde spiele hierbei auch eine Rolle, dass die Verletzten durch realistisch geschminkte Mimen dargestellt wurden, die beim Eintreffen der Hilfskräfte laut um Hilfe schrien oder gegen die Fenster der Autos schlugen, in denen sie eingeklemmt waren. In solch einer Situation müsse dennoch ein kühler Kopf bewahrt werden und das Gelernte, aber in diesem Ausmaß zum Glück selten Erlebte, reibungslos umgesetzt werden. Ebenfalls nah an der Realität war die Alarmierung der einzelnen Hilfsmannschaften. Wie es auch in einem realen Einsatz geschehen würde, kamen neben regulär vorgehaltenen Rettungsmitteln die Rettungshubschrauber des ADAC und der Deutschen Rettungsflugwacht aus Ludwigshafen und Mannheim, die Schnelleinsatzgruppen der Johanniter und des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Kreis Bergstraße sowie Kräfte aus dem Raum Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau zum Einsatz. Zudem wurde die Einbindung eines nagelneuen Rettungsbusses aus Kelsterbach erprobt, der die Versorgungmöglichkeiten von sechs Rettungswagen in einer mobilen Ambulanz vereint. Mehr Beobachter als je zuvor: Birkenau. (hö) Dass am Samstag in Birkenau gleich drei Übungen des Katastrophenschutzes gleichzeitig stattfanden, ist aus der Überlegung entstanden, alle eingesetzten Kräfte möglichst eng in das Geschehen einzubinden, was in mehreren Szenarien besser möglich ist als in einer großen gemeinsamen Übung. Um hier nicht den Überblick über die Leistungen der Helfer zu verlieren, wurden in größerem Umfang als je zuvor Übungsbeobachter eingesetzt. Notärzte und erfahrene Einsatzleiter von Feuerwehr und Rettungsdienst beobachteten an den Einsatzstellen jeden Handgriff und dokumentierten ihn in speziellen Fragebögen, die der Kreis Bergstraße in engem Kontakt mit der Katastrophenforschungsstelle der Universität Kiel erarbeitet hat. Zusätzlich dokumentierten zahlreiche Fotografen und professionelle Filmteams am Boden die Einsätze, ein weiteres Team lieferte Bilder aus einem Beobachtungshubschrauber. Auf ihnen ist besonders gut zu sehen, wie die Hilfskräfte den Raum um die Einsatzstellen für ihre Arbeit aufteilten, wo sie Fahrzeuge abstellten, wie deren Zu- und Abfahrt geregelt war und wo sie Bereitstellungsräume und Verbandplätze einrichteten. Eine solch breite wissenschaftliche Evaluation von Übungen fand in Deutschland noch nie statt. Die Erkenntnisse, die daraus gewonnen werden, kommen dabei nicht nur den vor Ort eingesetzten Einsatzkräften zu Gute, sondern werden auch in bundesweit in der Ausbildung angewendete Lehrkonzepte aufgenommen. Einige Fehler der eingesetzten Kräfte zeigten sich jedoch schon im Verlauf der Übung. So stellten zahlreiche Beobachter fest, dass die in der Frühphase solcher Großeinsätze wichtige Führungsstruktur und Koordination der Helfer in manchen Abschnitten nur schwer zustande kam. Auch die schnelle Sichtung und Bewertung der Verletzungsmuster, die für die sinnvolle Nachalarmierung weiterer Kräfte notwendig ist, hatte Lücken. Deshalb mussten manche Patientendarsteller zu lange Zeit auf die Befreiung aus einem Fahrzeug oder ihre medizinische Versorgung warten. „“Aber genau deswegen üben wir solche Einsätze““ stellte Jörg Oberkinkhaus, der die Vorbereitung im Dezernat Gefahrenabwehr federführend übernommen hatte, die Wichtigkeit der Veranstaltung heraus. Die Fehler, die sich aus den Auswertungen der Beobachtungen ergeben, würden schnellstmöglich mit den Beteiligten besprochen und behoben. „“Das sind elementar wichtige Impulse für unsere Ausbildung, denn jetzt wissen wir, woran wir weiter arbeiten müssen““, zeigte er sich zuversichtlich. Große Aufmerksamkeit erhielt die Übung auch innerhalb der Bevölkerung und von den politisch Verantwortlichen. So beobachteten, zusammen mit zahlreichen Birkenauern, Vertreter von CDU, SPD und FDP aus Land- und Kreistag sowie Vertreter der Gemeinde die Übungen und ließen sich das Vorgehen der Helfer dabei vom Dezernenten für Gefahrenabwehr des Kreises, Gottlieb Ohl, erläutern. Dieser dankte in einer Ansprache neben den Referenten auch den beteiligten Einsatzkräften und der Birkenauer Feuerwehr als Gastgeber dieser anspruchsvollen und umfangreichen Übung. Quelle: Weinheimer Nachrichten.“