Nachruf: Freiwillige Feuerwehr trauert um ihren Ehrenkommandanten Dietrich Neitzel – Feuerwehrdienst als Berufung empfunden

Weinheim. Dietrich Neitzel war Ehrenkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim und für viele Kameraden ein Vorbild. Denn der Feuerwehrdienst war für ihn stets mehr Berufung als Beruf. Am vergangenen Freitag ist Neitzel im Alter von 87 Jahren gestorben.

Die Alte Feuerwache in der Grundelbachstraße, die Ende 2007 abgerissen wurde, war eng mit seinem Namen verbunden. „Ich habe mein halbes Leben hier verbracht, das ist mein Lebenswerk“, sagte er damals in einem Interview mit unserer Zeitung. Schließlich hatte Neitzel 31 Jahre lang direkt neben dem großen Lehrsaal mit seiner Familie gewohnt. Als erster und damals einziger hauptamtlicher Gerätewart der Feuerwehr ließ sich Berufliches und Privates nur selten trennen. Bei Einsätzen konnte es vorkommen, dass seine Frau mitten in der Nacht in der Funkzentrale die Stellung halten musste und sein Sohn die Garagentore öffnete, wenn alle Männer vor Ort gebraucht wurden.

Als Belastung hat er dies nie empfunden. „Das war nicht nur ein Haus aus Stein, das hat gelebt“, sagte er einmal. „Samstags war das Haus immer voll, auch wenn keine Übung anstand. Diese Kameradschaft war schon etwas Besonderes“, war „Mister Feuerwehr“ dankbar für diese Momente.

Geboren wurde Dietrich Neitzel am 30. November 1923 in Stettin. 1946 kam er als Kriegsgefangener nach Weinheim; 1947 trat er seinen Dienst im Bauhof der Stadt Weinheim als Elektroinstallateur und Mechaniker an. Von 1954 bis 1986 war er hauptamtlicher Gerätewart der Feuerwehr. 1971 trat er als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim die Nachfolge von Karl Kreis sen. an, ab 1973 gehörten dazu auch die eingemeindeten Stadtteile. Ferner war er als Unterkreisführer der 14 Bergsträßer Wehren und als Mitglied im Stab des Kreisfeuerwehrverbandes Rhein-Neckar tätig. Für sein ehrenamtliches Engagement hat er viel Anerkennung bekommen, darunter die höchsten Auszeichnungen des deutschen Feuerwehrverbandes. 1988 wurde Dietrich Neitzel zum Ehrenkommandanten der Weinheimer Wehr ernannt.

Vor allem in den Bereichen der Technik, des vorbeugenden Brandschutzes, des Umweltschutzes und nicht zuletzt in der Aus- und Weiterbildung der heranwachsenden Generation setzte er neue Maßstäbe. Dieter Neitzels Lieblingskind war indes die Jugendfeuerwehr, die er bereits 1962 ins Leben rief. Dies war die erste Gründung einer Jugendfeuerwehr in Nordbaden; sie wurde richtungsweisend für viele andere Kommunen in Baden-Württemberg. „Diese Leistung war nur möglich, wo Verstand und Herz zusammen gekommen sind. Weinheim trauert um einen tatkräftigen Mitbürger, der sich für das Allgemeinwohl beispielhaft einsetzte“, würdigte gestern der amtierende Stadtkommandant Reinhold Albrecht das Wirken Dietrich Neitzels

Artikel Weinheimer Nachrichten vom 23.05.2011 pro