„Das ist ein Stück von meinem Leben“
22. November 2007 | Von Feuerwehr WeinheimEhrenkommandant Dietrich Neitzel wohnte von 1956 bis 1988 in der alten Feuerwache – Abriss beginnt in der nächsten Woche. Hinteransicht der alten Feuerwache: Dietrich Neitzel sagt über das Haus, dass Ehrenkommandant Dietrich Neitzel wohnte von 1956 bis 1988 in der alten Feuerwache – Abriss beginnt in der nächsten Woche. Hinteransicht der alten Feuerwache: Dietrich Neitzel sagt über das Haus, dass es gelebt habe. Als der städtische Pressesprecher Roland Kern Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht nach der Historie der alten Feuerwache fragte, habe dieser gesagt: „Die Historie lebt.“ So kam es gestern zu einem Treffen von Medienvertretern mit Dietrich Neitzel, Ehrenkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim. Der 84_Jährige hatte nämlich einst in der alten Feuerwache gelebt. Von 1971 bis 1988 war er Stadtbrandmeister. Also ist er der Experte, wenn es um die alte Feuerwache und deren Anfänge geht. Die sollte gestern genauer beleuchtet werden, da der Bau aus dem Jahr 1956 ab nächster Woche abgerissen wird. Etwas wehmütig blickte Neitzel daher gestern auf das Gebäude, wo Drumherum schon Arbeiter am Werkeln und die Bagger angerückt sind: „Das ist ein Stück von meinem Leben.“ Im Inneren sieht es wüst aus, Scherben fliegen herum, an manchen Stellen wurde gekokelt. Kaum zu glauben, was an dieser Stelle einmal stand. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei das Grundstück in das Eigentum der Stadt übergegangen. Und die hatte dort „ein Freudenhaus für Kühe, Schweine und Ziegen“, erzählte Neitzel mit einem Augenzwinkern. Der sympathische Mann, der wirklich noch alle Jahreszahlen parat hat, meinte damit einen Stall, wo Tiere speziell zu Fortpflanzungszwecken gehalten wurden. Im Jahr 1954 wurde dann schließlich der Bau des Feuerwehrhauses genehmigt, 1956 zog dann Neitzel ein. Als Gerätewart hatte der in Stettin geborene Ehrenkommandant angefangen. Er war 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimatlos nach Weinheim gekommen, arbeitete ein Jahr in einer Werkstatt und machte dann Bekanntschaft mit dem Großvater von Alt_Oberbürgermeister Uwe Kleefoot. Der Stadtbaumeister hatte ein Problem mit seinem Auto, Neitzel half ihm. „Suchst du Arbeit?“, fragte der Stadtbaumeister ihn daraufhin, und so kam Neitzel zur Feuerwehr. Man merkt ihm an, wie viel ihm die aktive Arbeit bei der Feuerwehr bedeutet hat. Und so steht er im Obergeschoss, wo er einst zur Miete wohnte und sagte. „Das ist kein Haus aus Stein, dieses Haus hat gelebt.“ So hätten sie hier Delegationen aus Brasilien, Chile oder Finnland empfangen, Fasching gefeiert und Veranstaltungen abgehalten. Die ganze Familie von Neitzel war in das Geschehen integriert, ebenso wie die drei Familien, die im Vorderhaus wohnten – alles Feuerwehrangehörige. Da packten die Frauen mit an, da machte der zehnjährige Sohn beim Einsatz das Tor auf. Neitzels Sohn, der auch bei der Feuerwehr war, ist mittlerweile verstorben. Der 84_Jährige hat noch eine Tochter und zwei Enkel. Und die beiden sind – wie könnte es auch anders sein – bei der Feuerwehr. Im Obergeschoss befanden sich direkt neben Neitzels Wohnung Sitzungs- und Ausschusszimmer, Kleiderkammer und Büro sowie eine kleine Küche. Er bekam also alles hautnah mit. So auch die Gründung der Jugendfeuerwehr, übrigens die erste im nordbadischen Raum. Die hatte ihr Domizil im Hintergebäude. Dieser Anbau wird einer der ersten Gebäudeteile sein, die nächste Woche abgerissen werden. Peter Zschippig, Referent des Ersten Bürgermeisters, erläuterte, dass am 19. November mit den Vorbereitungen begonnen wird, sodass einige Tage später der Abriss losgehen kann. Dazu gehört auch die Entfernung eines Tanks, denn auf dem Gelände stand auch einmal eine Tankstelle. Von hinten wird angefangen. Der neuere Bau, wo einst die Fahrzeuge standen, sowie der Turm sollen dann im Januar oder Februar 2008 angerissen werden. Foto: Dorn / Quelle Rhein Neckar Zeitung.
