Warum die Weststadt jetzt Parkplätze verliert
8. März 2023 | Von Ralf Mittelbach
Zugestellte Fahrbahnen wie im Eichen- und Eschenweg bereiten in Weinheim Probleme für Einsatzkräfte und Müllabfuhr. Die Stadt hat einen Plan, um Abhilfe zu schaffen.
Weinheim. Vollgestopfte Fahrbahnen sind nicht nur vielen Anwohnern der Baumstraßen in der Weststadt ein Dorn im Auge. Auch Einsatzkräfte und Müllabfuhr haben mit ihren großen Fahrzeugen in den Auto-Nadelöhren zu kämpfen. Die Stadt will intervenieren – was aber noch weniger Parkplätze in der Weststadt bedeutet.
Walter Heinz ist wieder auf seinem Müll sitzen geblieben. Die Abfuhr ist mit ihrem großen Transporter nicht durch den Eichenweg gekommen, der an diesem Tag beidseitig mit Autos vollgequetscht war – wie so oft. Mitunter kommen dort selbst zwei gewöhnliche Pkw nicht aneinander vorbei: „Ich habe die Situation schon oft erlebt: Ich fahre in die Straße hinein und vorne kommt ein weiteres Auto. Das Gegenüber sieht nicht, dass nirgendwo Platz zum Ausscheren ist, und ich muss den halben Eichenweg im Rückwärtsgang zurückfahren“, erzählt Heinz.
Die Abfallverwertungsgesellschaft Rhein Neckar (AVR) benennt den Eichenweg als eine von 13 Straßen, die aktuell regelmäßig zugeparkt sind. „Generell versuchen wir am Abfuhrtag mehrfach, zugeparkte Straßen zu einem späteren Zeitpunkt erneut anzusteuern“, erklärt AVR-Sprecher Tim Heringer und bietet im Ernstfall eine Alternative: „Sollte die Behälterleerung trotzdem nicht möglich sein, haben die Bürger die Möglichkeit, die Zeit bis zur nächsten Abfuhr mit speziellen Abfallsäcken der AVR zu überbrücken.“
Immer mehr, immer größer
Für Einsatzkräfte – und im schlimmsten Fall für Bürger in Not – können verstopfte Straßen noch gravierendere Folgen haben. Denn kein Weiterkommen, das bedeute laut Feuerwehrsprecher Ralph Mittelbach entweder, zu Fuß weiterzugehen und wichtige Zeit zu verlieren. Oder umzudrehen, eine Alternativroute zu fahren – und wichtige Zeit zu verlieren. Durchfahrtsprobleme, das zeigten die regelmäßigen Probefahrten, gebe es in allen Stadt- und Ortsteilen. „Wobei natürlich die Weststadt aufgrund ihrer Größe und Einwohnerzahl schon einen Schwerpunkt darstellt“, so Mittelbach. Immer wieder sei zu beobachten, dass Autofahrer sich nicht an Verkehrsschilder hielten und zu nah an Einmündungen sowie Kreuzungen stünden. Außerdem seien die Autos in den vergangenen Jahren immer größer geworden – „die Straßen aber nicht“. Die Feuerwehr setzt deswegen mittlerweile auf kompaktere Fahrzeuge: Mit Blick auf die Entwicklung und sehr enge Straßen habe man sich im vergangenen Jahr zwei kleine „Vorauslöschfahrzeuge“ gekauft. „Diese Fahrzeuge sind aber deutlich kleiner und können auch weniger Personal mitnehmen“, stellt der Sprecher fest.
Versetztes Parken
Das Rathaus will nun gegen verbleibende Nadelöhre in den Baumstraßen vorgehen. „Punktuell ist unsere Verkehrsbehörde auch schon tätig geworden“, erklärt Sprecher Roland Kern. „Zum Beispiel mit Halteverbotsschildern in den Einmündungs- und Schwenkbereichen.“ Nun soll im Eichen- und auch Eschenweg kommen, was im Kastanien- und Buchenweg bereits gilt – versetztes Parken. „Die Einhaltung der Regelungen wird die Situation für die Feuerwehr und Müllabfuhr verbessern“, ist sich Kern sicher. „Klar ist aber auch, dass dadurch Parkplätze wegfallen.“ Das werde die Anwohner betreffen, sei aber nicht anders zu regeln. „Da dort – wie in anderen Straßen Weinheims – die Zahl der Autos steigt.“
Der Stadtsprecher stellt jedoch gleichzeitig fest: „Grundsätzlich ist in den besagten Straßen auf den Grundstücken und in den Garagen ausreichend Parkraum vorhanden.“ Dadurch sei es nicht möglich, Bewohnerparkausweise einzuführen. Grundsätzlich appelliere das Rathaus an die Verkehrsteilnehmer, beim Parken auf die vorgeschriebene Durchfahrtsbreite von drei Metern zu achten. „Wer das nicht tut, handelt fahrlässig und kann durch sein Handeln Menschen in Gefahr bringen.“
Mehr Rücksicht im Miteinander wünscht sich auch Anwohner Walter Heinz. Dass sich etwas in seinem Eichenweg tun soll und er künftig wohl nicht mehr auf seinem Müll sitzen bleibt, begrüßt er zwar. Heinz hat aber auch eine Befürchtung bei den städtischen Plänen: „Mit dem versetzten Parken weitet man das Problem mit den Stellplätzen aus.“ Quelle Weinheimer Nachrichten 8.3.2023 -> Von Gabriel Schwab / Bild: Fritz Kopetzky